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Ära Wegscheider bei ServusTV geht zu Ende

10.09.2025 9:30
Redaktion
© Schlager / APA
Servus TV-Intendant Ferdinand Wegscheider

Ferdinand Wegscheider gibt mit Ende September die Leitung von ServusTV ab. Er bleibt für den Salzburger Privatsender jedoch in beratender Funktion tätig und führt auch seinen umstrittenen Wochenkommentar “Der Wegscheider” fort. Das teilte ServusTV gegenüber der APA mit. Details zu seiner Nachfolge sollen “zeitnah” folgen. Als General Manager agiert gegenwärtig Goetz Hoefer.

Wegscheider gehört zweifelsohne zu den polarisierendsten Personen des heimischen TV-Journalismus. Der langjährige ServusTV-Intendant feierte am 2. September seinen 65. Geburtstag und gründete schon früh in seiner Karriere mit Uni Pro sein erstes eigenes Medienunternehmen. Mitte der 90er ließ er Salzburg TV erstehen – zu einer Zeit, als das Privatfernsehen in Österreich von Rechts wegen noch gar nicht erlaubt war.

Kein Nachfolger in Sicht

Wer Wegscheider nachfolgen soll, ist offen. Als General Manager agiert Goetz Hoefer. Wegscheider stand seit 2016 an der Spitze des Privatsenders und führte ihn u.a. dank teurer Sportrechte und einer traditionell-ländlichen Ausrichtung zum quotenstärksten Privatsender des Landes. 2024 betrug der Marktanteil 5,3 Prozent. Vor kurzem erzielte ServusTV mit Formel 1 und ÖFB-Länderspiel den erfolgreichsten Tag des laufenden Jahres 2025.

Man kann ohne Übertreibung festhalten, dass Wegscheiders Kurs den Salzburger Sender an die Spitze der österreichischen Privat-TV-Anbieter gelenkt hat. Dennoch wird sein Abschied als längst hinfällig erachtet. Mit seiner schonungslosen Kritik an der Politik und den Medien hat er viele irritiert – und nicht zuletzt auch vergrault.

“Der Wegscheider” vor Gericht

Mit seinem bissigen Wochenkommentar “Der Wegscheider” beschäftigt er deshalb auch Gerichte. Ursprünglich hatte die Medienbehörde KommAustria fünf Verstöße gegen das Objektivitätsgebot des Audiovisuellen Mediendienste-Gesetzes erkannt, allen voran im Zusammenhang mit der Behandlung der Coronapandemie. Das Bundesverwaltungsgericht hatte daraufhin diesen Bescheid aufgehoben, allerdings dabei die Objektivität des gesamten Senders und nicht der einzelnen Sendungen geprüft, wie der Verwaltungsgerichtshof (VwGH) feststellte. Daher sei der Fall erneut zu prüfen.

  • Das Bundesverwaltungsgericht hat den Bescheid der Medienbehörde KommAustria vom 23.12.2022 zum wöchentlichen Satireformat „Der Wegscheider“ ersatzlos aufgehoben.
  • Nach einer Beschwerde des Presseclubs Concordia hatte die Medienbehörde bei fünf Ausgaben des satirischen Wochenkommentars „Der Wegscheider“ per Bescheid Verstöße gegen das Objektivitätsgebot des Audiovisuelle-Mediendienste-Gesetzes (AMD-G § 41 Abs. 1) festgestellt.
  • Der Berufung von ServusTV gegen diesen Bescheid der Medienbehörde KommAustria wurde am 20.6.2023 durch das Bundesverwaltungsgericht stattgegeben, der angefochtene Bescheid somit aufgehoben. Diese Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig.

Ferdinand Wegscheider äußerte sich darüber so: „Wir freuen uns, dass das BVwG klar festgestellt hat, dass es sich bei meinem satirischen Wochenkommentar nicht um eine Berichterstattung, Informationssendung oder Nachrichtensendung handelt und somit keine Rechtsverletzung gegen das Objektivitätsgebot des Audiovisuelle Mediendienste-Gesetzes vorliegt. Insofern ist die Aufhebung des Bescheids der Medienbehörde ein wichtiger Etappensieg und ein Erfolg für unabhängigen Journalismus in Österreich.“

Salzburg TV Gründer

Wegscheider gründete Mitte der 90er-Jahre den Vorgänger von ServusTV. Er hob Salzburg TV aus der Taufe, als Privatfernsehen in Österreich per Gesetz noch nicht erlaubt war. Erst 2002 erhielt der Sender eine Lizenz. Fünf Jahre später übernahm das Red Bull Media House den Sender und machte daraus ServusTV. Wegscheider verließ den Privatsender für mehrere Jahre, kehrte 2014 aber als Infochef zurück. Zwei Jahre später stieg er zum Intendanten auf. Zu Jahresbeginn verdichteten sich die Anzeichen, dass die absolute Macht Wegscheiders bald fallen könne.

(APA/red)

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