ATV beendet „Das Geschäft mit der Liebe“
Nach Sexismus-Kritik zieht ATV den Stecker beim Reality-Kultformat – ein Comeback bleibt möglich.

ATV zieht die Reißleine: Das Reality-Format „Das Geschäft mit der Liebe“ wird vorerst nicht fortgesetzt. Unterhaltungschef Oliver Svec bestätigte gegenüber DWDL.de und der APA, dass keine neue Staffel beauftragt wird. „Wir schließen aber einen Relaunch dieser starken Marke in der Zukunft nicht aus“, so Svec.
Die Entscheidung kam überraschend. Die elfte Staffel war nach Sexismusvorwürfen zunächst vom Netz genommen, dann überarbeitet und schließlich mit Warnhinweisen wieder ausgestrahlt worden. 85.000 Zuschauer verfolgten das Comeback – ein Wert, der die Erwartungen offenbar nicht erfüllte.
Kultfiguren im Rampenlicht
Über die Jahre wurde das Format vor allem durch seine Protagonisten zum Kult. Namen wie Heinz Novak, Robert Nissel, Chicken Charly, Nuss Walter oder Mario Orsolics. Sie prägten die Serie und sorgten für bizarre Momente zwischen Fremdscham, Peinlichkeit und Skurrilität. Manche von ihnen sind längst im Rentenalter, doch durch die ständigen Wiederholungen blieben sie im ATV-Kosmos stets präsent.
Einer besonders: Robert Nissel, der sich als „Lovecoach“ inszenierte und mit seiner philippinischen Frau Yulen und Sohn Alexander immer wieder Storylines lieferte. Heinz Novak wiederum suchte – mehrfach geschieden – in Osteuropa nach einer neuen Partnerin und scheute sich nicht, die eigenen Vorstellungen unverblümt zu formulieren.
Zum Fremdschämen
Die Dramaturgie der Staffeln war stets ähnlich: Österreichische Herren reisten nach Russland, Kasachstan, in die Slowakei oder nach Thailand, wo Partneragenturen Castings mit jungen Frauen organisierten. Sprachbarrieren, Kulturklischees und das offensichtliche Machtgefälle wurden dabei nicht verschleiert, sondern zum Motor der Inszenierung.
Wiederkehrende Episoden bestanden aus Trinkgelagen, Streitigkeiten zwischen den Männern, aber auch aus dem Versuch, romantische Funken zu inszenieren. Während Nissel den seriösen Familienvater spielte, suchte Novak bevorzugt nach deutlich jüngeren Frauen – ein Konzept, das ATV als ‚Reality‘ verpackte, das jedoch oft genau dort anstreifte, was schon der Sendungstitel verriet: Prostitution, das Geschäft mit der Liebe.
Kein gutes Geschäft
Die Serie war für ATV über mehr als ein Jahrzehnt ein Quotenbringer – und zugleich ein Reizthema, das zuletzt Protest hervorrief, weil die Produktionscrew das Schauspiel über den dokumentarischen Rahmen streckte, was bei so wenig darstellerischem Talent schlussendlich nur noch nervte. Die Beteiligten verdienten offiziell nichts an ihren Auftritten, abgesehen von Reisekostenübernahmen und zweifelhaftem Bekanntheitsgrad.
Das Format endet vorerst, doch der Sender lässt die Tür für eine Neuauflage offen. Ob ein Comeback die Gratwanderung zwischen Trash-Unterhaltung und moralischer Grenzüberschreitung bestehen könnte, bleibt offen.
(APA/red)
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