Vernetzte Löwinnen der Medienbranche 2025
Seit 2006 zeichnet der Journalistinnenkongress Frauen im Journalismus aus – klassisch in Gold, Silber und Bronze.
Die MedienLÖWINNEN werden jährlich vom Österreichischen Journalistinnenkongress vergeben. Mit der Goldenen, Silbernen und dem Team-Preis – dem sogenannten MedienLÖWEN – werden Journalistinnen und Redaktionen geehrt, die gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und die Lebensrealität von Frauen sichtbar machen.
Frühe Ehre für eine Unermüdliche
Nina Horaczek, Jahrgang 1977 und Chefreporterin des Falter, wurde am Dienstagabend im Haus der Industrie mit der Goldenen MedienLÖWIN ausgezeichnet. Die Jury würdigte ihr „bisheriges Lebenswerk“. Horaczek steht seit Jahren für klare Sprache, präzise Analyse und politischen Mut – Eigenschaften, die ihr nicht nur Respekt, sondern auch mediale Präsenz weit über die Redaktion hinaus eingebracht haben.
Frauenarmut als journalistisches Thema
Mit der Silbernen MedienLÖWIN wurde Veronika Mauler vom ORF geehrt. Ihre Ö1-Reportage „Alt, arm, weiblich“ beleuchtet die strukturellen Ursachen weiblicher Altersarmut – von Pensionslücken bis zu unbezahlter Care-Arbeit. Die Jury lobte ihre präzise Verbindung von Daten und Einzelschicksalen, die aus einem abstrakten Problem ein greifbares gesellschaftliches Thema macht.
Maulers Arbeit zeigt exemplarisch, wie öffentlicher Rundfunk soziale Fragen mit journalistischer Tiefe aufbereiten kann – und dass gerade weibliche Perspektiven dazu beitragen, blinde Flecken im Diskurs zu schließen. Dazu zählt das Dilemma vieler armutsbetroffener Pensionistinnen, Kinder großgezogen zu haben, in Teilzeit gearbeitet zu haben, geschieden oder nie verheiratet gewesen zu sein – und dadurch wertvolle Versicherungsjahre verloren zu haben, was sich in einem niedrigen Pensionseinkommen niederschlägt.
Seriöse Aufarbeitung eines sensiblen Falls
Der MedienLÖWE 2025 ging an das Redaktionsteam von orf.at unter Leitung von Julia Ortner für die Berichterstattung zum Fall Gisèle Pelicot. Die Serie zeichnet die Geschichte einer Frau nach, die nach erlittener Gewalt ihre Stimme erhob und damit eine gesellschaftliche Debatte anstieß.
Das ORF-Team setzte dabei nicht auf Enthüllung, sondern auf Kontext: Es griff die bereits bekannten Informationen auf, ordnete sie journalistisch ein und zeigte Empathie im Umgang mit sensiblen Themen. Dass eine solche redaktionelle Leistung ausgezeichnet wird, unterstreicht den Stellenwert sorgfältiger, respektvoller Berichterstattung im digitalen Zeitalter.
Die MedienLÖWINNEN 2025
Die Auszeichnungen zeigen, dass guter Journalismus dann entsteht, wenn Empathie, Genauigkeit und gesellschaftliche Wirkung im Gleichgewicht stehen. Dass dieses Gleichgewicht eine dezidiert weibliche Note trägt, ist die große Stärke – und zugleich Ansporn für die heutigen und zukünftigen MedienLÖWINNEN des Landes.
(OTS/red)