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Filmfestival Kitzbühel im Think-Tank-Modus

Beim Filmfestival diskutierte die Branche auch über Fördermodelle, digitale Transformation und neue Technologien.

01.12.2025 10:05
Redaktion
© BrauerPhotos / G.Nitschke
Roland Weißmann, Alexander Pröll, Sandra Maischberger, Richard Grasl, Martin Andree, Martin Gebhart

Das Filmfestival Kitzbühel setzt auch heuer auf seinen Think-Tank-Charakter: Panels, Fachgespräche und praktische Einblicke verknüpfen wirtschaftliche Realität mit technologischem Wandel. Drei thematisch getrennte Diskussionen im K3 Kitzkongress gaben einen Überblick über jene Faktoren, die Produktionsfirmen, Plattformen und Kreative derzeit prägen – von Förderlogiken bis hin zu KI-gestützten Prozessen entlang der Wertschöpfungskette.

Kreativbranchen

Die Diskussion zur wirtschaftlichen Lage der deutschsprachigen Filmwirtschaft begann mit klaren Kennzahlen: Fördermodelle wie FISA plus und ÖFI plus haben in Wien zu einem Branchenwachstum von rund acht Prozent beigetragen, jeder Förder-Euro erzeugt im Schnitt ein Vielfaches an Wertschöpfung. Gleichzeitig gewinnt der internationale Wettbewerb an Dynamik – deutsche Produktionen wandern aus Standortgründen zunehmend in benachbarte Länder ab.

Michael Paul moderierte die Runde mit Oliver Berben, Lisa Giehl, Michelle Müntefering und Christian Sommer. Während Giehl Österreich als „Filmfördersuperland“ einordnete, betonte Sommer die Bedeutung zielgerichteter Modelle, etwa durch Uplifts im Bereich nachhaltiger Produktionen. Einigkeit herrschte über die Risiken fehlender Planbarkeit: Ausweichproduktionen ins Ausland, steigende Kostenstrukturen oder Überförderung können die Qualität sichtbar beeinflussen.

Berben warnte zudem vor einer schwierigen Marktphase für unabhängige Produktionsfirmen. Die Konkurrenz globaler Plattformen verstärkt sich, der linguistische Nachteil deutschsprachiger Inhalte bleibt bestehen. Gerade Produktionen mit kulturellem Anspruch benötigen stabile Fördermechanismen, um Vielfalt und wirtschaftliche Tragfähigkeit zu sichern.

 

FFKB, Filmfestival Kitzbühel, Think Tank Panels im K3 KitzKongress am 28.11.2025
Roland Weißmann, Sandra Maischberger, Richard Grasl, Alexander Pröll, Martin Andree | © BrauerPhotos / G.Nitschke

Medien und Demokratie

Im zweiten Panel standen Mediennutzung und digitale Öffentlichkeit im Fokus. Die Debatte – organisiert vom „Kurier“ – beleuchtete die Frage, wie Qualitätsmedien in einer fragmentierten Informationslandschaft sichtbar bleiben können. Dabei wurde weniger politisch bewertet als vielmehr medienstrukturell eingeordnet: Soziale Netzwerke entwickeln sich zunehmend zu Entertainment-Umgebungen, globale Plattformen dominieren den Traffic und verändern die Aufmerksamkeitsskalen.

Sandra Maischberger hob die anhaltende Relevanz etablierter Medien hervor, deren Glaubwürdigkeit nicht zuletzt aus professioneller Fehlerkultur entsteht. ORF-Generaldirektor Roland Weißmann betonte, dass es dabei auch um faire Rahmenbedingungen im Wettbewerb geht. Die Diskussion zeigte: Medienkompetenz, Auffindbarkeit und transparente Regulierung – insbesondere im Hinblick auf internationale Anbieter – sind zentrale Faktoren für stabile Informationsökosysteme.

Nils Klingohr, Katrin Zierhut-Kunz, Alexander Pröll | © BrauerPhotos / G.Nitschke

Künstliche Intelligenz

Das dritte Fachpanel widmete sich den rasch wachsenden Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz. Eric Lehmann (Constantin Film), Alexandra Streichfuss (SKW Schwarz), Alexander Hofmann (Baker McKenzie) und Michael Paul analysierten praktische Erfahrungen und rechtliche Rahmenbedingungen.

Lehmann beschrieb KI als Katalysator schnellerer Produktionszyklen – vom Schreiben bis zur Auswertung. Manche Anwendungen, etwa KI-Stimmenrekonstruktion, sind bereits wahrnehmbar im Einsatz. Entscheidende kreative Prozesse bleiben jedoch weiterhin menschlich geprägt. Besonders sensibel bleiben Casting-Prozesse, bei denen personenbezogene Daten verarbeitet werden.

Streichfuss verwies auf die wachsende Komplexität des internationalen Rechtsrahmens. Manche Broadcaster schließen KI-generierte Inhalte bereits aus, wodurch neue Herausforderungen für Produktion und Distribution entstehen. Hofmann wiederum sieht den größten Bedarf im sicheren Umgang mit Tools, Datenquellen und Dokumentationspflichten. Fehlende Standards können zu Standortnachteilen oder ungeplanter geografischer Verlagerung führen.

(PA/red)

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