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ÖWA veröffentlicht Oktober-Daten ohne Reichweiten

Die ÖWA legt die technischen Kennzahlen für Oktober vor, verzichtet aber vollständig auf die Reichweitenangaben des vierten Quartals.

14.11.2025 15:56
Redaktion
© GKI

Die ÖWA hat ihre technischen Kennzahlen für Oktober 2025 veröffentlicht – allerdings ohne die Reichweitenkennzahl „Unique User“. Das liegt nicht an fehlenden Messdaten der Portale, sondern am Modell selbst: Die ÖWA kann derzeit den notwendigen Zusammenhang zwischen ihrem Panel und den anonymisierten Nutzungsdaten nicht in der gewohnten Stabilität herstellen.

Oktober-Daten ohne Unique User

Im Gespräch mit ExtraDienst erläuterte ÖWA-Geschäftsführerin Angela Schuh-Haunold, dass sich die Rahmenbedingungen für das langfristige, datenschutzkonforme Tracking der Panel-Teilnehmer verändert haben. Moderne Browser und mobile Betriebssysteme setzen Identifikatoren inzwischen deutlich schneller zurück oder begrenzen deren Lebensdauer so stark, dass Panelisten über den Monatsverlauf hinweg nicht mehr zuverlässig wiedererkannt werden können. Für die Hochrechnung der Unique User – die zwingend auf einem stabilen Panel beruht – ist das ein fundamentaler Eingriff.

Kurz gesagt: Die ÖWA verfügt über alle technischen Nutzungsdaten, kann diese aber ohne ein konsistent erkennbares Panel derzeit nicht in valide Unique-User-Reichweiten übersetzen. Man arbeite bereits an einer angepassten Modellierung und geht davon aus, die Unique-User-Ausweisung im Laufe des kommenden Jahres wieder aufnehmen zu können. Die bisherigen veröffentlichten Reichweiten stuft die ÖWA als methodisch stabil ein; mit der cookieless-Umstellung hat die aktuelle Pause nichts zu tun.

Große Nachrichtenportale bleiben dominant

Auch ohne Reichweitenwerte zeigt die technische Ausweisung die vertraute Marktstruktur. ORF.at führt die Nutzung weiterhin an. Mit 12,7 Millionen Unique Clients, rund 108 Millionen Visits und über 511 Millionen Page Impressions bleibt das öffentlich-rechtliche Nachrichtenangebot die stärkste Kraft im heimischen Digitalmarkt. Ohne Reichweitenmodell lässt sich allerdings nicht sagen, wie viele reale Personen diese Nutzung tragen – und wie stark Mehrfachgeräte und App-Sitzungen die technischen Werte verzerren.

Krone.at folgt mit 6,5 Millionen Unique Clients. DerStandard.at erreicht rund 6 Millionen und liegt damit stabil im oberen Segment. Heute.at kommt im Oktober auf 5,3 Millionen Unique Clients und knapp 27,5 Millionen Visits. Auch oe24.at (5,97 Millionen) und Kurier.at (6,02 Millionen) bewegen sich auf konsistenten technischen Werten und zeigen im Oktober keine auffälligen Ausschläge.

Im Magazinbereich hält Profil.at mit 739.000 Unique Clients eine konstante Position. Für ein wöchentliches Nachrichtenmedium bleibt die digitale Sichtbarkeit damit klar erfasst – selbst in einem Monat ohne Reichweitenmodell.

Technische Werte für regionale Medien

Unter den Regionalmedien zeigt der Oktober die gewohnten Nutzungsprofile. Die Kleine Zeitung bleibt mit 4,34 Millionen Unique Clients das stärkste Länderangebot. MeinBezirk.at liegt mit 4,49 Millionen sogar noch darüber und zählt damit zu den meistgenutzten Regionalplattformen des Monats.

Die Salzburger Nachrichten erreichen 1,82 Millionen Unique Clients, die OÖ Nachrichten 2,53 Millionen. Die Tiroler TZ liegt bei 1,82 Millionen, VOL.at bei 1,59 Millionen.

Im überregionalen Qualitätssegment erzielt diepresse.com mit 2,76 Millionen Unique Clients deutlich stärkere technische Werte als manche regionale Titel und liegt damit klar im Mittelfeld des überregionalen Nachrichtenmarkts. Auch noen.at bleibt mit 1,69 Millionen klar sichtbar und übertrifft etwa die Magazinmarke Profil.

Ein unvollständiges Bild des Nutzermarkts

Mit dem Aussetzen der Unique-User-Ausweisung fehlt der Branche für drei Monate die zentrale Vergleichsgröße. Die technischen Daten zeigen zwar, wie intensiv die Angebote genutzt werden, aber nicht, wie viele Menschen sie erreichen. Dass die ÖWA diese Werte für das gesamte vierte Quartal aussetzt, macht vor allem sichtbar, wie sensibel das zugrunde liegende Modell inzwischen reagiert.

Die Oktober-Ausweisung ist in dieser Hinsicht ein Wendepunkt: Zum ersten Mal wird voll sichtbar, wie stark Österreichs digitale Währung von technischen Annahmen abhängt, die im aktuellen Privacy-Umfeld zunehmend bröckeln.

Hinweis auf ein größeres Problem?

Die aktuelle Pause bei der Unique-User-Ausweisung verweist auf eine tiefere strukturelle Verschiebung: Die technischen Rahmenbedingungen, unter denen Panels heute arbeiten müssen, verändern sich schneller als erwartet. Browser und mobile Betriebssysteme ziehen ihre Privacy-Mechanismen kontinuierlich an – oft ohne Vorankündigung und mit unmittelbaren Folgen für jede Form der langfristigen Wiedererkennung von Panel-Teilnehmern.

Damit geraten Reichweitenmodelle, die auf stabilen Identifikatoren basieren, unter Druck. Die ÖWA reagiert darauf, indem sie ihr Modell anpasst und die Unique-User-Ausweisung vorübergehend aussetzt, bis die notwendigen technischen Voraussetzungen wieder gewährleistet sind.

Für den Markt bedeutet das: Die digitale Reichweitenwährung befindet sich in einer Phase der Neujustierung. Die Redaktion wird in den kommenden Wochen und Monaten analysieren, wie groß dieser Umbruch tatsächlich ist, welche technischen Faktoren hier zusammenwirken und wie die zukünftige Modellierung gestaltet werden muss, damit die Reichweitenkennzahlen auch unter den veränderten Bedingungen belastbar bleiben. Die Ursache sehen wir uns genauer an.

Hinweis der Redaktion: Korrekturen zu den technischen Gründen wurden am 17.11.2025 eingepflegt

(red/key)

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