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Das ORF Manker-Manko

Wenn ein Kultur-Macho die von ihm Gedemütigten live als „Blockwarte“ bezeichnen darf, dann ist etwas faul im ORF. Ein Kommentar von Christian W. Mucha
© Screenshot ORF / kulturMontag am 4.3.2024, 22:30 Uhr

Paulus Manker im ORF kulturMontag

Die NDR-Dokumentation in Sachen aggressivem Verhalten, verbalen Übergriffen bis zu körperlichen Tätlichkeiten gegenüber Schauspielern die beiden bekannten Regisseure Paulus Manker und Julian Pölsler betreffend ist der Kultur-Aufreger dieser Tage.

Und was macht der ORF? Lädt Paulus Manker zu einer Diskussion in den Kulturmontag ein. Wo der Beschuldigte „seine“ Position darstellen durfte.

Eine Programmentscheidung, die an sich schon für vehemente Kritik sorgte: Denn wo 70 Beschwerden vorliegen, die den Skandal-Theatermacher über Jahre hinweg belasten, bietet der Öffentlich-Rechtliche ein Podium jenem, der für seine Allüren, seine Eskapaden, seine Pleiten, seine Verbal-Injurien und seinen Zynismus hierzulande sattsam bekannt ist.

Also: Eine glatte Programm-Fehlentscheidung.

Manker, unfrisiert, ungepflegt, mit defensiver Körpersprache, die Arme verschränkt, ist „bestürzt“ über die Vorwürfe. Die stimmen entweder nicht oder liegen so lange zurück, als dass er sich noch daran erinnern könne. Und dann passiert etwas, wo Moderator Peter Schneeberger voll aus der Spur gerät. Weil er etwas zulässt, was ungeheuerlich ist:

Denn die Aufgabe eines Moderators ist es, dort, wo ein Gast verbal entgleist, ihm zu widersprechen, einzugreifen, und Ungeheuerlichkeiten zu kontern. Als Paulus Manker äußert, die Vorwürfe gegen ihn würden von „Blockwarten“, „Kleingeistern“ und „AMS-Zombies“ geäußert, lässt Schneeberger das zu. Unwidersprochen. Völlig irr!

Eine Ungeheuerlichkeit sondergleichen, wenn man das, was der Theatermacher da absondert, genauer analysiert. Er vergleicht Menschen, die für ihn gearbeitet haben, die er übergriffig bis hin zu körperlichen Attacken unter Ausnützung seiner Autorität gedemütigt und attackiert hat, und ihre dazu beigebrachten Protokolle, als Handlungen von „Blockwarten“.

Der Ausdruck „Blockwart“, war in der NS-Zeit der Sammelbegriff für rangniedrigere Funktionäre der NSDAP. Sie waren Ansprechpartner für Denunziationen und stellten Leumundszeugnisse aus. Sie führten Buch über den Besitz und die Wohnungen der Juden (!) und leisteten entscheidende Vorarbeit für die sogenannte Arisierung. Sie brachten unendliches Leid nicht nur in jüdische Familien, vernaderten ihre Mitbewohner, wenn die gegen die Nazi-Gesetze verstießen, und waren die Nazi-Eiter-Beulen mit niedrigsten Motiven in der Bevölkerung.

Und da stellt sich ein Paulus Manker hin und vergleicht Schauspieler, die von ihm attackiert wurden und die sich – wohl nach reiflicher Überlegung – zur Wehr gesetzt haben, mit Nazi-Schergen? Und der ORF lässt das zu? Ohne dass der Moderator Schneeberger vehement widerspricht?

Dazu muss man wissen, wie der Beruf des Schauspielers funktioniert. Wer sich aus dem Fenster lehnt und sich gegen einen Regisseur auflehnt, wer das noch dazu über die Öffentlichkeit tut, der riskiert seinen Job. Denn so einer gilt als unbequem, als nicht angepasst, als schwierig, als kompliziert. Mit so einem oder so einer besetzt man nicht gerne.

Also kann man sich ausmalen, wie reiflich die handelnden Personen darüber nachgedacht haben, bevor sie sich selbst beschädigen, an die Öffentlichkeit zu gehen, und Erklärungen dazu abzugeben, oder in einer Dokumentation von ihrem Leid zu erzählen.

Hinsichtlich der ORF-Moderation – und ja auch grundsätzlich zur Entscheidung, dem unsäglichen Paulus Manker ein Podium zu bieten – gibt es nur einen einzigen Schluss: Das war eine krasse Fehlentscheidung. Ein Moderator, der etwas im Raum stehen lässt hat, das absolut inakzeptabel ist – so etwas darf dem ORF einfach nicht passieren. Dies stellt einen schweren Verstoß dagegen, wie sich ein anständiges öffentlich-rechtliches Medienunternehmen zu verhalten hat, dar.

Eine Schande!

Die sollten sich schämen in der ORF-Kulturabteilung.

Christian W. Mucha

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