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Paul Lendvai wird 95

Bekannt ist der Journalist durch das "Europastudio", das er jahrzehntelang leitete. Er arbeitete zudem für "Presse", "Standard" und "Financial Times".

19.08.2024 10:36
red01
SPÖ Presse und Kommunikation - Verleihung des Bruno-Kreisky-Preises 2020, CC BY-SA 2.0

Trotz seines fortgeschrittenen Alters wird er nicht müde, mit seiner Expertise die politischen Geschehnisse Osteuropas einzuordnen. Er baute die ORF-Osteuroparedaktion auf, führte durch das Europastudio, verfasst weiterhin eine Standard-Kolumne und veröffentlichte erst heuer ein neues Buch. Am 24. August wird er 95 Jahre alt.

Geboren wurde Lendvai 1929 in Budapest. Nach der Matura begann er neben seinem Jusstudium im Alter von 18 Jahren journalistisch zu arbeiten. Von den Nazis verfolgt, rettete ihn nur ein Zufall vor der Deportation in ein Todeslager im Oktober 1944. In der Zeit danach wurde Lendvai im kommunistischen Ungarn zum glühenden Marxisten und konnte seine journalistische Karriere fortsetzen, bevor er im Zuge seines Militärdienstes denunziert wurde und für ein Jahr in Haft kam.

Erst 1953 wurde Lendvai amnestiert, musste sich allerdings als freier Journalist und Übersetzer sein Einkommen sichern, da er mit einem Berufsverbot belegt wurde. Schließlich setzte er sich nach Österreich ab, da er die politische Lage in seinem Heimatland nicht mehr ertragen habe, wie er in seinen Memoiren schreibt. Seit 1957 lebt er in Wien, erhielt 1959 die österreichische Staatsbürgerschaft und arbeitete bis 1982 als Osteuropakorrespondent für Die Presse. Von 1960 bis 1982 war er ebenfalls für die Londoner Financial Times tätig und ab 1973 als Chefredakteur und Mitherausgeber der Vierteljahreszeitschrift Europäische Rundschau. Ein Titel, in dem er eine „publizistische Visitenkarte des neutralen Österreichs“ sowie ein „publizistisches Instrument und Sprachrohr der Europäisierung und Humanisierung“ sah.

Größere Bekanntheit erlangte er mit seinen außenpolitischen Kommentaren im ORF, wobei er auch maßgeblich am Aufbau der Osteuroparedaktion des ORF beteiligt war. Ab 1982 war er fünf Jahre lang Chefredakteur der Redaktion für Ost- und Südosteuropa des ORF, von 1987 bis 1998 dann Intendant von Radio Österreich International.

Im ORF diskutierte er ab 1980 mit Journalisten und Experten im Oststudio, das er bis 1989 insgesamt 53 Mal präsentierte. Mit dem Ende des Ostblocks wurde die Sendung 1990 zum Europastudio. Dieses leitete Lendvai 255 Mal, nur zweimal wurde er vertreten. Im April 2024 begrüßte er als 94-Jähriger zum letzten Mal nach 44 Jahren als Gastgeber von ORF-Fernsehdiskussionen die Zuschauer. Zum Abschied sagte er lakonisch: „Auf Wiederschauen.“

 

apa

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