Werberat veröffentlicht Beschwerdebilanz
Laut Bilanz des Österreichischen Werberats gab es 2024 mehr Beschwerden als im Vorjahr.

Die aktuelle Beschwerdebilanz des Österreichischen Werberats (ÖWR) zeigt, dass es 2024 einen Anstieg an Beschwerden über Werbeinhalte gab. Insgesamt führten 368 Eingaben zu 248 Entscheidungen.
Beschwerden in diversen Bereichen
Die häufigsten Kritikpunkte waren geschlechterdiskriminierende Werbung und ethisch-moralische Bedenken. Beide Kategorien vereinten jeweils 102 Beschwerden auf sich. Auch irreführende Werbung (44 Fälle) sowie die Gefährdung von Kindern und Jugendlichen (21 Fälle) standen in der Kritik. Letztere jedoch mit rückläufiger Tendenz. Auffällig ist die zunehmende Sensibilisierung der Bevölkerung für gesellschaftliche Werte in der Werbung. Laut ÖWR-Präsident Michael Straberger spiegelt sich in der gestiegenen Anzahl differenzierter Beschwerden ein wachsendes Bewusstsein für Ethik und Verantwortung in der Werbegestaltung wider. Die Werberats-Geschäftsführerin Andrea Stoidl betont, dass sich Beschwerden längst nicht mehr nur auf einzelne Sujets beschränken, sondern breitere gesellschaftliche Diskussionen anstoßen.
ÖWR musste eingreifen
Insgesamt wurden 16 Kampagnen vom Werberat gestoppt. In acht Fällen davon seien die betroffenen Unternehmen dieser Aufforderung „sofort bzw. innerhalb der ersten gesetzten Nachfrist” nachgekommen. Weitere 19 Entscheidungen führten zu Sensibilisierungen der betroffenen Unternehmen. Der ÖWR kritisiert jedoch uneinsichtige Kleinunternehmen, die sich trotz mehrmaliger Aufforderung nicht an ethische Grundprinzipien halten – auf öffentliche Rügen verzichtete man bewusst, um keine zusätzliche Bühne zu bieten.
TV-Werbung als Spitzenreiter
Bei den Werbemedien führte erneut TV-Werbung das Ranking der beanstandeten Kanäle an. Insgesamt 40 Entscheidungen wurden dazu gefällt. Den zweiten Platz belegten mit 37 Entscheidungen das Medium Plakate und Citylights (2023: 44). 26 Entscheidungen mussten für Webseiten getroffen werden. Social Media fiel mit 17 Entscheidungen überraschend deutlich zurück. Letztes Jahr gab es hierzu noch 44 Entscheidungen, wodurch dieses Medium 2023 noch den ersten Platz belegte. 2024 lagen Soziale Medien nur noch auf Platz 4. Der Rückgang könnte auf verstärkte Selbstkontrolle im Influencer-Marketing oder geänderte Mediennutzung zurückzuführen sein.
Selbstkontrolle statt Werbeverbot
Der Werberat feiert heuer sein 50-jähriges Bestehen und sieht sich als zentrales Organ freiwilliger Selbstkontrolle. Straberger betont, dass diese Selbstregulierung nicht nur dem Konsumentenschutz dient, sondern auch hilft, drohende gesetzliche Werbeverbote auf EU-Ebene zu vermeiden. Es zeigt sich, dass Werbung zunehmend kritisch betrachtet wird – nicht nur in ihrer Ästhetik, sondern vor allem in ihrer gesellschaftlichen Verantwortung. Das Ziel des Werberats ist es, dabei Schiedsrichter und Wegweiser zugleich zu sein.
(PA/red)