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Handelspreise: Die Macht der Lieferanten

Konsumenten leiden unter höheren Preisen als in vielen Nachbarländern – Experten zeigen auf, warum das so ist.

28.08.2025 10:58
Redaktion
© Adobe

Österreichs Lebensmittelpreise sorgen weiter für Debatten. Im Juli lag die Inflation laut Statistik Austria bei 3,6 Prozent, Lebensmittel verteuerten sich sogar um 5,2 Prozent. Bundeskanzler Karl Stocker (ÖVP) sprach im oe24.TV-Sommergespräch von einem „Österreich-Aufschlag“ und kündigte an, die Teuerung auf zwei Prozent drücken zu wollen. Eine Senkung der Mehrwertsteuer könne sich Österreich aber nicht leisten, so der Kanzler.

Rewe-Chef legt Zahlen vor

Auf dem selben Sender nahm Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti Stellung. Er wies die Vorwürfe zurück, der Handel bereichere sich übermäßig an den gestiegenen Preisen. „Die Preise im Supermarkt würden die Handelsriesen nicht überaus reich machen. Vielmehr werde das Geld wieder in Österreich investiert“, erklärte Haraszti.

Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti zu Gast im Fellner! live Studio

Auf einer von oe24.TV (hier geht’s zum Beitrag) präsentierten Grafik legte der Manager offen, wie sich die Preise zusammensetzen: Zwei Drittel vom Regalpreis (64,2 Prozent) hängen von den Einkaufspreisen ab. 13,4 Prozent entfallen auf Personalkosten, zehn Prozent auf Logistik und Energie, 9,1 Prozent auf die Mehrwertsteuer. „Die durchschnittliche Marge, also der Gewinn, liegt bei einem Prozent“, so Haraszti.

Industrie diktiert die Preise

Damit richtet sich der Fokus klar auf die Lieferanten. „Auch unsere Einkaufspreise sind gestiegen“, sagte Haraszti. Gründe seien unter anderem höhere Energie- und Arbeitskosten. „Die Arbeitskosten in Österreich sind um 31 Prozent höher als in Deutschland oder um 59 Prozent höher als im EU-Schnitt.“

Diese Sichtweise deckt sich mit Analysen, die zuletzt auch in anderen Medien aufgezeigt wurden: Kleine Märkte wie Österreich sind auf höhere Einkaufspreise angewiesen, während große Absatzländer wie Deutschland günstigere Konditionen erhalten.

Aktionen prägen den Markt

Ein weiterer Unterschied zum Nachbarland betrifft das Einkaufsverhalten. Laut Haraszti liegt der Aktionsanteil in Österreich bei rund 40 Prozent. Während in Deutschland die Strategie über den Dauertiefpreis läuft, wird hierzulande mit Flugblättern und Rabatten gearbeitet. Für Konsumenten bedeutet das zwar kurzfristige Entlastung, im Gesamtbild aber schwer vergleichbare Preisniveaus.

Bedeutung für Werbung

Für die Kommunikationsbranche hat diese Preisdiskussion eine ganz eigene Dimension. Rabattaktionen, Sonderangebote und Preisnachlässe sind ohne massive Werbeunterstützung nicht denkbar. Flugblätter, Beilagen, Online-Kampagnen und TV-Spots werden zum wichtigsten Bindeglied zwischen Handel und Konsumenten. Die Handelsriesen investieren Millionenbeträge, um ihre Aktionen sichtbar zu machen – Budgets, von denen Agenturen, Medien und die gesamte Kommunikationswirtschaft unmittelbar abhängen. Mit einem Aktionsanteil von 40 Prozent steht fest: Der Handel bleibt einer der zentralen Werbetreiber des Landes. Und solange sich die Preisschlacht um Joghurt, Shampoo und Co. in Werbeflächen und Online-Spots niederschlägt, profitieren all jene, die am Tropf dieser Budgets hängen.

(red)

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