ORF Stiftungsräte auf Linie: „Wie am Schnürchen“
Von Kundenservice bis Spitzengehälter – Lederer und Schütze nutzen das Pressegespräch für Drängendes.

Im Umgang mit den Zahlerinnen und Zahlern der ORF-Haushaltsabgabe hat die ORF-Beitrags Service GmbH (OBS) noch Aufholbedarf. Das erklärten am Mittwoch ORF-Stiftungsratsvorsitzender Heinz Lederer und sein Stellvertreter Gregor Schütze bei einem Pressegespräch. Fehler bei Adressänderungen oder Befreiungsanträgen müssten „dramatisch abgestellt“ werden, forderte Lederer. Schütze sprach vom Ziel, die OBS zur „kundenfreundlichsten Stelle der Republik“ zu machen. „Es muss dort wie am Schnürchen funktionieren“, betonte er.
Nebenerwerbstätigkeiten
Die Kundenfreundlichkeit endet nicht beim reibungslosen Inkasso der ORF-Gebühren, wie beim nächsten Thema klar wurde. Auch die eigene “Kundschaft” möchte bedient werden. Bei Nebenerwerbstätigkeiten sollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ORF, die typischerweise nur einen Bruchteil dessen verdienen, was manche Stars aufgrund ihrer Bekanntheit lukrieren, künftig mitnaschen dürfen. Rund zehn bis 15 Prozent solcher Nebenverdienste könnten in einen Fonds fließen, der Kollegen etwa für Fortbildungen zur Verfügung steht, meint Lederer.
Klingt nach Solidarität, könnte aber auch missverstanden werden – nach dem Motto: Wer zahlt, darf weiterverdienen – und kauft sich Ruhe.
Spitzenverdiener
Noch befremdlicher wirkt Lederers Kritik an einer gesetzlichen Transparenzregelung. ORF-Mitarbeiter mit mehr als 170.000 Euro Jahreseinkommen müssen seit kurzem namentlich veröffentlicht werden. „Eine solche Personalisierung kann furchtbare Auswirkungen haben. Sie bedeutet für viele einen enormen psychischen Druck“, sagte er.
Ein bemerkenswerter Satz – schließlich geht es nicht um Durchschnittsgehälter, sondern um absolute Spitzenverdienste, die von Gebührenzahlern finanziert werden. Eine Anspielung auf den Fall Kratky liegt nahe – obwohl der sich nie öffentlich beschwert hat, zu gut verdient zu haben. Auch nicht nach seinem Rücktritt.
Eigene Sicherheit
Neben diesen Fragen kündigten Lederer und Schütze an, auch das Thema Sicherheit bei der kommenden Stiftungsratssitzung zu behandeln, nachdem Aktivisten unlängst bis vor den ORF-Newsroom vorgedrungen waren. Ebenso steht ein Austausch mit den Verbänden der Zeitungen und Privatsender über Medienstandort und Urheberrechtsfragen auf der Agenda.
Strukturerhalt
Mit Blick auf das ORF-Programm 2026 zeigten sich beide zufrieden: „Es gilt, in der Struktur zu sparen und nicht im Programm“, so Schütze. Für die Jahre 2023 bis 2029 sind Sparpakete in Höhe von insgesamt rund 465 Millionen Euro vorgesehen.
(APA/red)