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Christian W. Mucha's Newsletter vom 9.12.2025

10.12.2025 9:00
Redaktion
© KI-Bild / MGM
Der Newsletter von Christian W. Mucha

Liebe Leser

Haben Sie unseren jüngsten Newsletter erhalten? Sie finden ihn hier. Und wenn Sie ihn gelesen haben – meinen Sie nicht, dass Sie da etwas versäumen?

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Christian W. Mucha’s Newsletter vom 9.12.2025

Liebe Leser

Bei Weltereignissen entstehen Dynamiken, die eine innere Entwicklung auslösen. Und manchmal haben sie auch eine Außenwirkung. Im vorliegenden Fall eine fatale.

Bei all jenen, die Sorgfalt auf ihre Fahnen geschrieben haben und die die historische Verantwortung Österreichs in den Fragen Nationalsozialismus und vor allem Holocaust richtig einschätzen und deuten, ging in den letzten Wochen das Zittern um. Wie fatal wäre es wohl gewesen, wenn Israel beim Eurovision Song Contest nicht hätte teilnehmen können. Just in Wien.

Umso erleichtert waren die historisch verantwortungsvollen Kräfte hierzulande, dass – mit äußerst knappem Entscheid – der israelische Sender Kan (nicht der Staat bekommt die Erlaubnis zur Teilnahme, sondern der jeweils nationale Fernsehsender) nun doch einen Vertreter von Israel am 16. Mai 2026 nach Wien entsenden kann.

Nicht vergessen sollten wir auch, dass Israels Vertreterin im Vorjahr, Yuval Raphael – mitten im Krieg –, Zweite des Bewerbs wurde. Dank Jury- und Publikumsvoting (!!!).

ORF-GD Roland Weißmann war dazu – nach einer lästigen Erkrankung und trotz einer Bindehautentzündung (Damit zu fliegen ist nie eine gute Idee) – nach Israel gepilgert, hatte dort den israelischen Staatspräsidenten Yitzhak Herzog getroffen und sich bei einem Treffen mit Kan-Vorstand Golan Yochpaz vehement für eine Teilnahme eingesetzt.

Postwendend auf den für uns so erleichternden Entscheid – denn welches Signal wäre da wohl von Österreich aus in die Welt geschickt worden, wenn Israel gesperrt wäre – folgte dann der Schock.

Die Sender der Staaten der Niederlande, Spanien, Slowenien und Irland sagten den ESC in Wien ab.

Wer weiß, welchen “Zielgruppen” die nationalen Sender der oben genannten Länder „verpflichtet“ sind (ohne dies näher auszuführen), der beginnt zu ahnen, warum es dazu kam.

Ich für meinen Teil habe kein Problem damit, wenn Menschen für Palästina eintreten, die unmenschlichen Rahmenbedingungen für die Menschen dort aufzeigen und die Hilferufe der Zivilbevölkerung im Gazastreifen, die unendlich leidet, in die Welt hinaustragen. Und für Hilfe und für eine Zukunft dieses geplagten Landes einstehen.

Weniger leicht tue ich mir, wenn Palästina-Demonstranten offen Antisemitismus verbreiten, Journalisten attackieren (wie jüngst einen OE24-Reporter) und ihre Anti-Israel-Gewaltvorstellungen just bei uns in Österreich auf die Straßen tragen.

Denn während die Justiz gegen Antisemitismus und Wiederbetätigung zu Recht mit drastischen Strafen vorgeht (jüngst wurde ein Aula-Chefredakteur zu vier Jahren Haft verurteilt, nicht rechtskräftig), lassen unsere Behörden unter dem Deckmantel von Demonstrationsfreiheit und Meinungsäußerung Wut- und Hassversammlungen zu, wie wir das schon lange nicht mehr gesehen haben.

Die politischen Entwicklungen der letzten Jahre haben Israel-Bashing und Antisemitismus massiv befeuert. Der Antisemitismus ist in einem Maß gestiegen, wie wir das seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt haben. Es ist eine dieser grauslichen Entwicklungen in der Weltpolitik, wie wir sie auch andernorts in vielen Bereichen mit Entsetzen erleben.

Wenn der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer eine Anerkennung des Staates Palästina lautstark fordert, dann mag das seine persönliche Meinung sein. Ich frage mich nur – so wie viele, denen die politische Situation im von der Hamas kontrollierten Leidensland bewusst ist – wen oder was man dort anerkennen möchte?

Das Wichtigste in der Politik, aber auch das Schändlichste, ist, dass wir allzu schnell vergessen, verdrängen, schubladisieren, wenn es um Kriegsverbrechen und die Vernichtung von Minderheiten geht. Im Fall von Israel und vor allem der Frage des Holocaust muss in Österreich für alle Zeiten gelten: Niemals wieder.

Bitte seien wir uns dieser historischen Verantwortung bewusst und sorgen wir dafür, dass dem Vergessen kein Raum gegeben wird und dass Juden hierzulande das Recht haben, frei und geschützt und friedlich zu leben, ohne befürchten zu müssen, selbst im Alltag zu Schaden zu kommen.

Jüngst war der Chef eines großen Unternehmens bei mir zu Gast. Er trug eine Kappe. Im Verlaufe des von ihm sehr sorgfältig geführten Gesprächs eröffnete er mir, dass er Jude sei. Und nahm seine Kappe ab, darunter trug er seine Kippa sorgfältig versteckt.

Und da verstand ich: Die Angst begleitet auch seinen Alltag.

Und das sollte in Österreich definitiv nicht (mehr) möglich sein

meint nachdenklich

Ihr

Christian W. Mucha


Christian W. Mucha’s Newsletter vom 4.12.2025

Liebe Leser

Die Mutter aller Medienschlachten.

Im kommenden Jahr steht eine wesentliche Entscheidung ins Haus. Für die ORF-Generaldirektorenwahl am 11. August 2026 bringen sich jetzt alle möglichen Kandidaten in Stellung.

Es ist eine der umfassendsten und kompliziertesten Recherchen, die ich in den letzten Jahren gemacht habe. Ich habe sie mit Akribie, Feingefühl, guten Relationen und stets mit der Zusicherung von Vertraulichkeit absolviert. Da sind viele, viele Arbeitsstunden und unzählige Telefonate und Treffen eingeflossen.

Die Namen derer, die gehandelt werden, sind schnell aufgezählt. Natürlich der amtierende Generaldirektor Roland Weißmann. Er hat sich noch nicht geäußert, ob er sich bewerben will, und wartet wohl die Signale, die ihm von der Politik übermittelt werden, ab.

Weißmann gilt weitgehend als Alleingänger. Als einer, der für den ORF brennt. Für ihn spricht, dass er mit dem Durchpeitschen der Haushaltsabgabe die Existenz des ORF mit unglaublich viel Einsatz gesichert hat. Er hat den Bonus des Amtsinhabers. Was ihm zu schaffen machen könnte, verrate ich demnächst.

