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Onlinemagazin tag eins stellt den Betrieb ein

Unabhängiges Medienprojekt scheitert trotz deutlicher Positionierung und aktiver Mitgliederwerbung.

09.04.2025 10:02
Redaktion
© Adobe
Blogger guy

Das Onlinemagazin tag eins beendet mit 30. April 2025 seinen Betrieb. Die Redaktion informierte ihre Mitglieder und Unterstützer in einer öffentlichen Mitteilung über die Einstellung. Als Grund werden dauerhaft höhere Ausgaben als Einnahmen genannt – ein Defizit, das zuletzt auch durch eine Mitgliederkampagne nicht ausgeglichen werden konnte.

tag eins wurde 2022 als digitales Medium gegründet und setzte auf werbefreien, leserfinanzierten Journalismus mit wöchentlichem Artikelversand und einem begleitenden Newsletter. Thematisch im Zentrum standen Politik, Medien und gesellschaftliche Entwicklungen in Österreich. Die Redaktion verstand sich als unabhängig und transparent, mit Fokus auf tiefgehender Recherche, nachvollziehbaren Quellen und einem erklärten Anspruch an journalistische Sorgfalt.

Nach drei Jahren endet das Projekt nun – vier Mitarbeiterinnen verlieren ihren Arbeitsplatz. Offen ist, wie es für das Team weitergeht. Man wolle sämtliche Mitgliedschaften ordnungsgemäß kündigen, Jahresabonnentinnen erhalten eine anteilige Rückerstattung, auch kürzlich eingegangene Spenden sollen zurücküberwiesen werden.

Ein ambitioniertes Projekt

tag eins wollte vieles zugleich sein: unabhängig, werbefrei, progressiv. Eine Art Zweitmedium für Leser*innen, die sich mit der klassischen Medienberichterstattung nicht mehr identifizieren. Thematisch im Fokus: die Schnittstelle zwischen Politik und Medien, aufbereitet mit dem Anspruch auf Tiefe, Perspektive und gesellschaftlichen Mehrwert. Slow Journalism statt Newsfeed-Taktung, Community-Finanzierung statt Anzeigenmarkt.

Das Ende von tag eins reiht sich ein in eine Liste medienpolitisch engagierter Projekte, die an den Realitäten des Marktes scheitern. Die Redaktion hatte sich klar positioniert: gegen Rechtsruck, gegen Diskriminierung, gegen Stereotype – und für Diversität, Transparenz und wissenschaftlich fundierte Inhalte. Eine redaktionelle Selbstverortung, die über klassische Blattlinien hinausgeht und journalistische Arbeit eng mit gesellschaftlichem Engagement verknüpft. Herausgekommen ist ein kuratiertes, meinungsstarkes Format mit klarer thematischer Fokussierung – das sich finanziell nicht tragen konnte.

Die eigene Arbeit

Das Team bedankte sich bei seiner Leserschaft für die Unterstützung: „Es motiviert extrem zu sehen, dass die eigene Arbeit anderen etwas bedeutet“, heißt es in der Mitteilung. Trotz intensiver Bemühungen um Förderungen, Investoren, Kooperationen und Werbekund*innen habe es finanziell nicht gereicht.

(red)

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