Sommergespräche: Von munter bis dumpa
Kickl sorgte für das meistgesehene ORF-Sommergespräch 2025 und übertraf seine Konkurrenten deutlich.

Der ORF wollte mit den heuer erstmals vorab aufgezeichneten Sommergesprächen das Sommerlicht auskosten. Ein erhellende Begründung, die in der Praxis zu einem auffälligen Kontrast führte: Während Leonore Gewessler im August noch im goldenen Abendlicht saß, rückten Christian Stocker und Herbert Kickl bereits ins Zwielicht. Von „munter“ bis „dumpa“ – so lässt sich die Staffel 2025 atmosphärisch, aber auch inhaltlich zusammenfassen.
Ein munterer Auftakt
Am 11. August eröffnete Grünen-Chefin Leonore Gewessler die Reihe. Moderator Klaus Webhofer gab bei seinem Debüt den Ton vor: kein Aufwärmen, kein Small Talk, sondern ein sofortiger Konfrontationseinstieg. Gewessler antwortete optimistisch, griff zum Dialekt und versuchte, ihr neues Oppositionsprofil hell auszuleuchten. 450.000 Zuschauer:innen verfolgten das Gespräch, Marktanteil 21 Prozent.

Eine Woche später war Beate Meinl-Reisinger an der Reihe. Ihr Gespräch lockte 463.000 Seher:innen, Marktanteil 20 Prozent. Die liberale Parteichefin setzte auf sachliche Botschaften, die weniger markant blieben.

Am 25. August trat SPÖ-Chef Andreas Babler an. 470.000 Menschen sahen zu (20 Prozent Marktanteil). Obwohl dies den Staffel-Bestwert bis dahin darstellte, lag er deutlich unter Bablers Vorjahresrekord – ein Schatten im Vergleich zum damaligen Höhenflug.

Am 1. September saß Christian Stocker am grünen Stuhl. Mit 531.000 Zuschauer:innen und einem Marktanteil von 23 Prozent lag er klar über den Werten der Oppositionsführer. Doch sein Auftritt fand bereits im Dämmerlicht statt – sinnbildlich für einen Kanzler, der sich moderat, aber wenig strahlkräftig präsentierte. Zum Vergleich: Sein Vorgänger Karl Nehammer hatte im Vorjahr beim ORF-Sommergespräch noch durchschnittlich 737.000 Seher:innen erreicht.

Den Schlusspunkt setzte am 8. September FPÖ-Chef Herbert Kickl. Sein Gespräch brachte die höchste Reichweite der gesamten Staffel: durchschnittlich 706.000 Sehern (29 Prozent Marktanteil), Spitzenwert 747.000. Damit lag er weit vor allen Konkurrenten 2025 – und sogar über den ÖVP-Wert von Nehammer im Vorjahr. Den Spitzenwert von Babler 2024 erreichte er hingegen nicht.
Von Licht zu Schatten
Insgesamt verfolgten 2,6 Millionen Menschen zumindest eines der fünf Sommergespräche 2025, im Schnitt 524.000 pro Ausgabe. Damit blieb die Reihe unter den Spitzenwerten des Vorjahres, zeigte aber erneut ihre Relevanz im Polit-Sommer.
Das Fazit fällt doppelt aus: Entweder dokumentieren die rückläufigen Quoten bei Gewessler, Meinl-Reisinger und Babler eine wachsende Politikmüdigkeit im linearen Fernsehen – oder aber sie bestätigen, dass Kickl weit mehr Menschen mobilisiert als alle anderen Parteichefs. Aktuellen Umfragen zufolge wäre das keine große Überraschung.
(red)