Axel Springer zieht sich aus Börse zurück
Verleger-Paar übernimmt Kontrolle über Medienmarke – KKR behält das lukrative Rubrikengeschäft.

Der deutsche Medienkonzern Axel Springer hat seinen tiefgreifenden Umbau abgeschlossen. Wie der Verlag am Dienstag mitteilte, ist der im vergangenen Herbst angekündigte Deal mit den Finanzinvestoren KKR und CPP Investments unter Dach und Fach. Damit kehrt Springer nach fast 40 Jahren an der Börse wieder in den privaten Besitz zurück – mit neu definierter Rollenverteilung zwischen Journalismus und Geschäft.
Springer-CEO Mathias Döpfner und die Verlegerwitwe Friede Springer halten künftig gemeinsam 95 Prozent am Mediengeschäft. Dazu gehören die Marken Bild, Welt, Politico und Business Insider. Der ebenfalls zur Gruppe zählende Preisvergleichsdienst Idealo bleibt ebenfalls unter ihrer Kontrolle. Den verbleibenden Anteil halten Axel Sven Springer und die Friede-Springer-Stiftung.
Die Classifieds gehen an KKR
Ganz anders präsentiert sich die Eigentümerstruktur im Bereich der digitalen Kleinanzeigen: Das profitable Rubrikengeschäft mit Stepstone und Aviv – also Job- und Immobilienportalen – wird künftig in einer separaten Holding mit KKR und dem kanadischen Pensionsfonds CPP Investments geführt. Springer bleibt mit zehn Prozent als Minderheit beteiligt. Laut Schätzungen entfallen allein auf dieses Segment rund zehn der zuletzt kolportierten 13,5 Milliarden Euro Unternehmensbewertung. Der frühere Springer-Finanzchef Julian Deutz übernimmt die Leitung des neuen Unternehmensbereichs „AS Classifieds“.
„Das Beste beginnt jetzt“
Döpfner selbst spricht von einem „Neuanfang“ und stellt in einem internen Schreiben an die Belegschaft die Weichen auf KI. Wer sich nicht umfassend auf künstliche Intelligenz einstelle, werde künftig vom Markt verschwinden, so der Konzernchef. Springer sei jetzt schuldenfrei und wolle sich mit Nachdruck auf den digitalen Journalismus konzentrieren.
Kritisch betrachtet markiert die Spaltung des Unternehmens auch eine Konzentration der publizistischen Macht auf einen sehr kleinen Eigentümerkreis. Während die Finanzinvestoren sich um Wachstum und Expansion der lukrativen Plattformfirmen kümmern, gehört das journalistische Erbe nun wieder ganz der “Springer-Familie”.
(APA/red)