Kommt Felix Baumgartner in den Himmel?
Der Extremsportler wurde zur medialen Projektionsfläche – und zum Symbol eines Senders im Höhenflug.

Felix Baumgartner war nie einfach nur ein Sportler. Er war ein Bild, ein Moment, ein Mythos. Als er am 14. Oktober 2012 aus 38.969 Metern Höhe sprang, hielt die Welt den Atem an – und sah dabei zu. Der Stratosphärensprung war ein Ereignis, wie es nur alle paar Jahrzehnte passiert: technisch kühn, visuell spektakulär und medial minutiös orchestriert. Es war zugleich der große Moment von ServusTV – dem damals aufstrebenden Sender, der das Spektakel mitproduzierte und sich mit Baumgartner auf eine Stufe der Wahrnehmung katapultierte, die ihn fortan definieren sollte.
Für einige Jahre war Baumgartner allgegenwärtig. In Dokumentationen, Interviews, Talkshows und Sozialen Medien verkörperte er eine kompromisslose Idee von Freiheit – und eine Lust an der Inszenierung, die nicht nur Red-Bull-Marketingstrategen, sondern auch Fernsehmacher begeistert aufnahmen. Der Sender aus Salzburg, noch auf der Suche nach Profil, fand in ihm eine Identifikationsfigur: ein Typ mit Kante, schwer zu bändigen, manchmal umstritten, aber immer sichtbar.
Nicht wenige sahen in ihm eine Art mediales Alter Ego des Senders selbst – kantig, eigenwillig, souverän gegen den Wind. Dass diese Phase irgendwann zu Ende ging, war unausweichlich. Baumgartner zog sich schrittweise zurück, ServusTV fand andere Schwerpunkte. Doch der Eindruck blieb: Hier hatte einer den Himmel nicht nur gesucht, sondern auch verstanden, wie man ihn öffentlichkeitswirksam bereist.
Nun ist Felix Baumgartner gestorben – bei einem tragischen Unfall im Flug.
In der Kirche würde man sagen: Er ist heimgegangen. In Wirklichkeit ist er heimgeflogen.
(red)