Eines ist klar: Den ORF-Generaldirektor nominiert die ÖVP. Mit der Erschwernis, dass die SPÖ ihre Position im Entscheidungsgremium deutlich verbessert hat. Und auch die Neos werden ein Wörtchen mitreden. Die FPÖ mit ihren drei Stimmen auch. Wobei einer der FPÖ-Stiftungsräte jüngst ordentlich ins Gerede gekommen ist und unter schweren Beschuss geriet. Doch das ist eine andere Geschichte.

Damit ist klar, dass jemand, der nicht – deutlich und klar erkennbar – auf einem ÖVP-Ticket reitet, keine Chancen haben wird. Was jedoch den einen oder anderen Proponenten womöglich nicht daran hindern wird, es trotzdem zu versuchen. Frei nach dem Motto: Dabei sein ist alles.

Neben Roland Weißmann ist auch ORF-Niederösterreich-Chef Alexander Hofer in Gerede. Während man aus der Branche hört, dass beide die Unterstützung der mächtigsten Frau in der ÖVP, Johanna Mikl-Leitner, für sich beanspruchen, hat sich da durchaus Spannendes recherchieren lassen. Darüber informiere ich Sie im Detail demnächst. Fakt ist: Hofer hat beste Chancen.

Ein weiterer Kandidat ist wohl Philipp König, Kronenhit-Radio-Geschäftsführer. Doch König ist mehr als nur der Radioboss von Christoph Dichand. Ein hervorragender Rechtsexperte, erfahren im ORF – und viel wichtiger für die Dichands, als man das gemeinhin annehmen könnte. Auch dazu künftig mehr.

Überraschend könnte sich womöglich auch APA-Vorstand Clemens Pig dazu durchringen, eine Bewerbung abzugeben. Doch er will dazu vorab – so wie alle anderen – kein Statement abgeben. Hält sich bedeckt. Hätte freilich durchaus gute Chancen. Warum, erläutere ich in Bälde.

Dazu kommt, dass Markus Breitenecker – der auf gutem Fuß mit den Neos steht – gerade frei wäre. Schließlich hat er seinen Job bei der ProSiebenSat.1 PULS 4-Gruppe als Vorstand in Deutschland jüngst verloren. Seine Chancen: minimal.

Wird Alexander Wrabetz noch einmal kandidieren? Nein. Der hat das mir gegenüber bereits deutlich dementiert. Das kommt für ihn nicht mehr in Frage.

Der frühere ORF-Chefredakteur Matthias Schrom könnte Ambitionen haben, die Tiefen Pannoniens zu überwinden und den Küniglberg zu erklimmen.

Lisa Totzauer ist eine weitere Option. 2021 hat sie sich gegen Wrabetz, Weißmann, Prantner und eine ganze Reihe weiterer Kandidaten gestellt. Ihre Bewerbung löste damals Respekt aus.

Auch Richard Grasl wird nicht mehr in den Ring steigen. Er hat seine berufliche Mitte beim Kurier und in der Raiffeisen-Gruppe gefunden. Und sieht dort seine Zukunft.

Wenig Chancen werden dem ausgebremsten ORF-Sportchef Hannes Aigelsreiter eingeräumt. Der hatte via Tiroler Tageszeitung angedeutet, sich bewerben zu wollen. Nachdem er das Match gegen Rainer Pariasek nunmehr schmählich verloren hat, sind seine Chancen nicht gerade berauschend.

Es wird daher ein durchaus spannendes Jahr.

ExtraDienst ist – dank hervorragender Connections zu fast allen Beteiligten – hier in einer herausragenden Berichterstattungsposition.

Demnächst werden wir etwas ganz Erstaunliches bringen: Aufgrund unserer qualitativen Recherchen und vieler Hintergrundinformationen, die wir freilich (noch) nicht publizieren können, präsentieren wir Ihnen einen Stimmungsbarometer in Form von Wettquoten. Wo wir Ihnen verraten – errechnet von einem professionellen Buchmacher – wie viel Sie erhalten, wenn Sie zum Beispiel 100 Euro auf einen Kandidaten setzen. Bei einem den Neos nahestehenden Kandidat würden Sie da glatt 1.420 Euro bekommen. Was nichts anderes bedeutet als: je höher der Auszahlungsbetrag, desto geringer sind die Chancen auf den Posten.

Mehr zum ORF-Generaldirektoren-Thema lesen Sie laufend in meinem Newsletter. Bitte weitersagen. Den zu abonnieren rentiert sich. Meine zumindest ich. Und wenn auch Sie dieser Meinung sind, dann empfehlen Sie uns bitte weiter.

Herzlichst

Ihr

Christian W. Mucha

Christian W. Mucha’s Newsletter vom 2.12.2025

Liebe Leser

Der wahre Verlust unserer Zeit ist nicht Wissen, Kompetenz oder Modernität. Es ist der Verlust von Toleranz.

Es ging wie ein Ruck durch unsere Gesellschaft. Als Thomas Gottschalk sich via BILD-Zeitung jüngst geoutet hat, dass er schwere Medikamente nimmt, Krebs hat und dass er sich deshalb auf Veranstaltungen verhaspelt und versprochen hat. Und nicht perfekt war.

Dabei hat sich eines herauskristallisiert: Wir leben in einer unglaublich kalten Welt.
In einer Welt, in der wir den Verlust von Toleranz beklagen müssen. Unsere Gesellschaft ist erbarmungslos geworden.

Schon den jungen Menschen wird eingetrichtert: „Du musst schön sein. Du musst perfekt sein.“ Dann machen sie vollkommen sinnlose kosmetische Operationen, nur um dem vorgegaukeltem Ideal der Perfektion zu entsprechen.

Noch schlimmer ist es mit unseren Alten. Von denen verlangt man ebenfalls, perfekt zu sein. Doch im Alter ist man nicht mehr perfekt. Man verspricht sich. Man macht Fehler. Man merkt sich nicht mehr alles.

Meinen Kommentar finden Sie auch hier auf TikTok.

Aber anstatt das tolerant zu akzeptieren, steinigen digitale Trolle betagte Menschen, wenn sie Fehler machen, wenn sie gebrechlich werden.

Andere Kulturen halten das ganz anders. In Japan beispielsweise gibt es den Komon. Das ist ein Senior, der keine operative Verantwortung mehr trägt, aber seine Weisheit, seine Würde und seine Gelassenheit weiterhin den großen Unternehmen zur Verfügung stellt.

Die Komone haben Autorität, sind hoch anerkannt und werden in wichtige Unternehmensentscheidungen eingebunden.

Und bei uns? Hier werden alte Menschen förmlich entsorgt. Kommen in den Müll. Und wenn sie Fehler machen, werden sie gesteinigt. Siehe Gottschalk.
Und wenn sich dann herausstellt, was die wahre Ursache seiner Aussetzer war (Medikamente nach der Krebs-OP), dann rudern alle zurück. Dann erstarrt die Meute. Gottschalk selbst hätte seine Krebserkrankung wohl nie öffentlich gemacht. Er wurde dazu förmlich genötigt. Welch unwürdiges Schauspiel.

