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Christian W. Mucha's Newsletter vom 13.11.2025

17.11.2025 9:00
Redaktion
© KI-Bild / MGM
Der Newsletter von Christian W. Mucha

Liebe Leser

Haben Sie unseren jüngsten Newsletter erhalten? Sie finden ihn hier. Und wenn Sie ihn gelesen haben – meinen Sie nicht, dass Sie da etwas versäumen?

Dabei wäre alles so einfach: bitte auf den Link hier klicken und Newsletter abonnieren. Dann sind Sie die/der Erste, die diese Exklusiv-Informationen erhält.

Und vergessen Sie nicht: Sie können den Newsletter jederzeit (!) abbestellen.


Christian W. Mucha’s Newsletter vom 13.11.2025

Liebe Leser

It’s time to run.

Was hilft es, an verschlossene Türen zu klopfen?

Bei 100 Newslettern im Jahr darf man – bitte vergeben Sie mir das – auch einmal über die eigenen Motive reflektieren.

Zu Allerheiligen gab es einen wunderbaren Artikel in der Kronen Zeitung, der mich sehr berührt hat. Dort wurden Sterbebegleiter interviewt, die Menschen in den letzten Tagen ihres Lebens gefragt haben, was sie bereuen. Und wie ein roter Faden zog es sich durch deren Aussagen: Ach, hätte ich mich nur in den letzten Jahren, die Gott mir geschenkt hat, mehr um meine Frau, meine Familie, meine Hobbys, meine Leidenschaften, das Reisen gekümmert – und nicht so viel Zeit mit der Arbeit vergeudet.

Als ich das mit meinen 71 Lenzen gelesen habe, hat es mich schon einigermaßen gebeutelt. Da liegt man dann länger wach – und fragt sich: Warum kann ich nicht um die Burg loslassen? Dabei läuft es im Moment weit besser, als ich das angenommen hatte.

Freilich nicht für die Medien- und Werbebranche. Wer sich als Branchenkenner bei den maßgeblichen Entscheidungsträgern umhört, erfährt täglich erschütternde Fakten: massive Auftragsrückgänge in allen Werbegattungen, ein überbordendes Abfließen der Spendings zu den digitalen Giganten.

Vor allem in die USA. Jüngst durfte ich darüber hier berichten. So stellt sich denn die Entscheidung, unser Print-Engagement im heurigen Frühjahr zu beenden, als goldrichtig dar.

Bei Kenny Rogers gibt es einen wunderbaren Songtext zum Thema, wie man sich als Pokerspieler richtig verhält. Er lautet: You have to know when to walk away. Know when to run.

Wer am Tisch sitzen bleibt, wenn die eigene Glückssträhne zur Neige geht, der ist selber schuld. Diese Kurve haben wir gerade noch rechtzeitig gekratzt. Mein Mitgefühl gilt all jenen, die Print weiterhin – allen Auguren zum Trotz – mit verbissener Verzweiflung betreiben.

Online-mäßig läuft es freilich (noch) gut bei uns.

Jetzt rechnet sich meine Grundeinstellung: dass ich schon zu alt bin, um mich einzubremsen, wenn es um das Schreiben der Wahrheit geht.

Das beweisen die vielen Kommentare auf meine Beiträge. Es gab wieder immens viel Reaktionen darauf, als ich geschrieben habe, dass die heimischen Werbespendings digital nach Amerika abfließen – und dass man doch österreichische Unternehmen stützen, bevorzugen und werblich auch künftig beauftragen sollte.

Michael Platzer von der Zugkraft gab mir jüngst ein Privatisimum über die heimische Digital-Out-of-Home-Landschaft.

Die Gewista, international besser bekannt als JCDecaux, steht im französischen Eigentum.
Epamedia gehört einem slowakischen Eigentümerkonsortium.
Goldbach Austria wurde 2025 vollständig von der niederländischen Azerion Group N.V. übernommen und firmiert seither als Azerion Austria GmbH.

An dieser Stelle sei bemerkt, dass sich die Zugkraft – ebenso wie eine Reihe anderer DOOH-Unternehmen – in österreichischem Eigentum befindet.

So wie übrigens auch die Screenfleet GmbH.
Das ist ein Unternehmen meiner Frau Ekaterina Mucha und von Dominik Unger. Ich persönlich bin dort nur mehr beratend tätig.

***********

Mein jüngstes Editorial vom vergangenen Dienstag ist ein weiteres Beispiel dafür, warum unsere Leser nach Wahrheit dürsten. Das Mailpostfach quillt förmlich über. Von Kommentaren, dass endlich einmal jemand darüber schreibt, wie der Niki Lauda in Wahrheit getickt hat.

Einer der hochdekoriertesten Manager im Luftfahrtgeschäft bringt es auf den Punkt. Er schreibt: „Da könnte ich noch einiges ergänzen zur Behandlung der Stewardessen bei der Lauda Air.“ Vom Konkurs der ersten Firma über den Verkauf der Lauda Air um zwei Milliarden Schilling an die Austrian Airlines. Der Niki hat es sich immer gerichtet.

Aber, so resümiert er, an einem “Heiligtum” hat sich seinerzeit keiner getraut zu rütteln. Und genau diese Zustimmung – die positiven Reaktionen von Ihrer Seite zeigen, dass es mir ein großes persönliches Anliegen ist, wahrhaftig zu sein.

