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Doppelter Bachmannpreis für Natascha Gangl

Die Autorin erhielt beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt den Hauptpreis und den Publikumspreis.

30.06.2025 10:56
Redaktion
© ORF/LST Kärnten/Johannes Puch
Natascha Gangl bei den 49. Tagen der deutschsprachigen Literatur

Der Ingeborg-Bachmann-Preis 2025 geht an die steirische Autorin Natascha Gangl für ihren Text „da Sta“. Mit 23 Punkten setzte sie sich im Juryvoting deutlich gegen ihre Mitbewerber:innen durch. Gangl wurde zusätzlich mit dem BKS-Bank-Publikumspreis ausgezeichnet, der durch eine Online-Abstimmung ermittelt wurde.

Sprache, Identität und Erinnerung

Der von Jurorin Brigitte Schwens-Harrant eingeladene Text „da Sta“ verknüpft poetische Sprache mit einer Auseinandersetzung über Identität, Erinnerung und Gewalt im Grenzgebiet zwischen Österreich, Ungarn und Slowenien. Gangl bezeichnete ihre literarische Praxis als „eine Arbeit am Ohr“, in der das genaue Zuhören zentral sei – beim Schreiben wie im Alltag.

Natascha Gangl gewinnt den Ingeborg-Bachmann-Preis 2025 | © ORF/LST Kärnten/Johannes Puch

Der Bachmannpreis ist mit 25.000 Euro dotiert. Die dazugehörige Trophäe – liebevoll „Inge“ genannt – stammt vom Bildhauer Helmut Machhammer und wiegt 2,3 Kilogramm.

Weitere Preisträger:innen

Der mit 12.500 Euro dotierte Deutschlandfunk-Preis ging an den in Moskau geborenen deutschen Autor Boris Schumatsky für seinen Text „Kindheitsbenzin“. Eingeladen wurde er von Philipp Tingler, der in seiner Laudatio die sprachliche Präzision und gesellschaftspolitische Relevanz des Beitrags hervorhob.

vl: Boris Schumatsky (Deutschlandfunkpreis), Tara Meister (Preis des Carinthischen Sommers), Natascha Gangl (Ingeborg Bachmannpreis und BKS Publikumspreis), Almut Tina Schmidt (3SAT preis), Nora Osagiobare (Kelag Preis) | © ORF/LST Kärnten/Johannes Puch

Den 3sat-Preis (7.500 Euro) erhielt Almut Tina Schmidt für ihren Text „FAST EINE GESCHICHTE“, in dem das Treppenhaus eines Mehrparteienhauses zur Projektionsfläche für Lebensgeschichten wird. Auch Schmidt wurde von Brigitte Schwens-Harrant eingeladen.

Der KELAG-Preis (10.000 Euro) ging an Nora Osagiobare für die Erzählung „Daughter Issues“. Die Schweizer Autorin entwarf eine provokante TV-Format-Idee, in der Vätern Geld geboten wird, um den Kontakt zu ihren Töchtern abzubrechen. Juror Thomas Strässle hob in seiner Würdigung die überraschende Rollenumkehr und erzählerische Kraft des Textes hervor.

Erstmals vergeben wurde heuer ein Stipendium des Carinthischen Sommers. Es ging an Tara Meister, die für zwei Monate als „Festivalschreiber:in“ ans Ufer des Ossiacher Sees eingeladen wird. Ihr Text „Wakashu oder“, vorgestellt auf Einladung von Mara Delius, überzeugte die Festivaljury unter Leitung von Intendantin Nadja Kayali.

Jury, System und Schlusswort

Die Jury bestand 2025 aus Brigitte Schwens-Harrant, Mara Delius, Thomas Strässle, Philipp Tingler, Vea Kaiser, Maxi Obexer und Florian Kessler. Die Punktevergabe erfolgte wie in den Vorjahren nach einem System von eins bis fünf Punkten pro Jury-Mitglied – eigene Kandidat:innen waren davon ausgenommen.

Juryvorsitzender Klaus Kastberger resümierte: „Publikumspreis und Jurywertung sind sich einig – das soll uns der Song Contest einmal nachmachen.“ Mit einem augenzwinkernden Appell lud er das Publikum ein, im kommenden Jahr mit einer persönlichen Antwort auf die Frage zurückzukehren, wie eine Welt ohne Kunst und Kultur aussehen würde.

(red)

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