Anzeige

Rundfunk treibt Österreichs Digitalwirtschaft an

Eine neue Economica-Studie zeigt, wie eng Telekom und Rundfunk wirtschaftlich verflochten sind.

18.11.2025 14:38
Redaktion
© Martin Lusser
Christian Helmenstein (Economica) sowie Gerhard Haidvogel und Helga Tieben (beide Fachverband Telekom|Rundfunk) mit Thomas Reiter (Reiter PR)

Telekommunikation und Rundfunk werden in volkswirtschaftlichen Analysen traditionell gemeinsam betrachtet. Der Grund ist einfach: Die digitale Infrastruktur und die Medieninhalte, die darauf laufen, bilden ein gemeinsames System. Die eine Seite liefert Netze, Kapazität und Technik. Die andere Seite sorgt dafür, dass diese Infrastruktur überhaupt gebraucht wird. Was häufig übersehen wird: Auch wenn beide Bereiche zusammen ausgewertet werden, erfüllen sie ganz unterschiedliche Funktionen – und entfalten jeweils eigene wirtschaftliche Effekte. Doch die Impulsrichtung ist klar: Ohne “Rundfunk” wäre “Telekom” kein 11,2 Milliarden Euro Business.

Was Telekom & Rundfunk verbindet

Telekommunikation und Rundfunk werden traditionell gemeinsam untersucht, weil sie in derselben Wertschöpfungskette wirken: Medieninhalte erzeugen Datenverkehr, und dieser Datenverkehr schafft den Bedarf an Netzen. Hinzu kommt eine technische Überlappung – Playouts, Übertragungssysteme, Streamingplattformen und digitale Distributionswege gehören gleichzeitig zur Medienproduktion und zur Telekommunikation. Dass sich Telekom freilich auch um die “Telekommunikation” kümmert, soll dabei nicht unterm Tisch fallen.

Jedoch greifen viele Tätigkeiten mit der Medienbranche ineinander: IT-Entwicklung, Netzbetrieb oder Gerätewirtschaft sind funktional voneinander abhängig. Dazu kommen die Ausläufer der Medienproduktion – von Kamerateams bis hin zu Redakteuren und Redakteurinnen. Somit werden beide Branchen als ein gemeinsamer Digitalsektor betrachtet, in dem Infrastruktur und Medienangebot zusammen den Standortfaktor bilden.

Worin sie sich unterscheiden

  • Telekom: Netzinfrastruktur, IT, Hardware, Mobilfunk, Breitband.
  • Rundfunk: Medienproduktion, kreative Leistungen, Studios, Distribution, Redaktion.

Diese begriffliche Nähe führt dazu, dass Studien beide Branchen in einem Block darstellen – obwohl sie wirtschaftlich unterschiedliche Aufgaben erfüllen.

Inhalte schaffen Infrastruktur

Vor diesem Hintergrund erhält die neue Economica-Studie eine spannende Dimension: Auch wenn der Rundfunk der kleinere der beiden Sektoren ist, liefert er die Inhalte, die moderne Telekomnetze überhaupt erst notwendig machen. Ohne Fernsehsender, Radioprogramme, Streamingangebote und redaktionelle Produktion gäbe es keinen datenintensiven Markt in der heutigen Form. Medieninhalte treiben die Nachfrage, der Telekomsektor reagiert mit Ausbau und Investitionen.

Christian Helmenstein, Helga Tieben und Gerhard Haidvogel bei der Studienpräsentation | © Martin Lusser

Mediensektor mit Wucht

Für sich betrachtet erwirtschaftete der Rundfunk 2024 rund 1,27 Milliarden Euro Wertschöpfung und sicherte über 12.000 Beschäftigungsverhältnisse. Seine 655 Millionen Euro an Löhnen und Gehältern sowie 540 Millionen Euro an Steuern und Abgaben machen ihn zu einem relevanten arbeitsmarktpolitischen Faktor – und zu einem stabilen Element der österreichischen Kreativwirtschaft.

Die Studie zeigt zudem, dass der Rundfunk eine besonders hohe regionale Multiplikatorwirkung hat: Produktionsfirmen, Studios, Übertragungstechnik, Casting, Grafik, Postproduktion, Musik, Eventlogistik, IT-Dienstleister – eine Vielzahl dieser Leistungen existiert, weil Redaktionen Inhalte herstellen, die verbreitet werden müssen.

Telekom inhaltlich getrieben

Die Telekommunikationsbranche kommt auf eine Gesamtwertschöpfung von 11,2 Milliarden Euro und über 75.000 Jobs. Doch ein erheblicher Teil dieser wirtschaftlichen Leistung entsteht erst durch medienbedingte Nutzung: Bewegtbild, Streaming, Podcasts, Hybrid-TV und datenintensive Onlineangebote sind die Treiber jener Kapazitäten, die Glasfaser, 5G, Rechenzentren und Cloud-Dienste voraussetzen.

Telekom zieht Jobs an in: Baugewerbe, IT, Elektronikproduktion, Handel, Dienstleistungen, Sicherheitswirtschaft, Reparatur & Service, Callcenter, Software – um einige zu nennen.

Telekom und Rundfunk bilden zwar einen statistischen Block – doch die Impulsrichtung ist klar: Der Inhalt erzeugt die Infrastruktur, nicht umgekehrt.

Medienstandort mit strategischer Bedeutung

Für Österreich unterstreicht die Analyse, wie wichtig der Rundfunk als stabiler Wirtschaftsfaktor geworden ist. Er sichert Einkommen, schafft kreative Arbeitsplätze, bindet Produktionsleistung im Land und verknüpft sich mit jenen Branchen, die den Großteil der digitalen Infrastruktur bereitstellen. Rundfunk und Telekom leisten hohe Steuerbeiträge und halten Investitionsdynamik aufrecht.

Die Studie zeigt, dass Rundfunk und Telekom in einem gemeinsamen System wirken – aber sehr unterschiedliche Rollen einnehmen. Der Rundfunk ist nicht bloß ein kleinerer Sektor im Schatten der Telekom, sondern ein eigenständiger wirtschaftlicher Impulsgeber. Er schafft Inhalte, die Netze füllen, Nachfrage erzeugen und damit jene digitale Infrastruktur notwendig machen, die Österreich heute als Standortvorteil ausweist.

(red/key)

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Beitrag teilen

Das könnte Sie auch interessieren