Es ist armselig. Lernen wir doch erneut das, was wir immer gekonnt haben: Lernen wir Toleranz. Lernen wir wieder, mit unseren Alten fair, anständig und respektvoll umzugehen

meint

Ihr

Christian W. Mucha 


Christian W. Mucha’s Newsletter vom 27.11.2025

Liebe Leser

Unser FM-Incoming-Preis, das traditionelle große Fest für jene, die sich um die Touristik ganz besonders verdient gemacht haben, ging im Jahr 2018 an die Vorstände des Wiener Airports, Günther Ofner und Julian Jäger.

Beim großen Fest im Palais Ferstel drehte sich alles um ein einziges Thema: um die Errichtung der dritten Piste. Ein damals für den Flughafen immens wichtiges Projekt. Zukunftsweisend. Doch was jeder, der proaktiv für Touristik eintritt, als kluge, weise, vorausblickende Maßnahme sah, war mit ungezählten Hürden versehen: Umweltauflagen, Prüfungen, die Finanzierung, Anrainerproteste.

Wer sich an so etwas heranwagt, der braucht gute Nerven. Und einen langen Atem. In unserer Titelgeschichte beleuchteten wir damals das Für und Wider und traten nachhaltig für diese wesentliche Erweiterung der Möglichkeiten des Vienna Airports ein.

Der Hintergedanke dabei: Wien muss sich als Drehkreuz gegen internationale Konkurrenz durchsetzen. Ob München, Frankfurt, Budapest oder Bratislava – jeder von denen ist massiv bemüht, von der blendenden Positionierung des Vienna Airports als Drehscheibe ein Stück des Kuchens wegzuschneiden.

Ein Kuchen, der nicht nur, was das Outgoing, sondern natürlich auch, was das Incoming betrifft, immens wichtig für unser Land ist.

Und dann kam der Knick. Der gigantische Knick. Die Pandemie. Danach brauchte es einmal seine Zeit, bis sich die heimische Touristik und auch der Airport von den drastischen Einbrüchen erholte.

Seit Kurzem ist es nun offiziell: Die dritte Piste wird bis auf Weiteres nicht realisiert. Als Gründe dafür geben Jäger und Ofner an, dass neben den auf rund zwei Milliarden Euro massiv gestiegenen prognostizierten Baukosten sich auch die Rahmenbedingungen infolge der überlangen Verfahrensdauer grundlegend geändert hätten.

Die Flughafenchefs verweisen auch auf eine schwierige Refinanzierung des Großprojekts. Ohne höhere Tarife wäre die wirtschaftliche Basis der Investition nicht darstellbar. Im Klartext: Die größten Airline-Kunden am Standort stehen dem Projekt negativ gegenüber.

Deshalb sei man zum Schluss gekommen, dass die Kapazitäten der beiden Pisten vollkommen ausreichen. Zukünftiges Wachstum wird weiterhin ermöglicht. Nun will man in die Qualität des Hubs und der Terminals investieren.

Damit ist eine gute Möglichkeit für den heimischen Tourismus geplatzt. Schade.

Meint

Ihr

Christian W. Mucha


Christian W. Mucha’s Newsletter vom 25.11.2025

Liebe Leser

Demnächst stehen einige – wohl nur mit dem Begriff historisch zu bezeichnende – Feierlichkeiten für den österreichischen Rundfunk ins Haus. Die Zeit im Bild hat am Montag mit einer großen Hauptabendsendung ihr 70-Jahr-Jubiläum zelebriert, und in einer Woche findet im Metropol eine Feier – moderiert von Vera Russwurm – statt.

Beim Durchgehen der Moderatoren der ZIB wird man, wenn man so wie ich 50 Jahre lang (im nächsten Jahr feiern wir unser Jubiläum) die Medienbranche begleitet hat, einigermaßen wehmütig. Viele Freunde darunter. Und irgendwie liest man in den Presseaussendungen zwischen den Zeilen, dass dem ORF wohl nicht alle Namen der ZiB-Präsentatoren besonders angenehm sind.

Wenn darunter etwa (ich habe nichts gegen die ehemalige Frau Bezirksvorsteherin) eine gewisse Ursula Stenzel zu finden ist. Aber Geschichte hat es an sich, dass man da niemanden weglassen darf. Obwohl mir hinter vorgehaltener Hand zugeflüstert wurde, dass es dazu Überlegungen gegeben haben soll. Angeblich. Unbestätigt.

Und zum Beweis dieser These kommentierte dies die Kronenzeitung in ihrem Newsletter am 24.11. ähnlich und meinte, es gäbe unter den ZiB-Moderatoren (ohne die Betreffende beim Namen zu nennen) einige, die sich politisch engagiert hätten. Mit durchaus magerem Erfolg. Und irgendwie kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass die Krone dieselben Moderatoren (Stenzel, Broukal) meint, an die ich auch gedacht habe.

Beim ORF hatte ich natürlich mit einer ganzen Reihe von GD’s tolle persönliche Kontakte.

Legendär das Treffen mit Gerd Bacher – zum großen Interview am Küniglberg. Meinen Leitartikel hatte ich dafür vorbereitet. Im Interview sollte mir Gerd Bacher seine Position vermitteln. Gleichzeitig hatten wir eine Titelgeschichte geplant mit dem für Bacher eher unerfreulichen Titel „Weg mit dem ORF-Monopol“. Ich dachte mir, das wäre ein diplomatischer Ansatz. Vorne Bacher. Und in der Cover-Story alles, was für das Fallen des ORF-Monopols sprach.

Leider machte mir der “Tiger” einen Strich durch die Rechnung. Das Interview hätte Montagnachmittag stattfinden sollen. Mittwoch Druck, Freitag Erscheinen. Die Sekretärin meinte, Bacher hätte dringend nach Luxemburg fliegen müssen. Das Interview wurde genau um eine Woche – auf den nächsten Montag – verschoben.
Pech gehabt. Denn da war meine Titelgeschichte „Weg mit dem ORF-Monopol“ bereits gedruckt und versandt – ohne Bacher-O-Ton.

Als ich beim ORF eintraf, begrüßte mich Gottfried Zmeck (später wurde er DF1-Boss), damals der Adlatus von Bacher. Er legte mir die Hand auf die Schulter und meinte: Er wird jetzt sehr unangenehm werden. Schlechte Optik. Das wird jetzt hart für Sie, Herr Mucha.

Leicht geduckt betrat ich das Zimmer. Wer heute Roland Weißmanns Generaldirektorenbüro betritt, sieht allüberall Akten. Bachers Zimmer war klinisch rein. Sauber. Kein einziges Stück Papier. Nur auf dem Besprechungstisch lag – aufgeschlagen – meine Titelgeschichte „Weg mit dem ORF-Monopol“.

