Antisemitismusdebatte erreicht Böhmermann
Der Satiriker bringt eine neue Show ins ZDF, steht aber zugleich in der Kritik für seine offenkundigen Sympathien.

Am Mittwoch, 1. Oktober 2025, meldet sich Jan Böhmermann mit seiner Show Lass dich überwachen! zurück. Das Format, bei dem ahnungslose Besucher:innen des „ZDF Magazin Royale“ plötzlich selbst zum Kandidat werden, ist ab 18.00 Uhr im ZDF-Streaming-Portal abrufbar und läuft um 20.15 Uhr im Hauptprogramm. Direkt danach folgt online das Anschlussformat Lass dich überwachen! – Die halbe Stunde danach, moderiert von Anna Neudecker.
Für Überraschungen ist gesorgt: Die Produktion nutzt über Monate gesammelte Social-Media-Spuren, um persönliche Geschichten der Zuschauer auf die Bühne zu holen – von einer Kunstaktion in Solingen bis zu einem Live-Auftritt auf einer Festivalbühne.
Absage in Berlin
Parallel zur TV-Premiere wird der Moderator mit einer politischen Debatte konfrontiert. Ein Konzertabend, den er gemeinsam mit dem Haus der Kulturen der Welt (HKW) in Berlin am 7. Oktober 2025 plante, wurde kurzfristig abgesagt. Grund sind Antisemitismusvorwürfe gegen den Rapper Chefket, der dort auftreten sollte.
„Wir sehen und hören den Einspruch insbesondere auch von jüdischer Seite gegen den Konzertabend. Diesen Einspruch nehmen wir ernst“, erklärten Böhmermann und das HKW in einer gemeinsamen Mitteilung. Man könne die Integrität der Veranstaltung nicht mehr garantieren.
Politische Dimension
Böhmermann und das HKW betonten, ihre Haltung sei eindeutig: Jede Form von Antisemitismus werde abgelehnt, gleichzeitig bleibe künstlerischer Austausch ein wichtiges Gut. Das ZDF selbst stärkt seinem Moderator seit Jahren den Rücken – auch wenn er regelmäßig über den engeren Rahmen von Satire hinausgeht und die Kunstfreiheit dafür in Anspruch nimmt. Abseits der Debatte will der Sender mit der neuen Ausgabe von Lass dich überwachen! am 1. Oktober zeigen, dass Böhmermanns Rolle als scharfzüngiger Unterhalter ungebrochen ist. Kritiker meinen: Wer den kleinen Politiker darin nicht zu erkennen vermag, verschließt die Augen.
Social-Media-Spuren
Das Showkonzept selbst bringt eine doppelte Botschaft mit sich. Während Böhmermann in seinen Formaten immer wieder digitale Überwachung, Datensammlungen und algorithmische Kontrolle kritisiert, lebt Lass dich überwachen! genau davon. Über Monate hinweg wertet das Team Social-Media-Spuren und Online-Aktivitäten des Studiopublikums aus, um daraus Einspieler und Bühnenszenen zu gestalten. Die Ironie: Die Kritik am Überwachtwerden wird hier selbst zur Unterhaltung – die Frage ist, ob er bei manchen Gruppierungen überhaupt ein Problem damit hätte?
(APA/red)