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Auf verlorenem Posten

Es sind drei schier unüberwindliche Drachen, mit denen sich die Ver- treter der Kommunikationsbranche konfrontiert sehen: zum einen die gigantischen Meta-Plattformen wie Google, Facebook, X, Youtube und TikTok. Zum anderen Wirtschaftsflaute und hohes Zinsniveau. Und last but not least die Auswirkungen schrecklicher Kriege in unserer nächsten Nähe. Hand aufs Herz: Dieses Match ist nicht zu gewinnen. Sohin galt es, für die Juroren beim „Kommunikator“ zu bewerten, wer sich wie — mit welchem Geschick — den übermächtigen Gegnern entgegenstemmen konnte. Und wer versagte...
© generative KI DALL:E

Die Zeiten waren schon einmal besser. Derzeit ist eher die Hoffnung angesagt, dass es nicht noch schlimmer wird. Denn die Auseinandersetzungen in Gaza lassen die Sorgenfalten eher tiefer werden. Betroffen von dem Konflikt sind nämlich – wieder einmal – die Lieferketten. Diesmal die Schifffahrt durchs Rote Meer. Frachtschiffe setzen sich dabei der Gefahr eines Angriffs aus. Entsprechend steigen die Versicherungsprämien, die Lieferungen werden verzögert. 

Auch gesellschaftlich hinterlässt die Auseinandersetzung eine Furche in Europa. Heftig wird für die eine Partei, weniger heftig für die andere Stellung bezogen. Juden fürchten wieder um ihre Sicherheit. Und ob die bevorstehenden Wahlen in den USA im Herbst die Situation verbessern können, scheint derzeit eher fraglich.

Und das ist nur einer der Drachen, der über der Branche schwebt. Und der sich mit einem zweiten gut versteht: der Wirtschaftsflaute. 

Gerade erst haben sich nach Corona die Geschäfte erholt und schienen auch schon kräftig anzuziehen, da war wieder Schluss. Langsam zwar, aber doch, kam das Wachstum zum Erliegen. Der Konsum, der in den ersten Monaten fast ungebremst weiterlief, verzögerte die Schockwelle ein wenig. Doch mit der stark gestiegenen Inflation wurde man quasi von zwei Seiten eingeschnürt: Da die Preise, in erster Linie die Energiepreise, die munter in die Höhe schossen, dort die Konsumenten, die immer wählerischer werden. Denn auch ihnen geht langsam das Geld aus. Und weil immer alles Drei sein muss, stiegen auch die Zinsen kräftig an. Damit geht sich der Kredit zur Überbrückung nicht mehr so leicht aus. Und heftige Einschnitte scheinen unvermeidlich.

Das schlägt hart in der Medien- und Kommunikationsbranche ein. Denn traditionell wird dort bevorzugt der Rotstift angesetzt. Kampagnen geraten noch mehr unter finanziellen Druck. Da ist es oft nicht die beste, sondern die erste Idee, die den Werbern einfällt. Oder jene, die sich ohne viel Aufhebens durch alle Märkte durchpeitschen lässt. Der Anspruch an die geniale Kreation, Werbung als Kunst – er wird noch auf dem einen oder anderen Festival in aller Nostalgie gepflegt. Doch gefragt ist er längst nicht mehr im täglichen Geschäft.

Und die Medien? Die kommen damit noch mehr unter Druck. Denn sparen die Unternehmen bei den Einschaltungen, sparen nun auch die Kunden bei den Abos. Die sind teuer. Und eben längst nicht mehr lebensnotwendig, um informiert zu sein. Die wegbrechenden Leser bieten den Werbekunden eine gute Gelegenheit, den Preis noch weiter zu drücken. Oder sich gleich zu verabschieden.

Und an dieser Stelle taucht auch noch der nächste Drache auf. Denn die so genannten Sozialen Netzwerke zögern nicht, die von den klassischen Medien ziehenden Kunden einzufangen. Und mit ihren unschlagbaren Angeboten die Preise noch weiter zu demolieren. So bringen sie Tageszeitungen, aber auch TV unter Druck. Ist es doch der Effizienz geschuldet, dass man lieber bei Google, Facebook oder TikTok als in der Regionalzeitung, beim heimischen Lokal-Sender oder beim österreichischen Online-Newsportal bucht. Auf Google und Konsorten greifen halt viel mehr zu. Und – die sind in Summe weit günstiger.

Noch tappen die heimischen Medienanbieter im Dunkeln, wie sie die drei Drachen bekämpfen sollen. Das zeigt sich schon alleine daran, dass wieder einige Medienhäuser ihre Produkte für immer abschalten mussten. Im vergangenen Jahr etwa traf es das Magazin biber. Die anderen, mögen sie Kurier oder Standard, Kleine Zeitung oder Krone heißen, schnüren ein Sparpaket nach dem nächsten. Zuletzt war wieder der Kurier dran. Der meldete immerhin gleich 40 Mitarbeiter beim AMS-Frühwarnsystem an. 

Zwar haben sich die Medien schon längst zu Medienhäusern erweitert und im Internet ihre Dependancen aufgeschlagen – doch noch immer scheitert es an der Monetarisierung des digitalen Angebots. So leicht sind die Leser eben nicht zu bewegen, auch für Online-Artikel zu zahlen. Und die Werbewirtschaft hat sich in die Sozialen Medien verliebt. Investierte zuletzt mehr Geld darein als in alle anderen klassischen Medien zusammengenommen. Da mag der Online-Vermarkterkreis des iab austria im vergangenen Herbst wieder einmal feststellen, dass es mit der Brand Saftey gerade auf internationalen Plattformen nicht soweit her ist. Und man eine Arbeitskraft alleine für die Ausschusslisten einstellen sollte. Bewegt hat sich (noch) nichts. 

Dunkle Zeiten also. Wer sich den Drachen halbwegs erfolgreich entgegenstellte und wer ihren heißen Atem zu spüren bekam, erfahren Sie in der neuen Ausgabe ExtraDienst

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