Dann begann der klein gewachsene Bacher auf mich einzuschreien. Er schrie zweieinhalb Minuten lang. Ich fasste mir ein Herz und schrie zurück. Danach waren wir beide schweißgebadet. Zmeck und die Chefsekretärin kamen, um zu sehen, ob wir uns bereits prügelten.

Wir wiesen beide hinaus. Danach blickten wir einander an und grinsten. „Eigentlich sind Sie kein schlechter Formulierer“, lenkte Bacher ein. „Und jetzt machen wir das Interview.“ Es erschien in der nächsten Ausgabe. Beim Weggehen schaute er mich an und sagte:

„Irgendwie kommt mir Ihr Gesicht bekannt vor. Ich habe Sie schon einmal gesehen.“

Jetzt war ich am Grinsen. „Sie sind ja nicht oft zu Hause, Herr Bacher“, meinte ich. „Na ja, habe viel zu tun“, konterte er. „Na ja, dann dürfte Ihnen vielleicht nicht aufgefallen sein, dass ich einige Monate lang mit Ihrer Tochter befreundet war und diverse Male bei Ihnen im Haus ums Eck der Silbergasse zu Besuch war…”

Bacher war sprachlos. Ein seltenes Vergnügen wurde mir da zuteil.

Und bevor ich Ihnen jetzt anfange, noch weitere Geschichten zu erzählen – über Thaddäus Podgorski, mit dem ich um 14.30 Uhr einen Termin haben wollte und der am Telefon schrie: „Schauen Sie beim Fenster heraus, Herr Mucha, was sehen Sie?“ Und ich fragte: „Na ja, strahlende Sonne.“ Und er sagte: „Nein, fantastische Thermik. Ich fahre jetzt zum Segelfliegen.“ Und damit war er der einzige Generaldirektor, der um 13 Uhr den Job vergaß und einige Flugstunden der Arbeit als Generalintendant vorzog.

Deswegen mochten wir ihn alle so. Denn in der Zeit, in der er gearbeitet hat, war er einfach genial – und ein fantastischer Erfinder.

Gerhard Weis, der mir die gesamte Werbung strich, weil ich kritisch über ihn berichtete, werde ich jetzt nicht erwähnen. Gerhard Zeiler sehr wohl. Denn der erwies mir die Ehre, das allererste Interview nach seiner Bestellung zum ORF-Generaldirektor unserem ExtraDienst zu gewähren.

Es war eine schöne Zeit. Fantastisch, erste Reihe fußfrei über den ORF berichten zu dürfen. Und so sehe ich denn die Historie mit sehr viel Wehmut. Weil das auch Teil meines Lebens ist.

Herzlichst

Ihr

Christian W. Mucha


Christian W. Mucha’s Newsletter vom 20.11.2025

Liebe Leser

Song Contest – endlich Mitbestimmung. Das tut gut.
Da werden Sie mir wohl zustimmen: Nichts nervt mehr, als wenn Dinge über Ihren Kopf hinweg entschieden werden. Sei es, wenn die Regierung mit hirnrissigen Gesetzesvorschlägen daherkommt. Sei es, wenn der Ehepartner genau dann die Soap sehen will, während das alles entscheidende Fußballmatch läuft. Sei es, wenn Ihr Supermarkt Ihr Lieblingsprodukt aus seinen Regalen verbannt.

Im Großen wie im Kleinen, wir alle wollen mitbestimmen.

Emotional werden wir dort, wo es um die Musikauswahl geht. Vor allem dann, wenn es unser eigenes Wohnzimmer betrifft. Und von jenem Sender kommt, mit dem wir aufgewachsen sind: vom ORF. Der natürlich Teil unserer Familie ist.

Die Entscheidung der Verantwortlichen des ORF, nach zehn Jahren endlich das Publikum mitentscheiden zu lassen, wer beim Song Contest antritt, hat deshalb viel Freude in unserer Redaktion ausgelöst.

Wiewohl die Fachexperten in den letzten Jahren ein gutes Händchen bewiesen haben – ob mit Conchita Wurst oder JJ – und uns zweimal Siege beschert haben. Dem kleinen Österreich.

Eine direkte Wahl durch das TV-Publikum, die nun eine Stimme bei der Vorentscheidung erhalten, ist die bessere Wahl. Und natürlich populärer.

Zumindest fürs Gefühl. Darauf kann man sich verlassen.

Was jedoch die Teilnahme Israels beim Eurovision Song Contest angeht, meine ich, dass es gut ist, wenn die aufgeheizte Volksmeinung da nicht mitredet. Solche Entscheidungen sollte man Profis überlassen. Zum Glück hat der ORF so einen als General: Der aufopfernde Einsatz von Roland Weißmann für den Verbleib des unter internationaler Wut-Kritik stehenden Landes Israel ist beispielhaft.

Anfang November – da hatte er gerade eine schwere Grippe überstanden und zusätzlich eine gefährliche Bindehautentzündung ausgefasst – flog er tapfer nach Israel und traf Staatspräsident Yitzhak Herzog in Jerusalem.

Seine Mission – demnächst erfahren wir, ob sie von Erfolg gekrönt war – hat erste Früchte gebracht.

Auch wenn die Generalversammlung der European Broadcasting Union am 4. und 5. Dezember bei ihrer Sitzung hinter verschlossenen Türen zu einem anderen Entscheid kommen sollte – mit seinem Besuch und seinem Statement hat Weißmann ein Zeichen gesetzt.

Ein Musikwettbewerb ist ein Musikwettbewerb. Keine Bühne für nationalistischen Hass, Antisemitismus oder Israel-Bashing.

Zurück zum Vorentscheid über den Austro-Act beim Song Contest 2026. Mehr als 500 Bewerbungen trudelten beim ORF ein. Ende November treten die 30 stärksten zu internen Live-Castings an. Daraus werden dann die zwölf Final-Acts für die TV-Show gekürt. Und da kann das Publikum – neben der Fachjury – dann mitbestimmen, wer uns in Wien vertritt.

Schön zu wissen, dass es auch Dinge in diesem Land gibt, die sich zum Besseren wenden. In Zeiten wie diesen

meint

Ihr

Christian W. Mucha


Christian W. Mucha’s Newsletter vom 18.11.2025

Liebe Leser

Nach dem – zwar absehbaren, aber dann doch abrupt erfolgten – Abgang von Austro-Mastermind Markus Breitenecker aus der Geschäftsführung der ProSiebenSat.1 Media SE in München hat man in Österreich offenkundig die Ärmel aufgekrempelt. Denn trotz einer Versicherungsgarantie (hier nachlesen), dass das Austro-Geschäft und die Austro-Tochter und ihre Mitarbeiter nicht um ihre Jobs und vor allem auch nicht um ihre Eigenständigkeit fürchten müssten, will man Dinge vorzeigen.

