Medienriese Bertelsmann bleibt optimistisch
Angesichts der soliden operativen Basis und der weltweiten Markenvielfalt geht es dem Konzern gut.

Trotz eines deutlich gesunkenen Nettogewinns sieht sich der deutsche Medienriese Bertelsmann weiter auf Erfolgskurs. Der Konzern mit Sitz in Gütersloh vermeldete für das Geschäftsjahr 2024 einen Gewinnrückgang von 1,3 auf 1 Mrd. Euro – vor allem verursacht durch den Verkauf des Callcenter-Dienstleisters Majorel. Dennoch sei das operative Geschäft auf hohem Niveau geblieben, betont Konzernchef Thomas Rabe. Für 2025 erwartet Bertelsmann wieder Wachstum.
Zahlen mit Sondereffekt
Mit einem Umsatz von 19 Mrd. Euro liegt Bertelsmann unter dem Vorjahreswert (2023: 20,2 Mrd. Euro). Der Rückgang ist laut Unternehmensangaben auf den Verkauf von Majorel zurückzuführen. Der Dienstleister, einst Teil der Servicesparte Arvato, wurde an das französische Unternehmen Teleperformance abgegeben – ein Schritt, der kurzfristig die Bilanz belastet, langfristig aber Spielraum für strategische Investitionen schaffen soll. Der operative Gewinn (bereinigtes EBITDA) sank leicht auf 3,11 Mrd. Euro. Organisch – also bereinigt um Verkäufe und Zukäufe – konnte der Konzern seinen Umsatz immerhin um 3,3 Prozent steigern.
Dies Marken sind betroffen
Für Branchenbeobachter stellt sich bei solchen Kennzahlen die Frage: Welche Unternehmensteile und Marken stehen hinter den anonymen Milliarden? Bertelsmann ist mit einer Vielzahl von bekannten Medienmarken aktiv – insbesondere über die RTL Group, die Verlagsgruppe Penguin Random House und die frühere Gruner + Jahr-Familie, deren Zeitschriftentitel wie Stern, Brigitte, Geo oder Capital heute organisatorisch unter dem Dach von RTL Deutschland laufen.
Auch das Fernsehgeschäft zählt weiterhin zu den wichtigsten Säulen des Konzerns. Die RTL Group, an der Bertelsmann rund 75 Prozent hält, betreibt Fernsehsender und Streaming-Plattformen in mehreren europäischen Märkten, darunter RTL, VOX, ntv sowie RTL+ im deutschsprachigen Raum, M6 in Frankreich und RTL Nederland. Der Bereich Medien und Unterhaltung blieb 2024 laut Bertelsmann weitgehend stabil, größere Einbrüche blieben aus.
International breit aufgestellt
Ein weiterer Fokus liegt auf dem internationalen Buchgeschäft. Penguin Random House, der weltweit größte Publikumsverlag, trägt mit internationalen Bestsellern regelmäßig zum Konzernergebnis bei. Zu den bekanntesten Marken zählen Blanvalet, Goldmann, Knopf oder Vintage. Auch hier ist Bertelsmann breit aufgestellt – vom angloamerikanischen Markt über Spanien und Lateinamerika bis hin zum deutschsprachigen Raum.
Im Bereich Dienstleistungen verbleiben nach dem Majorel-Verkauf vor allem die IT- und Logistik-Dienstleister unter dem Label Arvato, deren Fokus stärker im B2B-Sektor liegt. Hinzu kommt ein wachsender Bildungsbereich (Bertelsmann Education Group), insbesondere mit Beteiligungen an Online-Universitäten und Weiterbildungsplattformen.
Umsatzbringer Nordamerika
Besonders interessant aus unternehmerischer Sicht: Der größte Umsatzanteil – rund 29 Prozent – stammt mittlerweile aus Nordamerika. Bertelsmann ist damit längst nicht mehr ein rein europäischer Medienkonzern, sondern ein global agierender Akteur mit strategischem Fokus auf den USA. Gerade dort könnten künftige Wachstumsimpulse entstehen, etwa über neue digitale Erlösmodelle im Buch- und Bildungsbereich oder über gezielte Zukäufe im Content-Markt.
Zuversicht für 2025
Für das laufende Geschäftsjahr zeigt sich Bertelsmann optimistisch. Finanzvorstand Rolf Hellermann erwartet 2025 ein Umsatzwachstum von 4 bis 5 Prozent – in den bestehenden Geschäftsbereichen, also ohne externe Zukäufe. Auch das Ergebnis soll entsprechend ansteigen.
Angesichts der soliden operativen Basis und der weltweiten Markenvielfalt scheint der Konzern trotz aller Herausforderungen gut positioniert. Dennoch bleibt die Frage, wie sich Bertelsmann mittelfristig weiterentwickeln will: Als breit gestreutes Medienhaus mit Beteiligungsstruktur – oder als fokussierter Content-Konzern mit klarer Vision.
(APA/red)