Thomas Brezina: “Mein Erzählen geht weiter”
Nach dem Ende von KidsTV verabschiedet sich Thomas Brezina vom ORF, betont aber seine weitere Präsenz im TV.

Thomas Brezina hat am Montag die Auflösung seiner Produktionsfirma KidsTV bekanntgegeben – und gleichzeitig versichert, dass er dem Fernsehpublikum erhalten bleibt. „Mein Erzählen geht weiter“, sagte der Kinderbuchautor und TV-Macher in sozialen Medien. Damit stellte er klar, dass sein Rückzug nicht das Ende seiner Arbeit bedeutet, sondern lediglich den Schlusspunkt einer langen Kooperation mit dem ORF markiert.
Ein schwerer Moment
In einer internen Mitteilung an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sprach Brezina von einem „besonders schweren Moment“. Er habe „40 Jahre lang für den ORF gearbeitet – und vor 20 Jahren KidsTV im Auftrag des ORF gegründet“. Nun sei unter den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für 2026 eine Fortführung nicht mehr möglich. Laut Firmenbuch beschäftigte KidsTV zuletzt elf Personen.

Doch das öffentliche Bedauern war nur die eine Seite. Schon in den ersten Stellungnahmen klang an, dass es für Brezina im Fernsehen weitergehen wird – möglicherweise auch bei anderen Sendern. ORF-Generaldirektor Roland Weißmann betonte in einer Aussendung, Brezina habe „das Kinderprogramm geprägt wie kein anderer vor ihm“. Zugleich ließ er die Tür für künftige Kooperationen offen.
Details zur Konstruktion
Die Entstehungsgeschichte von KidsTV thematisiert Brezina im Standard-Interview: Er betont, er habe die Firma „im Auftrag des ORF“ gegründet. Das klingt nach einem Modell, das über eine reine Auftragsproduktion hinausgeht. In einem Unternehmen wie dem ORF, das über eigene Studios und Personal verfügt, wirkt ein solches Outsourcing zumindest ungewöhnlich.
Hinzu kommt: Kaum ist der ORF-Auftrag gestrichen, wird die Firma geschlossen. Für die Betroffenen bedeutet das nicht nur den Verlust ihrer Arbeitsplätze. Es drängt sich auch die Frage auf, ob für sie jene Schutzbestimmungen gelten sollten, die im Falle von Umstrukturierungen innerhalb des ORF vorgesehen sind. Schließlich hing die Existenz von KidsTV direkt am öffentlichen Auftrag.
Ein Muster mit System
Es liegt nahe, dass Thomas Brezina und das ORF-Management diesen Schritt gut kalkuliert haben. Die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ausgewiesene Profis – doch die Frage bleibt, ob ihre künftigen Arbeitsbedingungen jenen im ORF vergleichbar sein werden – oder zumindest jenen, die sie bei KidsTV hatten.
Der Fall verweist auf eine Praxis, die beim ORF seit Jahrzehnten kritisiert wird: externe Dienstleister, deren Mitarbeiter nicht die gleichen Konditionen wie reguläre ORF-Angestellte haben. Während Top-Kreative wie Brezina sich als freie Produzenten durchaus positionieren können, trifft das auf viele technische und redaktionelle Kräfte weniger zu. Dort sind niedrigere Löhne und freie Verträge gängige Realität.
Die Auflösung von KidsTV führt so über den Einzelfall hinaus. Sie erinnert daran, dass Outsourcing im ORF nicht nur kreative Freiheiten ermöglicht, sondern auch Ungleichheiten schafft – auf Kosten jener, die die Programme tagtäglich umsetzen.
(APA/red)