Man hat in Wien ein ganzes Bündel von neuen Sendungen in den letzten Wochen erarbeitet, die schon demnächst starten. Unbestritten ist, dass es harte Zeiten mit Sparmaßnahmen im Konzern geben wird. Und davon wird auch die – vergleichsweise kleine – Österreich-Tochter nicht verschont bleiben.

Nun liegen die Karten auf dem Tisch. Welche neuen Sendungsformate auf PULS 4, ATV, JOYN demnächst anlaufen werden, lesen Sie hier.

Darunter findet sich auch ein Public-Value-Format, das die Themen Medienkompetenz, Desinformation und digitale Selbstbestimmung behandeln soll und senderübergreifend ausgestrahlt wird. Durchaus passend auch der Titel „Breaking Media“ – ob darin wohl eine kleine Spitze enthalten ist, dass die gebeutelte und vom Auseinanderbrechen bedrohte Medienbranche viel Berichterstattungsraum für Rückgänge, Entlassungen, Einsparungen im nächsten Jahr brauchen wird …

Eines jedenfalls kann man den ProSieben-Puls-4-Sat.1-Machern und ihrem Austro-Team attestieren: Sie sind engagiert und fleißig bemüht, zu zeigen, dass sie etwas draufhaben.

Und das dürfte auch 300 Kunden und Partnern, denen morgen, Mittwoch, der Launch der neuen Formate präsentiert wird, nicht entgehen.

Herzlichst

Ihr

Christian W. Mucha


Christian W. Mucha’s Newsletter vom 13.11.2025

Liebe Leser

It’s time to run.

Was hilft es, an verschlossene Türen zu klopfen?

Bei 100 Newslettern im Jahr darf man – bitte vergeben Sie mir das – auch einmal über die eigenen Motive reflektieren.

Zu Allerheiligen gab es einen wunderbaren Artikel in der Kronen Zeitung, der mich sehr berührt hat. Dort wurden Sterbebegleiter interviewt, die Menschen in den letzten Tagen ihres Lebens gefragt haben, was sie bereuen. Und wie ein roter Faden zog es sich durch deren Aussagen: Ach, hätte ich mich nur in den letzten Jahren, die Gott mir geschenkt hat, mehr um meine Frau, meine Familie, meine Hobbys, meine Leidenschaften, das Reisen gekümmert – und nicht so viel Zeit mit der Arbeit vergeudet.

Als ich das mit meinen 71 Lenzen gelesen habe, hat es mich schon einigermaßen gebeutelt. Da liegt man dann länger wach – und fragt sich: Warum kann ich nicht um die Burg loslassen? Dabei läuft es im Moment weit besser, als ich das angenommen hatte.

Freilich nicht für die Medien- und Werbebranche. Wer sich als Branchenkenner bei den maßgeblichen Entscheidungsträgern umhört, erfährt täglich erschütternde Fakten: massive Auftragsrückgänge in allen Werbegattungen, ein überbordendes Abfließen der Spendings zu den digitalen Giganten.

Vor allem in die USA. Jüngst durfte ich darüber hier berichten. So stellt sich denn die Entscheidung, unser Print-Engagement im heurigen Frühjahr zu beenden, als goldrichtig dar.

Bei Kenny Rogers gibt es einen wunderbaren Songtext zum Thema, wie man sich als Pokerspieler richtig verhält. Er lautet: You have to know when to walk away. Know when to run.

Wer am Tisch sitzen bleibt, wenn die eigene Glückssträhne zur Neige geht, der ist selber schuld. Diese Kurve haben wir gerade noch rechtzeitig gekratzt. Mein Mitgefühl gilt all jenen, die Print weiterhin – allen Auguren zum Trotz – mit verbissener Verzweiflung betreiben.

Online-mäßig läuft es freilich (noch) gut bei uns.

Jetzt rechnet sich meine Grundeinstellung: dass ich schon zu alt bin, um mich einzubremsen, wenn es um das Schreiben der Wahrheit geht.

Das beweisen die vielen Kommentare auf meine Beiträge. Es gab wieder immens viel Reaktionen darauf, als ich geschrieben habe, dass die heimischen Werbespendings digital nach Amerika abfließen – und dass man doch österreichische Unternehmen stützen, bevorzugen und werblich auch künftig beauftragen sollte.

Michael Platzer von der Zugkraft gab mir jüngst ein Privatisimum über die heimische Digital-Out-of-Home-Landschaft.

Die Gewista, international besser bekannt als JCDecaux, steht im französischen Eigentum.
Epamedia gehört einem slowakischen Eigentümerkonsortium.
Goldbach Austria wurde 2025 vollständig von der niederländischen Azerion Group N.V. übernommen und firmiert seither als Azerion Austria GmbH.

An dieser Stelle sei bemerkt, dass sich die Zugkraft – ebenso wie eine Reihe anderer DOOH-Unternehmen – in österreichischem Eigentum befindet.

So wie übrigens auch die Screenfleet GmbH.
Das ist ein Unternehmen meiner Frau Ekaterina Mucha und von Dominik Unger. Ich persönlich bin dort nur mehr beratend tätig.

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Mein jüngstes Editorial vom vergangenen Dienstag ist ein weiteres Beispiel dafür, warum unsere Leser nach Wahrheit dürsten. Das Mailpostfach quillt förmlich über. Von Kommentaren, dass endlich einmal jemand darüber schreibt, wie der Niki Lauda in Wahrheit getickt hat.

Einer der hochdekoriertesten Manager im Luftfahrtgeschäft bringt es auf den Punkt. Er schreibt: „Da könnte ich noch einiges ergänzen zur Behandlung der Stewardessen bei der Lauda Air.“ Vom Konkurs der ersten Firma über den Verkauf der Lauda Air um zwei Milliarden Schilling an die Austrian Airlines. Der Niki hat es sich immer gerichtet.

Aber, so resümiert er, an einem “Heiligtum” hat sich seinerzeit keiner getraut zu rütteln. Und genau diese Zustimmung – die positiven Reaktionen von Ihrer Seite zeigen, dass es mir ein großes persönliches Anliegen ist, wahrhaftig zu sein.

Aus Furcht vor Budgetverlust Dinge unter den Tisch zu kehren – so wie so viele in diesem Land – kam für mich nie in Frage.

Dann macht es Spaß, täglich der Erste im Büro zu sein. Und als Letzter heimzugehen.

Schön, dass Ekaterina gleich denkt wie ich.

Bitte bleiben Sie mir gewogen.

Herzlichst

Ihr

Christian W. Mucha


Christian W. Mucha’s Newsletter vom 11.11.2025

Liebe Leser
In diesen Tagen sind gewaltige Diskussionen rund um das Erbe und den Erbrechtsstreit von Niki Laudas Witwe, Birgit Sieberer-Lauda, aufgepoppt.

Im Zuge eines dazu erschienenen Facebook-Postings haben wir eine Reihe höchst interessanter Kommentare erhalten – solche, die sich auf die damalige Geschäftsgebarung von Niki Lauda bezogen.

