25 Jahre Filmfonds Wien – Fragen zum Jahresbericht
Die rückgeflossenen Fördermittel sind seit 2021 stetig gesunken, obwohl die Summen jährlich angestiegen sind.

Seit 25 Jahren unterstützt der Filmfonds Wien die österreichische Filmbranche mit Förderungen, die laut Eigenangaben nicht nur künstlerische, sondern auch wirtschaftliche Impulse setzen sollen. Doch ein Blick auf den aktuellen und die vergangenen Jahresberichte offenbart eine Entwicklung, die Fragen aufwirft: Während die ausgeschütteten Fördermittel kontinuierlich steigen, nehmen die Rückflüsse aus den geförderten Projekten Jahr für Jahr ab. Auch der wirtschaftliche Effekt für den Wiener Filmstandort hat sich in den letzten Jahren deutlich abgeschwächt.
Fördermittel steigen, Rückflüsse sinken
Im Jahr 2024 wurden insgesamt 13,5 Millionen Euro an Fördergeldern vergeben – mehr als in jedem der drei Vorjahre. Parallel dazu sank jedoch der Betrag, der aus erfolgreichen Filmproduktionen zurück in den Fonds floss, auf nur noch 75.508 Euro. Zum Vergleich: 2021 waren es noch 102.354 Euro, seither ist ein kontinuierlicher Rückgang zu verzeichnen.
Der Grundgedanke hinter der Filmförderung ist, dass diese Mittel nicht als bloßer Zuschuss vergeben werden, sondern als bedingte Darlehen mit Rückzahlungspflicht. Wird ein Film kommerziell erfolgreich, sollen die Fördergelder zumindest anteilig zurückfließen und zur Finanzierung neuer Projekte beitragen. Dass dieser Mechanismus zunehmend weniger greift, lässt sich an den Zahlen ablesen.
Weniger wirtschaftlicher Nutzen für Wien
Auch der sogenannte Filmbrancheneffekt, der angibt, wie viel Geld pro Förder-Euro tatsächlich in die Wiener Filmwirtschaft zurückfließt, zeigt eine spannende Entwicklung: Lag dieser Wert 2021 noch bei 480 %, sank er über die Jahre auf 408 % im Jahr 2024. Dies bedeutet, dass ein zunehmend geringerer Anteil der investierten Gelder direkt in Wien bleibt.
Eine mögliche Erklärung könnte die zunehmende Internationalisierung vieler Produktionen sein: Während der Filmfonds Wien zwar österreichische Filme unterstützt, werden Dreharbeiten und Postproduktionen zunehmend aus der Stadt hinaus verlagert – sei es aus Kostengründen oder durch internationale Koproduktionen. Dadurch wird weniger von den investierten Geldern tatsächlich in Wien ausgegeben, obwohl sie aus Wiener Steuermitteln stammen.
Inkonsistente Zahlenkommunikation
Während in manchen Jahren detaillierte Angaben zu Rückflüssen, Wirtschaftseffekten und der Rentabilität von Förderungen in den Filmfonds-Wien-Jahresberichten gemacht werden, fehlen sie in anderen oder werden nur selektiv dargestellt.
So wurde beispielsweise 2023 noch klar ausgewiesen, dass der Rückfluss aus Fördermitteln unter einem Prozent der Fördersumme lag – 2024 fehlt diese klare Einordnung. Ebenso variieren die Erhebungsmethoden für den Filmbrancheneffekt, was direkte Vergleiche erschwert.
Schwer messbarer Nutzen
Das 25-jährige Bestehen des Filmfonds Wien ist zweifellos eine Erfolgsgeschichte für die heimische Filmbranche. Gleichzeitig zeigen die jüngsten Bekanntmachungen: Der wirtschaftliche Nutzen der Förderung wird zunehmend schwerer greifbar. Während die Gesamtfördersumme steigt, schrumpfen sowohl die Rückflüsse als auch der messbare Nutzen für Wien als Filmstandort.
Die Frage ist nicht, ob Filmförderung nötig ist, sondern wie effektiv sie unter wirtschaftlicher Betrachtung gestaltet werden kann. Andere europäische Länder setzen auf erfolgsabhängige Rückzahlungsmodelle und Beteiligungen an internationalen Erlösen etwa auch beim Streaming.
Eine ausgewogenere Verteilung der Mittel könnte dazu beitragen, dass sowohl etablierte als auch neue Produktionsfirmen profitieren. Um die Nachhaltigkeit der Filmförderung langfristig zu sichern, könnte das Fördergeld besser verteilt werden. Immer den gleichen Platzhirschen unter die Arme zu greifen und Ko-Produktionen mitzufinanzieren, die Wien nur peripher anstreifen, sollte man schön langsam reformieren.
(PA/red)