JETZT reicht’s – noch immer nicht für den Start
Die Mitgliedersuche für das geplante Medium „Jetzt“ gerät zunehmend zur unendlichen Saga.

Eigentlich hätte am 12. Juni Schluss sein sollen. 5.000 zahlende Mitglieder wollte Mediengründer Florian Novak für sein Projekt „Jetzt“ gewinnen – ein ambitioniertes, rein durch Vorab-Abos finanziertes Onlinemedium mit Audiofokus und Diskursanspruch. Doch das Ziel wurde verfehlt. Aktueller Stand: rund 3.150 Mitglieder. Jetzt sollen die Unterstützerinnen und Unterstützer selbst abstimmen, ob die Kampagne verlängert wird. Eine Entscheidung wird für Mitte kommender Woche angekündigt.
Geduld als Strategie
Die Idee hinter „Jetzt“ ist nicht neu, aber konsequent: Bezahlinhalte, eingesprochen von den Autorinnen und Autoren selbst, mit moderierter Community und klarer Haltung. Chefredakteurin soll Elisalex Henckel-Donnersmarck werden. Doch bevor ein Redaktionsteam aufgebaut, ein erster Beitrag produziert oder eine Plattform gelauncht wird, müssen die 5.000 Unterstützer fix sein. „Mit weniger zu starten, war und ist keine Option“, so Novak.
Die Kampagne pausierte zuletzt kurzfristig, nachdem es in einer Grazer Schule zu einem Amoklauf kam. Ob die Verlängerung am knappen Ergebnis noch etwas ändert, ist offen. Als strategische Begründung für das Verfehlen der Zielmarke bleibt es dennoch ein heikler Erklärungsversuch.
Förderkulisse im Hintergrund
Seit Monaten wird das Projekt durch wohlwollende Pressemitteilungen begleitet – auch ExtraDienst hat regelmäßig berichtet. Novak verweist auf das dänische Vorbild Zetland, das eine ähnliche Finanzierungslogik erfolgreich etabliert hat. Ob sich diese auf Österreich übertragen lässt, bleibt eine offene Frage.
Viel Konzept, wenig Inhalt
Nach intensiver Bewerbung, mehreren medialen Interviews und einer ausgeklügelten Website gibt es vom Projekt „Jetzt“ weiterhin keine Inhalte, keine Redaktion, keine Plattform und keine Kostprobe dessen, was da kommen soll. Auch nicht von den teils kontrovers diskutierten Investigativjournalisten, die man potenziell an Bord holen will.
Dafür steht immerhin ein klares Preismodell: ab 11,90 Euro im Monat, Richtwert 17,90 Euro. Wer weniger zahlt, muss sich erklären – wer mehr zahlt, darf sich besser fühlen. Geboten wird bislang nichts außer einem Versprechen – und dem Vertrauen darauf, dass ein ehemaliger Radiomacher weiß, wie man daraus ein Medium macht.
Ob das reicht, um ein funktionierendes Medium aus dem Boden zu stampfen, wird sich bald zeigen. Vielleicht.
Zumindest uns reicht’s – jetzt – schön langsam.
(red)