Die alten Römer hatten einen Spruch: De mortuis nil nisi bonum.
Will heißen: Über die Toten soll man nur Gutes sagen.

Aber irgendwo gibt es da eine Grenze.
Und irgendwo hatten alle seinerzeit Angst vor dem weltberühmten Niki Lauda – dieser Legende, die einst sogar gegenüber dem Bundeskanzler forderte, Austrian Airlines möge seiner Lauda Air die Binnenflugrechte übergeben.

Wir wissen das. Denn wir waren dabei. Und wurden vom damaligen AUA-Vorstandsdirektor DDr. Anton Heschgl eingeladen, diese Forderung mit aller Kraft zu bekämpfen.

Was meine FB-Freundin Vanessa Landmann über ihre Tätigkeit bei der Fly Niki erzählt, ist jedenfalls eine eigene Story wert.
Denn in dieser Dichte und Ehrlichkeit hat bisher noch niemand ausgepackt.

Lesen Sie hier das Interview mit ihr: Wie es mir bei Fly Niki erging.
Und machen Sie sich selbst Ihr Bild.

Niki – ruhe in Frieden.
Er war nicht nur sparsam.
Er war, was seine Mitarbeiter, deren Ausnutzung und „Behandlung“ betraf, auch durchaus „außergewöhnlich“.

Wie außergewöhnlich – entscheiden Sie bitte nach dem Lesen dieses Interviews, wünscht sich

Ihr

Christian W. Mucha


Christian W. Mucha’s Newsletter vom 6.11.2025

Liebe Leser

Ich glaube, das Geheimnis von gutem Journalismus ist, dass man Wissen über die Branche kompakt, knapp formuliert und gefüllt mit gut recherchiertem Inhalt distribuiert. Wer das bringt, der hat die Leser.

Sohin darf ich mir erlauben, über die wichtigsten Eckpfeiler zum Thema, warum es unserer Werbe- und Medienbranche so schlecht geht, zu reflektieren.

Die meisten von Ihnen – als bestinformierte Insider – werden vieles von dem, was ich jetzt schreibe, natürlich bestens wissen. Einiges freilich mag Sie überraschen. So wie auch mich – nach der entsprechenden detaillierten Recherche.

Das Hauptproblem unserer Branche liegt darin, dass die digitale Werbeindustrie mit immensem Wachstum in den letzten Jahren den Löwenanteil der Gesamtumsätze im Werbegeschäft an sich gezogen hat. 2024 betrug der Gesamtumsatz der großen Tech-Unternehmen wie Alphabet Inc. (Google), Meta Platforms und Amazon Inc. – und wie die alle heißen – den gewaltigen Betrag von 1,04 Billionen US-Dollar. Man bezeichnet eine Billion US-Dollar auch als Trillion. Damit Sie sich diese Zahl besser vorstellen können: Das ist eine Eins mit zwölf Nullen. Oder eine Million Millionen.

Das Wachstum dieses Marktes liegt bei jährlich über 20 Prozent. Der Gesamtwerbeumsatz in Österreich, basierend auf Fokus-Zahlen, sollte sich irgendwo bei 8 Milliarden Euro bewegen. Was natürlich niemals den realen Spendings der Branche entspricht, weil bei den Zählwerken etwa eine Tageszeitungsanzeige mit dem Listenpreis erhoben wird.

Und wie wir alle wissen, erhält keine Tageszeitung mehr den Listenpreis für ihre Anzeigen. Demzufolge dürften die Werbespendings in Wahrheit bei rund 5 Milliarden Euro im Jahr liegen. Jetzt zur mörderischen Zahl dabei: Bereits 2,7 Milliarden davon fließen an die digitalen Hightech-Unternehmen ab. Tendenz steigend.

Das heißt, dass die Medienagenturen den größten Anteil des Werbegeldes aus Österreich hinausschieben. Und die heimischen Unternehmen, ob Online-Plattformen und heimische Tech-Konzerne, ob TV-Sender und Streaming-Anbieter oder auch Out-of-Home-Werber, Printwerber, Radio- und Audio-Plattformen sowie diverse andere Werbekanäle, bereits weniger als die Hälfte der heimischen Werbeerlöse für sich verbuchen können.

Nun habe ich größtes Verständnis dafür, dass das Werbegeld natürlich dorthin fließt, wo die Menschen Aufmerksamkeit verbringen. Und das ist heute vor allem digital. Digitale Werbung auf den Handys, den Computern, den Laptops und den Tablets ist führend.

Auch, weil die Werbung dort gezielt messbar, personalisierbar und skalierbar ist. Jeder von uns weiß das: Wenn Sie heute einen Dünger im Internet suchen, dann haben Sie die nächsten drei Wochen Rasenmäherwerbung, Gartenscheren und Gärtnerhandschuhe, die plötzlich neben Ihren aufgerufenen Seiten aufpoppen.

Vance Packard (1914 – 1996), ein US-amerikanischer Sozialkritiker und Journalist, hatte mit seinen geheimen Verführern recht. Und der berühmte Österreicher und Pionier Ernest Dichter, der den amerikanischen Konzernen als Vater der Motivforschung beigebracht hat, wie man die manipuliert, grinst heute im Grab – wenn er sieht, wie seine Gedanken aus den 50er-Jahren heute instrumentalisiert und perfekt umgesetzt werden.

Nun fragen sich die heimischen Medienvertreter seit Wochen – eigentlich fragen sie ja nicht, sondern schimpfen wie die Rohrspatzen auf Medienminister Babler, die Bundesregierung und die Ministerien –, warum einerseits die Werbespendings der öffentlichen Hand so massiv reduziert wurden – und andererseits werden immer mehr Stimmen laut, dass man diese Tech-Giganten mit ihren 2,7 Milliarden Spendings ja eigentlich nur mit 40 Prozent besteuern müsste. Das Geld fließt dann an die heimischen Medienunternehmen zurück. Und die sind – mit einem Federstrich – für alle Zeiten saniert.

Von wegen.

Denn dazu muss man wissen, dass die digitalen Tech-Unternehmen in der EU bereits mehr Lobbyisten unterwegs haben, als es Abgeordnete im Europäischen Parlament gibt. 890 sind es mittlerweile, laut EU Perspectives. 437 Lobbyisten verfügen über Zugangsausweise. Und diese Herrschaften machen nichts anderes, als sich ununterbrochen dafür stark zu machen – unterstützt von gigantischen Budgets –, dass die EU nur ja keine Regulative, was die Stoppung der künstlichen Intelligenz betrifft, einsetzt, um deren Geschäftsmodell nicht zu gefährden.

Zu allem Überfluss erließ im Februar die Trump-Regierung eine Executive Order. Sie drohte ausländischen Regierungen mit Strafzöllen, falls diese die US-Tech-Konzerne mit Steuern oder Bußgeldern belegen.

