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Manipulierte Trump-Rede bringt BBC ins Wanken

Nach der verfälschten Darstellung einer Trump-Rede steht die BBC massiv unter Druck – und nicht allein.

10.11.2025 9:31
Redaktion
© Adobe
British Broadcasting Corporation (BBC) Zentrale

Was für die traditionsbewusste BBC als investigative Aufarbeitung begann, endete in einer publizistischen Blamage. Die britische Rundfunkanstalt hat in einer Fernsehdokumentation zentrale Passagen der Trump-Rede vom 6. Jänner 2021 so zusammengeschnitten, dass der Eindruck entstand, der damalige US-Präsident habe seine Anhänger direkt zum Sturm auf das Kapitol aufgerufen. Tatsächlich lagen zwischen den zusammengesetzten Sätzen mehrere Minuten. Generaldirektor Tim Davie und Nachrichtenchefin Deborah Turness traten zurück, noch bevor das britische Parlament die Affäre im Kulturausschuss behandeln konnte.

Der Skandal traf die BBC an einer empfindlichen Stelle: ihrer moralischen Autorität. Seit Jahren gilt der Sender als globaler Maßstab für journalistische Seriosität, im eigenen Land aber als Symbol einer zunehmend moralisierenden Medienelite. Kulturministerin Lisa Nandy sprach von „äußerst schwerwiegenden“ Vorwürfen und verwies auf den Verdacht einer „systemischen Voreingenommenheit“ in der Berichterstattung.

Millionenschwere Vergleiche in den USA

Der Fall reiht sich in eine Serie von Fällen ein, in denen Medienhäuser für manipulative oder voreingenommene Trump-Darstellungen teuer zahlten. YouTube, Tochterkonzern von Alphabet, legte im September 2025 rund 22 Millionen US-Dollar auf den Tisch, um einen Rechtsstreit über die Sperrung von Trumps Kanal beizulegen. Die Plattform hatte das Konto nach dem Kapitol-Sturm gelöscht und sah sich später mit einer Klage wegen politischer Diskriminierung konfrontiert.

Auch andere US-Sender wählten den Weg des Vergleichs: ABC News zahlte 15 Millionen Dollar, nachdem Trump wegen falscher Aussagen eines Anchors geklagt hatte; Paramount Global, Muttergesellschaft von CBS News, beglich eine ähnliche Klage mit 16 Millionen Dollar. Die Summen sind für Konzerne dieser Größenordnung verkraftbar – das Reputationsdefizit bleibt.

Manipulative Haltung

Dass nun auch die BBC, die jahrzehntelang als Vorbild westlicher Informationskultur galt, ins Zentrum solcher Vorwürfe rückt, markiert einen Wendepunkt. Es geht längst nicht mehr um einzelne Fehler, sondern um eine Erosion des Vertrauens in jene Institutionen, die Öffentlichkeit gestalten. Zunehmend wird sichtbar, dass die Gefahr manipulativer Nachrichten nicht allein Trumps Politik betrifft, sondern auch andere Themenfelder berühren kann.

(APA/red)

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