Publikum darf Österreichs ESC-Wahl mitbestimmen
Nach zehn Jahren Pause darf das TV-Publikum wieder mitentscheiden wer beim Song Contest antreten darf.
Ein halbes Jahr vor dem 70. Eurovision Song Contest in Wien laufen die organisatorischen Vorbereitungen auf Hochtouren. Der ORF stellte am Dienstag die nächsten Schritte vor – vom Ticketing über das Volunteer-Programm bis hin zum Comeback des nationalen Vorentscheids. Während die Entscheidung der EBU über eine mögliche Israel-Teilnahme Anfang Dezember fällt, stellt der ORF diplomatische Weichen, um einen möglichst teilnehmerstarken Wettbewerb in Wien zu ermöglichen.
Publikum entscheidet wieder mit
Erstmals seit 2016 rückt das Publikum wieder ins Zentrum der österreichischen Vorauswahl. „Vienna Calling – Wer singt für Österreich?“ lautet der Titel der großen Live-Show am 20. Februar 2026, in der Jury und Publikum zu jeweils 50 Prozent bestimmen, wer Österreich in der Wiener Stadthalle vertreten wird.
Der Rücklauf war enorm: mehr als 500 Bewerbungen aus allen Bundesländern, quer durch alle Genres. In zahlreichen Listening Sessions filterte das ORF-Team gemeinsam mit den Scouts – darunter Cesár Sampson und Peter Schreiber – die 30 stärksten Songs heraus. Ende November treten die Künstlerinnen und Künstler zu internen Live-Castings an, aus denen die zwölf Final-Acts für die TV-Show hervorgehen. Moderiert wird der Abend von Alice Tumler und Cesár Sampson, zwei vertrauten Gesichtern der ESC-Geschichte.
Israel-Frage und Rekordambitionen
Parallel dazu blickt man in Wien auf die Generalversammlung der European Broadcasting Union am 4. und 5. Dezember, bei der die Frage einer Israel-Teilnahme entschieden werden soll.
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann, der Anfang November in Israel unter anderem Präsident Jizchak Herzog traf, hält die Position Österreichs klar: Der Song Contest sei eine Veranstaltung der öffentlich-rechtlichen Sender. Entsprechend sei es für ihn selbstverständlich, dass Israel in Wien dabei sein solle.
Zugleich wirbt Weißmann um eine Rekordbeteiligung: Bulgarien, Rumänien und Moldawien wollen zurückkehren, Kanada zeigt offizielles Interesse. „Wir sind optimistisch, dass wir eine Rekordzahl an Teilnehmerländern sehen werden“, sagte der ORF-Generaldirektor.
Freiwillige gesucht
Für die Fans beginnt der Countdown am 24. November, wenn die Registrierung für das Ticketingsystem startet. Insgesamt sollen 90.000 Tickets in den Verkauf kommen – transparent verteilt über Registrierungs-, Freischaltungs- und Kaufphase.
Gleichzeitig sucht der ORF rund 800 Volunteers, die zwischen 27. April und 17. Mai 2026 das Event in der Wiener Stadthalle, am Rathausplatz und im Pressezentrum unterstützen. Auch das Stand-in-Casting läuft auf Rekordniveau: Aus 1.600 internationalen Bewerber:innen werden 30 Performer ausgewählt, die während der Proben als Doubles für die Acts fungieren.
Optimismus regiert
Während die EBU noch über einzelne Teilnahmefragen berät, stellt der ORF die Weichen für einen Wettbewerb, der breiter, transparenter und näher am Publikum sein soll. Ein glaubhafter Indikator dafür ist die Rückkehr der Zuseher in den Auswahlprozess, wer Österreich beim Eurovision Song Contest vertreten darf.
(APA/red)

