Marketing Natives geben Burnout ein Gesicht
Junge Kommunikationsprofis sprachen auf Initiative des Dialog Marketing Verbands offen über Erschöpfung.

Am 8. Oktober traf sich die junge Marketing-Community im Trompetensaal der Österreichischen Post. Die Marketing Natives, eine Initiative des Dialog Marketing Verbands Österreich, luden zu ihrem dritten Signature Event des Jahres – unter dem Motto „Burnout is not a Benefit“. Ein englischer Satz, der einen wunden Punkt trifft: Wenn Burnout kein Vorteil ist – warum arbeiten so viele darauf hin?
Diese Frage schwang durch den Abend. Denn solange junge Talente funktionieren, Ideen liefern und alles geben, gelten sie als engagiert. Erst wenn sie ausfallen, werden sie bemitleidet. Dabei zeigt sich: Die, die über Burnout sprechen, tun das meist theoretisch. Denn aus eigener Erfahrung will kaum jemand berichten.
Worüber man aber jederzeit Reden halten kann, ist, wie es anderen damit geht. Das kommt sympathisch, das wirkt empathisch – und trotzdem ein bisschen aufwieglerisch. Genau der richtige Ansatz für die jungen Wilden des Marketings.
Wenn Leidenschaft zur Last wird
Rund 100 Nachwuchskräfte diskutierten offen über Arbeitsdruck, Überstunden und faire Bezahlung. Moderiert wurde der Abend von Simone Bodesser, auf dem Podium saßen Claudia Eder (karriere.at), Belinda Thaler (Team Werbung Wien, BESTHE), Lukas Hetzendorfer (Otago) und Sebastian Galla (brandneo, Agentur Boomer).

Claudia Eder brachte es gleich zu Beginn auf den Punkt: „Real strength is knowing when to push and when to quit.“
Ein Satz, der in einer Branche der Dauererreichbarkeit fast wie ein Gegenentwurf klingt. Auch Lukas Hetzendorfer sagte offen: „Trotz Stoppschilder fährt unsere Branche weiterhin im Kreis.“
Belinda Thaler, Werbefotografin und Geschäftsführerin, zog Parallelen zum Leistungssport: „Schneller, höher, weiter. Aber was kostet die Extra-Meile – und wer bezahlt sie?“
Ihre Frage blieb im Raum stehen – und sie beantwortete sie indirekt selbst: bezahlt wird meist von denen, die zu sehr brennen.
Die Hauptbetroffenen
Burnout – dieser oft strapazierte Begriff – bekam an diesem Abend keine neue Bedeutung. Eine ehrliche Selbstbeschreibung blieb aus. Hier standen Beobachter auf der Bühne, keine Betroffenen. Menschen, die in einem System arbeiten, das Kritik an der eigenen Substanz zulassen kann, wenn sie gut verpackt präsentiert wird. So wie das von jungen Marketingprofis erwartet wird, die in solchen Rahmen eingeladen werden, um irgendwann einmal selbst die Rolle des Antreibers zu übernehmen.
Das nächste Signature Event der Marketing Natives findet am 20. November 2025 statt. Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeiten unter www.marketingnatives.at.
(PA/red)