Attac goes Politik: Lena Gerdes am Sprungbrett
Mit der neuen Attac-Geschäftsführerin Lena Gerdes rückt eine profilierte Kapitalismuskritikerin ins Rampenlicht.

Attac beschreibt sich vielfältig und grundsätzlich weltverbessernd – als zivilgesellschaftliches Netzwerk, das sich für globale Gerechtigkeit, demokratische Wirtschaft und soziale Bewegungen einsetzt. Politisch ist die Organisation längst in den institutionellen Kreisen angekommen. Die frisch bestellte Geschäftsführerin Lena Gerdes steht als nächste in der Reihe jener Aktivisten, die einen Karriereschritt vor der eigentlichen Karriere hinlegen. Während Gerdes das Attac-Geschäft führend übernimmt, hat ihr Vorgänger den Sprung in den Arbeitnehmer-Himmel geschafft: ins Büro von Andi Babler.
Akademische Fundierung, politisches Profil
Gerdes studierte „Socio-ecological Economics and Policy“ an der WU Wien sowie „Liberal Arts and Sciences“ mit Schwerpunkten auf Governance und internationale Beziehungen in Freiburg. Ab 2018 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der WU tätig und schloss dort ihren PhD in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ab – mit Fokus auf alternative Wirtschaftsmodelle, globale Lieferketten und Gemeingüter. In ihrer Forschung beschäftigte sie sich mit der Frage, wie ökonomische Strukturen soziale und ökologische Krisen mitverursachen – und welche Alternativen denkbar sind. Seit 2019 engagiert sie sich ehrenamtlich bei Attac, ab 2021 als Vorstandsmitglied.
Sprungbrett mit Anschluss
Dass Attac für seine führenden Köpfe als Sprungbrett in Richtung klassischer Parteipolitik taugt, zeigt nicht zuletzt der Weg von Answer Lang. Der frühere Kommunikationschef der Arbeiterkammer war zuletzt Geschäftsführer von Attac Österreich – bis ihn Medienminister Andreas Babler ins Kabinett holte. Dort ist Lang heute stellvertretender Kabinettschef und zuständig für Medienpolitik und Medienrecht.
Der Weg von zivilgesellschaftlichem Engagement in die Politik ist kein Einzelfall und längst etabliert. NGOs, Thinktanks und Vorfeldstrukturen bieten talentierten Köpfen eine Bühne, bevor sie in politischen Entscheidungspositionen landen. Daran ist nichts auszusetzen. Bemerkenswert bleibt nur, wie geschmeidig der Übergang manchmal verläuft – und wie gut auch die härteste Systemkritik in eine gut organisierte Karriere passt.
(red)