Womit alles klar wäre: Babler und seine Mitstreiter können hundertmal den Mund weit aufreißen und Regulative fordern – wenn Trump, seine Administration und seine Finanzmacht mit der Faust auf Österreich draufhauen, weil wir die Tech-Giganten mit einer Steuer belegen, um die eigenen Medien zu sichern, dann sind wir beim lieben Augustin: Alles ist hin.

Soweit ein kurzer Exkurs zu den wahren Hintergründen des heimischen Mediendesasters. Es ist halt ein Spiel, wo es – wie überall – um nichts anderes als um die Kohle geht. Und um die Macht. Und gegen beides gemeinsam haben auch die größten österreichischen Medienhäuser nicht die geringste Chance

resümiert trocken

Ihr

Christian W. Mucha

P. S. Ein besonders übles Spiel spielen bei diesem internationalen Krieg um die Werbespendings und die Medienmacht die Mediaagenturen. Wie die international ticken und wie sie sich bei diesem üblen internationalen Spiel auf dem Rücken der verzweifelten heimischen Medienunternehmer monetär austoben, lesen Sie demnächst. Und zwar nur hier

verspricht der Obige.


Christian W. Mucha’s Newsletter vom 4.11.2025

Liebe Leser

An dieser Stelle darf ich Ihnen ein großes Geheimnis verraten: Mit herausragenden, hochintelligenten, nachhaltig gebildeten Menschen Interviews zu führen, gehört zu den schwierigsten Übungen überhaupt.

Jemand, der einfach gestrickt ist, seine Statements mit Alltagsplätzen garniert und in kurzen Sätzen spricht, macht es dem Schreiberling leicht, das Gesagte zu Papier zu bringen.

Schwierig wird es dann, wenn man auf eine der drei folgenden Spezies trifft.

„Der ohne Punkt und ohne Komma unbremsbare Redner“. Typisches Beispiel: Wolfgang Fellner. Der Mann hat etwas zu sagen. Keine Frage. Weil sein Erfolg darauf basiert, dass er sein Gegenüber von seinem Standpunkt um jeden Preis überzeugen will (muss), wiederholt er die Inhalte in vier verschiedenen Formulierungen und ist dabei das, womit wir mit Conchita den Song Contest gewonnen haben: Unstoppable.

„Der Fremdwörter-Schleuderer“. Sie oder er sind wahrhaftige Experten auf ihrem Feld. Wenn sie über Trifettsäureglycerinesterhochmolekularer Fettsäuren sprechen oder die Divergenz der nonkonformistischen Relevanz ausloben, dann weißt du: Bei diesem Text wirst du deine Leser verlieren. Und wenn du die Passagen so schreiben willst, dass sie lesbar werden, dann wirst du dir mit dem Eindeutschen und Verständlichmachen unendlich schwer tun.

„Die Thomas-Mann-Kopie“. Ich gebe es ehrlich zu: Ich habe mir bei den Buddenbrooks nicht unbedingt leicht getan. Wohl formuliert Mann natürlich fantastisch. Aber Sätze, die über sechs Zeilen gehen, fordern dich als Leser gewaltig. Leider gibt es auch bei Interviews Gesprächspartner, die sechszeilige Sätze – darin inkludiert 14 Nebensätze, fünfmal eine Klammer und neun Gedankenstriche – integrieren. Sie sind der Albtraum jedes Interviewers.

Diese drei Kategorien sind schwierig genug. Die schlimmste freilich sind die Nichtssager. Gott sei Dank interviewe ich nur ganz selten Politiker. Denn die sind die wahrhaftigen Meister darin. Sie haben ihr Leben auf den wunderbaren Talleyrand-Spruch – Ich lüge nie, aber niemand kann mich zwingen, die Wahrheit zu sagen – aufgebaut, stehlen dir mindestens eine Stunde deiner Zeit, und am Schluss des Ganzen kommst du darauf: Der hat ja überhaupt nichts von Wert, Inhalt und Substanz gesagt. Siehe Bla-Bla-Babler.

Walter Zinggl, IP-Urgestein und ein brillanter Branchenexperte, hat seine eigene Wolke, auf der er lebt. Mit seinem intellektuellen Status und seinen – durchaus fabelhaften, spannenden und erkenntnisreichen – Formulierungen tue ich mir deshalb schwer, weil ich weiß, dass das für rund 75 % unserer Leser zu hoch ist. Und ehrlicherweise auch für mich.

Danke also an Keywan Rezaei aus unserer Chefredaktion, dass er Zinggls Interview dank seiner journalistischen Erfahrung in einem Wordrap umgemünzt hat und es jetzt so daherkommt, dass Sie (und ich) das auch verstehen.

Zinggl hat freilich einen Satz gesagt, den sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen. Und solch einen Satz habe ich noch niemals vom Vorstand eines Medienunternehmens über den Vorstand eines anderen Medienunternehmens gehört. Und immerhin mache ich das schon seit 49 Jahren. Zinggl wörtlich: Man sollte bei Vereinbarungen (mit Markus Breitenecker) darauf achten, dass man sie schriftlich festhält.

Die Schlussfolgerung dieser Äußerung haben schon einige in der Branche am eigenen Leib verspürt. Und ich hüte mich, sie an dieser Stelle auszuformulieren. Weil ja eh jeder von Ihnen verstanden hat, was Zinggl damit meint. Und dazu braucht man keinen IQ von 170,

meint

Ihr

Christian W. Mucha


Christian W. Mucha’s Newsletter vom 30.10.2025

Liebe Leser

Das Match, das ORF-Sportchef Hannes Aigelsreiter und Moderatoren-Urgestein Rainer Pariasek, der sich jüngst massiv mit Entmachtung konfrontiert sah, lieferten, war – um es im Krankl-Jargon zu sagen – legendääär.

Und zu allem Überdruss hatte sich Aigelsreiter auch mit ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz angelegt, was ja vielleicht nicht ganz so schlimm gewesen wäre. Mit dem jüngsten Affront freilich hat er sich wohl auch gegenüber Generaldirektor Roland Weißmann sein „Gnack“ gebrochen.

Doch jetzt hat das Zittern ein Ende. Das Zittern, dass wir unseren heißgeliebten Pariasek – mit all seinen Versprechern, Hoppalas und seinen sympathischen Attitüden – verlieren würden, ist vorbei.

Und Rainer „Wahnsinn“ wird hoffentlich doch (noch?) nicht dasselbe Schicksal wie Wettermoderatorin Christa Kummer, Robert Kratky oder Elke Rock teilen. Es wäre auch fatal gewesen, künftig auf Pariaseks Pidgin-Englisch verzichten zu müssen. Und wenn uns künftig erspart bleiben würde, während die 27. platzierteste Skirennläuferin (natürlich eine Österreicherin) gerade von ihm interviewt wird, dass im rechten Teil des Bildschirms klein und kaum sichtbar eine neue Bestzeit aufleuchtet und die Regie verzweifelt versucht, Pariasek zu unterbrechen. Und aufzuhalten. Und das wahrhaftig Wichtige ins Bild zu bringen. Aber am Rainer kommt man bekanntlich nicht vorbei. Kainer.

