Große Medien erhalten RTR-Förderungen 2026
Die Empfänger des 20-Millionen-Topfes sind längst digital transformiert und bleiben dennoch förderwürdig.
Die RTR hat ihre Förderentscheidungen für den „Fonds zur Förderung der digitalen Transformation“ für das Jahr 2026 bekanntgegeben – und erneut zeigt sich ein vertrautes Muster. Die größten Mittel gehen an jene Medienhäuser, die ihre Digitalisierung längst professionell und profitabel betreiben. Rund 20 Millionen Euro werden auf 100 Projekte verteilt. Der Blick auf die größten Empfänger zeigt: Gefördert werden vor allem jene Häuser, die digital ohnehin bestens aufgestellt sind.
Millionen für digital Erfolgreiche
Mit jeweils rund 1,5 Millionen Euro führen die „Krone“ und „oe24“ die Liste an. Über eine Million Euro erhalten außerdem die „Kleine Zeitung“, der „Standard“, Russmedia („Vorarlberger Nachrichten“) sowie die Regionalmedien Austria. Die Mittel fließen damit an Verlagshäuser, die bereits über wachstumsstarke Digitalabos, ausgereifte Redaktionssysteme, datengetriebene Content-Strategien und technisch robuste Plattformen verfügen.
Bemerkenswert ist der deutliche Anstieg der Digitalabo-Erlöse: Die zehn größten Tageszeitungen konnten ihre Einnahmen zwischen 2021 und 2024 um rund 70 Prozent steigern. Ein Indikator dafür, wie weit viele der geförderten Marken in ihrer digitalen Transformation bereits vorangeschritten sind.
Rein digitale Medien ausgeschlossen
Förderberechtigt sind ausschließlich Medienunternehmen aus den Bereichen Radio, Podcast, Fernsehen und Print. Diese gesetzliche Definition schließt rein digitale Nachrichtenportale, Magazine, Start-ups und investigative Plattformen systematisch aus – unabhängig von deren Innovationsgrad oder Geschäftsmodell.
Damit entsteht ein Fördersystem, das nicht jene unterstützt, die digitale Entwicklung existenziell benötigen würden, sondern jene, die digitale Strukturen längst – teilweise sehr erfolgreich – monetarisieren.
Die Vielfalt der 100 geförderten Projekte bezieht sich auf unterschiedliche Vorhaben innerhalb der traditionellen Medienkategorien. Der Rest der österreichischen Medienlandschaft bleibt außen vor.
Die Lage in Zahlen
- Die Wettbewerbsbedingungen für heimische Medien bleiben weiterhin anspruchsvoll:
- Rund 80 Prozent der digitalen Werbeausgaben in Österreich fließen 2024 an internationale Online-Plattformen.
- Geförderte Transformationsprojekte konzentrieren sich auf KI-Anwendungen, Datenjournalismus, Automatisierung, Abo-Systeme und
- Customer-Journey-Optimierung – also genau jene Bereiche, in denen rein digitale Anbieter ohne Rundfunk- oder Printanker besonders stark wären.
Das Fondsvolumen ist um 64 Prozent überzeichnet. Allerdings nur innerhalb jenes Kreises, der aufgrund seiner Größe und Antragserfahrung überhaupt förderberechtigt ist.
Fördersystem für Platzhirsche
Die Förderpraxis wirkt wie ein Instrument zur Absicherung etablierter Trägermedien im digitalen Zeitalter. Statt neue digitale Angebote zu stärken, stabilisiert die Struktur Markteilnehmer, die sich durch ihre Print- oder Rundfunkhistorie qualifizieren.
Die Digitalförderung 2026 zeigt damit klar: Österreich finanziert die digitale Weiterentwicklung jener Medienhäuser, die ihre Transformation entweder längst erfolgreich vollzogen haben oder (womöglich auch 2026) nicht schaffen werden. Rein digitale Medienunternehmen hingegen – jene, die das System strategisch dringend stärken müsste – bleiben formal ausgeschlossen.
(red)

