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ORF vs. FPÖ: Der Ton wird rauer

Der ORF-Redaktionsausschuss warnt in einem Appell vor "alternativen Medien" und FPÖ.

18.11.2024 15:26
red07
© Thomas Ledl

Der Ton wird rauer. Die Kluft wird größer. Und das just in einer Zeit, in der politische Instabilität und Unsicherheit das Land dominieren. Aber wer würde schon von einem Redaktionsrat erwarten, dass dieser auch nur im Geringsten politische Ranküne bei seinen Maßnahmen, Äußerungen oder Veröffentlichungen walten ließe? Wer würde – bei einem ORF – darüber nachdenken, dass es hier so etwas wie sorgfältige Zurückhaltung und Ratio gäbe, wenn es um deftige, politisch messerscharfe Äußerungen geht, die beim ORF – siehe Unabhängigkeit, Äquidistanz zur Politik und Zurückhaltung gemessen am Wählerwillen von 29 % der Österreicher – vorbeigehen?

Und dazu kommt erschwerend, dass spätestens seit dem Ergebnis der letzten Nationalratswahl klar ist, dass im ORF die Mehrheit in der Führungsriege verloren gegangen ist: Für die Macher, den Generaldirektor, die Zusammensetzung des Direktoriums. Und damit eine Wiederwahl nach dem Auslaufen der Verträge der vorhandenen Chef-Partie mit Ende 2026.

Die Rede ist davon, dass die Mitglieder des Redakteurrates, Dieter Bornemann, Simone Leonhartsberger, Peter Daser, Margit Schuschou, in einer geharnischten Aussendung von “Propaganda” sprechen und die FPÖ und ihre rechte Medienaffinität in einer Form, Direktheit und Deutlichkeit abwatschen, wie das hierzulande nach Erinnerung der ExtraDienst-Redaktion noch nie passiert ist:

So heißt es wörtlich in einer Aussendung: “Daher appellieren wir an alle Politikerinnen und Politiker, die Regierungsverhandlungen führen bzw. die in der nächsten Regierung vertreten sein werden: Stärken Sie den Qualitätsjournalismus auf möglichst allen Ebenen! Nicht nur in Ihrem eigenen Interesse, sondern im Interesse der Demokratie. Eine Medienlandschaft wie in Ungarn, bei der es so gut wie keine regierungskritische Berichterstattung gibt und eine sogenannte ‚illiberale Demokratie‘ unter autokratischer Führung unterstützt wird, mag zwar der Wunschtraum autoritärer Politikerinnen und Politiker sein, ist aber ein Albtraum für aufrechte Demokratinnen und Demokraten.”

Fazit: Nur damit keine Missverständnisse entstehen: Wer bis jetzt angenommen hätte, dass es irgend so etwas wie einen Durchgriff des Generaldirektors in redaktionellen Belangen mit politischer Ranküne gebe – diese Presseaussendung beweist das Gegenteil. Und dass links (oder man könnte auch sagen gegen rechts) mittlerweile deutlich öffentlich und kantigst ausformuliert zum Stilmittel der redaktionellen Kommunikation des ORF-Redakteurrates geworden ist, ist nun gelebte Realität im ORF.

(cemu)

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