Lieber Rainer, wenn du das liest: Ich bin dein Fan. Ohne irgendwelche Vorbehalte. Deine kleinen Eigenheiten sind genau das, was dich so sympathisch macht. Keiner von uns will einen perfekten Sportmoderator.

Und ja, wir amüsieren uns darüber, wenn deine Kollegen aus der ORF-Sportriege Sätze wie „Die Rennläuferin NN fährt sich vorne hinein“ oder „Da sind wir jetzt bei den Damen vorne drin, die unter den Top Ten gelandet sind“ absondern. Ein Schelm, der dabei Schlechtes denken würde. Nein, ich erfinde diese Sager nicht. Ich kann sie vorspielen. Nur manchmal sollte man halt bei seiner Formulierung ein wenig Vorsicht walten lassen.

Was war also zwischen Aigelsreiter und Pariasek, zwischen Groiss-Horowitz und Weißmann vorgefallen? In einem durchaus bemerkenswerten Interview mit der Tiroler Tageszeitung gab Aigelsreiter vor wenigen Tagen zum Besten, dass er künftig auch Junge zu Wort kommen lassen wolle. Gleichzeitig kündigte er vollmundig an, darüber nachzudenken, sich um den Posten des ORF-Generaldirektors zu bewerben. Was im nächsten Sommer entschieden wird.

Aigelsreiter hatte sich wohl damit ausgerechnet, seine Karten zu verbessern. Eine krasse Fehlentscheidung. Denn – wie ORF-GD Roland Weißmann am ExtraDienst-Telefon trocken bemerkte – hat er damit seinen Vertrag „glatt gebrochen“. Denn Interviews – auch aus der Führungsriege – müssen ausnahmslos über das Büro von Kommunikations-Zampano Martin Biedermann gehen. Darum hatte sich Aigelsreiter null geschert.

Von dem tönte es dem Vernehmen nach, er habe mündlich ein Go erhalten, dieses Interview geben zu dürfen. Wird schwer zu beweisen sein.

Warum bewirbt man sich nun um den ORF-Generaldirektoren-Posten, wenn man keine Chancen hat? Nun, aus strategischen Gründen, siehe Aigelsreiter, wäre es schon eine Option. Er selbst (und das hört man aus seinem Umfeld, mit ExtraDienst hat er natürlich nicht gesprochen – Zwinker – und verweist auf Martin Biedermann) lautet das Argument, dass jeder aus der Führungsriege, der den ORF schätzt, liebt und etwas weiterbringen wolle, wenn er sich das nur zutraut, sich durchaus einer derartigen Herausforderung stellen sollte.

Nun gibt es, wie kluge Menschen wissen, bei Prüfungen immer dieselbe Gruppe von Menschen, die garantiert durchfallen. Das sind jene, die gar nicht erst antreten. Und wenn man sich als Bundespräsident bewirbt, nicht die Unterstützung der Parteien hat und dann dennoch ein achtbares Ergebnis zustandebringt, dann ist das allemal für die eigene Vita durchaus positiv. Und trägt natürlich auch zum eigenen Standing und zur Bekanntheit bei. Siehe Richard Lugner.

Mittlerweile bereiten sich alle auf die Olympiade im Februar in Italien vor. Unter der neuen interimistischen Sportleitung von Veronika Dragon-Berger und Martin Szerencsi. Beide waren bisher Stellvertreter Aigelsreiters.

Viele Locations, kleine Teams. Und ja, eines steht fest – trotz des Matches: Pariasek wird wieder zum Einsatz kommen, wie ExtraDienst erfuhr. Es sei, so tönt man dort, kein Automatismus, dass Pariasek immer die Top-Geschichten mache, und die anderen, die nachrückten, brauchten auch Luft zum Atmen.

Kleine Teams, die in Mailand und Cortina aufmarschieren, sollen Großes leisten. Pariasek – Hurra! – soll aus Cortina berichten, und Alina Zellhofer wird in Borneo zum Zug kommen. Da tröstet es dann, wenn der alte Haudegen in Kitzbühel vielleicht einmal nicht das große Wort führen darf.

Aigelsreiter wurde schon von Bord gedrängt. Dass er einen bereits mehrfach angebotenen Golden Handshake akzeptiert, steht eher nicht zu erwarten. Derartige Auseinandersetzungen enden meist vor Gericht. Und das dauert. Aigelsreiter selbst hat bereits in der Tiroler Tageszeitung angekündigt, dass er gegen seine Absetzung rechtlich vorgehen wird.

Interessant ist auch, was die Verantwortlichen im ORF-Sport über Joyn denken. Das sei, so tönt es von dort, „nicht das Gelbe vom Ei“. Und wenn der ORF die Möglichkeit bekomme, wolle man sich davon schnellstmöglich verabschieden. Durch die Eigentumsänderungen bei der ProSiebenSat.1-Puls4-Gruppe ergeben sich dafür gute Möglichkeiten.

Aus dem Vertrag herauszukommen, den man sich seinerzeit – durch politische Machtstrukturen (in der Kurz-Ära war das oberste Dogma Kooperation der Sender in Österreich untereinander) – aufs Auge drücken lassen musste.

Natürlich macht es nicht besonders viel Spaß, wenn der ORF die Rechte für ein teures Fußballspiel oder für Skiübertragungen kauft und dafür ein Vermögen berappt, wenn Joyn das Ganze einigermaßen dreist vollmundig so darstellt, als wäre es der eigene Content. Da steigen den Verantwortlichen natürlich die Grausbirnen auf.

Da sollen auch bei ServusTV, wie man hört, furzgefüllte Luftballons durch die Gegend fliegen. Auch dort sucht man nach Hebeln, aus Joyn herauszukommen. Das vorhergehende Management habe das verpfuscht. Die neuen wollen es jetzt reparieren. Vertraglich gebe es da ganz gute Möglichkeiten, sich zu verabschieden.

Spannend, was da bei den Austro-Sendern gerade abgeht.

Kommenden Dienstag folgt dann die Abrechnung von IP-Urgestein Walter Zinggl. Der war schon immer ein brillanter Formulierer und exzellenter Kenner der Szene. Er nimmt sich im Interview mit mir kein Blatt vor den Mund. Das sollten Sie keinesfalls versäumen.

Doch für heute können wir Entwarnung geben. Der Pariasek muss Gott sei Dank seine Stöckelschuhe noch nicht ausziehen – wie Christa Kummer vor ihm.

Aber auch sein Tag des letzten TV-Auftritts rückt näher. Ein menschliches – und ganz speziell österreichisches – Schicksal. Besonders beim ORF

meint

Ihr

Christian W. Mucha

 

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