Warner Bros stellt Streaming auf eigene Füße
HBO und Warner Bros Pictures werden künftig mit eigenen Budgets und unter neuer Leitung geführt.

Die Umwälzungen in der US-Medienbranche fordern ein weiteres Schwergewicht heraus: Warner Bros Discovery hat angekündigt, sein Geschäft in zwei separate Bereiche zu gliedern. Streaming und Filmstudio – inklusive HBO und Warner Bros Pictures – werden künftig organisatorisch vom linearen TV-Geschäft getrennt. Die Maßnahme gilt als Reaktion auf die zunehmende Kluft zwischen digitalem Wachstum und stagnierender klassischer Mediennutzung.
Fokus auf Effizienz und Profitabilität
CEO David Zaslav, der bereits seit der Fusion von WarnerMedia und Discovery (2022) an der Spitze des Konzerns steht, übernimmt persönlich die Leitung des profitableren Streaming- und Filmgeschäfts. Der bisherige Finanzchef Gunnar Wiedenfels wird das TV-Segment verantworten, das neben dem Nachrichtensender CNN auch zahlreiche Kabelmarken wie TLC, TBS oder Food Network umfasst – allesamt Teil des früheren Discovery-Portfolios.
Die Trennung ist formal keine vollständige Unternehmensspaltung, wohl aber eine operative Neuordnung mit klar getrennten Zuständigkeiten und Budgets. Zaslav erklärte, man wolle so „agiler und marktnäher“ agieren. Intern dürfte das auch eine Antwort auf Kritik sein, wonach die Integration der sehr unterschiedlichen Geschäftsmodelle nach der Megafusion nicht reibungslos verlief.
Lineares Fernsehen verliert an Boden
Der Hintergrund ist klar: Der US-Kabelmarkt schrumpft kontinuierlich. Laut dem Beratungsunternehmen Leichtman Research Group verloren die größten Kabelanbieter in den USA im Jahr 2023 über 5,9 Millionen Abonnenten – ein Rückgang um mehr als 10 %. Parallel dazu steigen die Investitionen in Streamingdienste, die jedoch oft noch nicht profitabel arbeiten. HBO Max, das Flaggschiff im Streamingsegment von Warner Bros Discovery, meldete zuletzt zwar leicht steigende Nutzerzahlen, kämpft aber – wie Netflix oder Disney+ – mit steigendem Produktionsdruck und wachsenden Kosten.
In diesem Umfeld erscheint die Aufspaltung als strategisch konsequent. Analysten wie Michael Nathanson (MoffettNathanson) sehen darin eine Möglichkeit, beide Bereiche separat zu entwickeln – oder perspektivisch zu veräußern. Besonders das TV-Geschäft gilt als potenziell „abspaltungsreif“, sollte sich kein nachhaltiges Geschäftsmodell mehr entwickeln lassen.
Kein Einzelfall in der Branche
Auch andere Medienkonzerne reagieren mit strukturellen Anpassungen. Comcast etwa prüft aktuell die Trennung seiner TV-Sender MSNBC und CNBC vom Rest des NBCUniversal-Portfolios. Disney hatte bereits 2023 signalisiert, dass es die Zukunft des traditionellen TV-Geschäfts als „unklar“ betrachte. Paramount Global denkt offen über den Verkauf einzelner Sparten nach.
Die Richtung ist klar: Die alten Medienriesen transformieren sich – unter dem Druck digitaler Plattformen, veränderten Sehgewohnheiten und sinkender Werbeeinnahmen im linearen Bereich. Warner Bros Discovery setzt mit seiner Aufteilung ein klares Signal: Die Zeit der integrierten Medienimperien ist vorbei – spezialisierte, flexibel steuerbare Einheiten sind die neue Währung.
(APA/red)