Anzeige

Wütende Abrechnung mit Sozialen Medien

Ein prominenter Satiriker fordert harte Regeln für Plattformen, die aus seiner Sicht gezielt Wut erzeugen.

17.11.2025 11:09
Redaktion
© DALL·E
Über den Wolken

Ein profilierter deutscher Fernseh-Satiriker hat wieder einmal das Setting gewechselt: vom öffentlich-rechtlichen Studio in die Rolle des medienpolitischen Mahners. In einem Interview mit einer großen deutschen Tageszeitung – wie für Qualitätsmedien mittlerweile üblich hinter einer Paywall – zeichnet er das Bild einer digitalen Welt, die nicht Information, sondern Emotion produziert. Und zwar genau jene Emotion, die sich am besten verkauft: Wut.

Einsichten eines Wut-Satirikers

Die sozialen Medien seien keine harmlose technische Infrastruktur, so seine Darstellung, sondern „Medienkonzerne, Verlage“, die Inhalte gewerbsmäßig verbreiten. Deshalb müsse man sie „hart regulieren“. Die digitale Welt habe eine eigene Physik: Sie lebe davon, Empörung zu erzeugen. Ein Gedanke, den viele Forscher teilen.

Politische Linienführung

Politisch spart der Interviewte nicht mit klaren Zuschreibungen. Wenn sich jemand gegen eine strengere Regulierung der Tech-Giganten stelle, dann sei „immer die AfD an erster Stelle“. Es ist eine Argumentationslinie, die er seit Jahren verfolgt: Rechtsextreme Strukturen nutzen digitale Plattformen besonders effizient – und profitieren im Unregulierten überproportional.

Dass ausgerechnet ein prominenter Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks diese Forderungen erhebt, ist bemerkenswert. Er spricht von außen über ein System, dessen Reichweite und Autorität ihm selbst jene Bühne verschafft, von der aus er nun warnt. Das kann man konsequent nennen – oder berechnend. Je nach Lesart.

Kritik an klassischen Medien

Auch traditionelle Medien bekommen einen Seitenhieb ab. Der Satiriker spricht von einer „Todesspirale“: Inhalte aus extremen Online-Milieus würden ungeprüft weitergetragen, erst in kleineren, später in etablierten Häusern, bis sie über die Mechanik der Resonanzschleifen im Mainstream landen.

Damit benennt er ein strukturelles Risiko des modernen News-Ökosystems – trifft aber gleichzeitig jenen Teil der Medienlandschaft, der seine eigenen Themen oft als Primärquelle verarbeitet. Ein ironischer Zug – zumal das vollständige Interview hinter einem Jahresabo (mit Testzugang jederzeit kündbar) verschlossen bleibt.

Eine unübersehbare Parallele

Der Vorgang reiht sich in eine nicht unähnliche Schlagrichtung ein: Ein prominenter österreichischer Moderator des öffentlich-rechtlichen Rundfunks klagt mittlerweile gegen dieselbe Plattform, auf der er früher höchst präsent war. Beide Akteure – einst äußerst sichtbar auf Twitter  – haben sich mittlerweile auf eine neue, streng kuratierte Plattform zurückgezogen: moderiert, geschützt und anhimmelnd. Wer sich im Forum daneben benimmt, ereilt schnell der Ausschluss.

Man könnte sagen: Der einstige Marktplatz der schnellen Meinung ist den Prominenten zu ehrlich geworden. Nun bevorzugt man wieder Jetstreams, in denen die Hausordnung stimmt.

Was man im Mainstream nicht darf

Ein Satiriker, der Zensur nicht fordert, Regulierung aber sehr wohl. Ein Moderator, der eine Plattform verklagt, die er selbst jahrelang mitgeprägt hat. Und zwei Stimmen, die nun aus sicherer Distanz beurteilen, was sie früher aus nächster Nähe gefeiert haben.

Wer diese beiden kritisiert, läuft schnell Gefahr, ins rechte Eck gestellt zu werden.

(gast)

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Beitrag teilen

Das könnte Sie auch interessieren