Dialog mit Kongress-Journalisten in Hohenems
Der „Internationale Journalistenkongress“ einer libertären Stiftung versammelt ein heterogenes Feld an Rednern.

Am 17. und 18. Oktober lädt die Liechtensteiner libertatem-Stiftung in die Otten Gravour in Hohenems zum vierten „Internationalen Journalistenkongress“. Der Veranstalter spricht von einem Treffpunkt für Medienschaffende aus dem gesamten deutschsprachigen Raum – mit Teilnehmenden aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein. Auf dem Programm stehen Impulsreferate, Podiumsdiskussionen und praxisnahe Workshops. Die Teilnahme ist kostenlos, die Stiftung subventioniert die Ausbildungselemente großzügig.
Moderiert wird das zweitägige Treffen von der Vorarlberger Moderatorin Denise Neher und dem Medienunternehmer Gernot Hämmerle. Im Fokus stehen, laut Ankündigung, die Fragen „Was sollen, dürfen, müssen Journalisten?“ und „Die Rolle der Medien in Krisenzeiten“.
Ein breites Spektrum
Die Liste der Referentinnen und Referenten ist alles andere als ein astreines Journalisten-Panel. Hier werden Gegensätze auf engem Raum gebündelt. Neben dem langjährigen ORF-Korrespondenten Christian Wehrschütz, dem Schweizer Kriegsreporter Luca Steinmann und „Falter“-Redakteurin Barbara Tóth treten auch Gudula Walterskirchen (Libratus Magazin), Publizistin Birgit Kelle, Spindoktor Gerald Fleischmann sowie Vertreter des deutschen Online-Portals NIUS auf.
In Summe entsteht eine Bühne, auf der klassische Redaktionsjournalisten neben medienpolitisch ambitionierten Unternehmern und Meinungspublizisten stehen. Dass ausgerechnet PR-Berater Gerald Fleischmann dort über ‚Message Control von morgen‘ spricht, passt ebenso ins Bild wie die Präsenz von NIUS-Redakteuren. Die Zusammensetzung zeigt, dass die Veranstalter die Grenzen zwischen publizistischer Plattform und politischem Meinungsmedium bewusst offen halten.
Ein Reigen der Dialoge
Offiziell versteht sich der Kongress als Ort des Dialogs. Das Rahmenprogramm spricht junge Journalistinnen und Journalisten an, die in Workshops zu Interviewtechnik, Wissenschaftsjournalismus oder Boulevard-Praxis geschult werden. Inhaltlich jedoch verschiebt sich der Schwerpunkt – mit Themen wie „Was Journalismus von Aktivismus unterscheidet“ und „Die Corona-Generation“ etwa, was den Grundthemen aus der libertären oder rechtsliberalen Szene Gewicht verleiht.
Gemeinsam über alles zu reden, mag gut und demokratisch klingen. Doch wenn Akteure auftreten, deren erklärtes Ziel es ist, ein politisches Weltbild unter dem Etikett „unabhängiger Journalismus“ zu verbreiten, verschwimmen die Grenzen zwischen Dialog und Meinungsbildung. Das Zusammenführen solcher Stimmen in einem Kongressformat kann jedoch auch neue Sichtweisen eröffnen.
Wenn etablierte Medien sich hierfür mit den neuen Medien an einen Tisch setzen, treffen sie sich auf anderen Ebenen wieder. So werden aus Streitgegnern neue Kollegen und Kolleginnen.
(red)