Medienförderung / Kommentar
Vom Jammern und Anschwärzen.

Alle Jahre läuft das selbe Spiel: Wenn der Fördertopf zur Ausschüttung gelangt, dann hebt das Heulen und Zähneknirschen an. Und jedes der heimischen Medien, die sich beim Staat bedienen (und nicht vergessen, der Staat ist der Steuertopf – sprich, wir alle), stellt die Förderungen aus seiner Sicht dar. Die böse Konkurrenz bekommt viel zu viel. Man selber viel zu wenig.
Die Geschichte hat nur einen entscheidenden Haken, wie sich aus der Historie belegen lässt.
Als seinerzeit die Budgets des Presse- und Informationsdienstes der Stadt Wien eine durchaus fette Höhe erreicht hatten, begab es sich, dass die Eigner von Krone, Heute und oe24 eine – durchaus gehässige – Diskussion in Bewegung setzten.
Wo man den jeweiligen Mitbewerber massiv attackierte, warum denn der derartig „obszöne“ Beträge von der Stadt Wien erhalten würde.
Wir vom ExtraDienst (die übrigens noch niemals um irgendwelche Förderungen angesucht haben) meinten damals: Sich da gegenseitig anzupatzen, sei nicht klug.
Und würde einen Effekt auslösen, mit dem keiner schlussendlich happy werde. Und – wir haben recht behalten. Denn das Ergebnis der hässlichen Diskussion unter der Gürtellinie war, dass die Stadt Wien rigide ihre Medienbudgets kürzte.
Und schlussendlich alle beteiligten weit weniger erhielten, als vor der wechselseitigen Anpatz-Aktion.
Mit dem Fördertopf dieser Tage verhält es sich ähnlich: Dank Transparenz-Gesetzen und Budgetknappheit sind die staatlichen Förderungen in den letzten Jahren sowieso schon stark zurückgegangen. Das Fördermodell für Qualitätszeitungen ist jedenfalls hinterfragenswert, wenn gar Medien wie der Exxpress Qualitätsförderung erhalten.
Was lernen wir daraus: Wer etwas erhält, der sollte es nehmen und leise damit umgehen.
Laut zu schreien „Wieso kriegt der andere zu viel?“ wird nur dazu führen, dass alle Budgets weiter gekürzt werden.
Wobei das gar nicht das Hauptproblem der Medienbranche ist: Denn das liegt darin, dass – weitaus steuerbefreite – internationale Mediengiganten, digitale Anbieter, Suchmaschinen und internationale Social Media Player schon weit über 50 Prozent aller heimischen Werbebudgets abschöpfen.
Und für ein qualitatives Austro-Medien-Szenario damit (zu) wenig übrig bleibt.
Mein Großvater meinte: Wenn man dir etwas gibt, dann nimm es dankbar an. Und schweige. Eine Weisheit über die die heimischen Medienmacher offenkundig nicht verfügen.
Christian W. Mucha
Das könnte Sie auch interessieren

Darstellungs-Frage

Qualitätsförderung nun auch für „Exxpress“