Aus Furcht vor Budgetverlust Dinge unter den Tisch zu kehren – so wie so viele in diesem Land – kam für mich nie in Frage.

Dann macht es Spaß, täglich der Erste im Büro zu sein. Und als Letzter heimzugehen.

Schön, dass Ekaterina gleich denkt wie ich.

Bitte bleiben Sie mir gewogen.

Herzlichst

Ihr

Christian W. Mucha


Christian W. Mucha’s Newsletter vom 11.11.2025

Liebe Leser
In diesen Tagen sind gewaltige Diskussionen rund um das Erbe und den Erbrechtsstreit von Niki Laudas Witwe, Birgit Sieberer-Lauda, aufgepoppt.

Im Zuge eines dazu erschienenen Facebook-Postings haben wir eine Reihe höchst interessanter Kommentare erhalten – solche, die sich auf die damalige Geschäftsgebarung von Niki Lauda bezogen.

Die alten Römer hatten einen Spruch: De mortuis nil nisi bonum.
Will heißen: Über die Toten soll man nur Gutes sagen.

Aber irgendwo gibt es da eine Grenze.
Und irgendwo hatten alle seinerzeit Angst vor dem weltberühmten Niki Lauda – dieser Legende, die einst sogar gegenüber dem Bundeskanzler forderte, Austrian Airlines möge seiner Lauda Air die Binnenflugrechte übergeben.

Wir wissen das. Denn wir waren dabei. Und wurden vom damaligen AUA-Vorstandsdirektor DDr. Anton Heschgl eingeladen, diese Forderung mit aller Kraft zu bekämpfen.

Was meine FB-Freundin Vanessa Landmann über ihre Tätigkeit bei der Fly Niki erzählt, ist jedenfalls eine eigene Story wert.
Denn in dieser Dichte und Ehrlichkeit hat bisher noch niemand ausgepackt.

Lesen Sie hier das Interview mit ihr: Wie es mir bei Fly Niki erging.
Und machen Sie sich selbst Ihr Bild.

Niki – ruhe in Frieden.
Er war nicht nur sparsam.
Er war, was seine Mitarbeiter, deren Ausnutzung und „Behandlung“ betraf, auch durchaus „außergewöhnlich“.

Wie außergewöhnlich – entscheiden Sie bitte nach dem Lesen dieses Interviews, wünscht sich

Ihr

Christian W. Mucha


Christian W. Mucha’s Newsletter vom 6.11.2025

Liebe Leser

Ich glaube, das Geheimnis von gutem Journalismus ist, dass man Wissen über die Branche kompakt, knapp formuliert und gefüllt mit gut recherchiertem Inhalt distribuiert. Wer das bringt, der hat die Leser.

Sohin darf ich mir erlauben, über die wichtigsten Eckpfeiler zum Thema, warum es unserer Werbe- und Medienbranche so schlecht geht, zu reflektieren.

Die meisten von Ihnen – als bestinformierte Insider – werden vieles von dem, was ich jetzt schreibe, natürlich bestens wissen. Einiges freilich mag Sie überraschen. So wie auch mich – nach der entsprechenden detaillierten Recherche.

Das Hauptproblem unserer Branche liegt darin, dass die digitale Werbeindustrie mit immensem Wachstum in den letzten Jahren den Löwenanteil der Gesamtumsätze im Werbegeschäft an sich gezogen hat. 2024 betrug der Gesamtumsatz der großen Tech-Unternehmen wie Alphabet Inc. (Google), Meta Platforms und Amazon Inc. – und wie die alle heißen – den gewaltigen Betrag von 1,04 Billionen US-Dollar. Man bezeichnet eine Billion US-Dollar auch als Trillion. Damit Sie sich diese Zahl besser vorstellen können: Das ist eine Eins mit zwölf Nullen. Oder eine Million Millionen.

Das Wachstum dieses Marktes liegt bei jährlich über 20 Prozent. Der Gesamtwerbeumsatz in Österreich, basierend auf Fokus-Zahlen, sollte sich irgendwo bei 8 Milliarden Euro bewegen. Was natürlich niemals den realen Spendings der Branche entspricht, weil bei den Zählwerken etwa eine Tageszeitungsanzeige mit dem Listenpreis erhoben wird.

Und wie wir alle wissen, erhält keine Tageszeitung mehr den Listenpreis für ihre Anzeigen. Demzufolge dürften die Werbespendings in Wahrheit bei rund 5 Milliarden Euro im Jahr liegen. Jetzt zur mörderischen Zahl dabei: Bereits 2,7 Milliarden davon fließen an die digitalen Hightech-Unternehmen ab. Tendenz steigend.

Das heißt, dass die Medienagenturen den größten Anteil des Werbegeldes aus Österreich hinausschieben. Und die heimischen Unternehmen, ob Online-Plattformen und heimische Tech-Konzerne, ob TV-Sender und Streaming-Anbieter oder auch Out-of-Home-Werber, Printwerber, Radio- und Audio-Plattformen sowie diverse andere Werbekanäle, bereits weniger als die Hälfte der heimischen Werbeerlöse für sich verbuchen können.

Nun habe ich größtes Verständnis dafür, dass das Werbegeld natürlich dorthin fließt, wo die Menschen Aufmerksamkeit verbringen. Und das ist heute vor allem digital. Digitale Werbung auf den Handys, den Computern, den Laptops und den Tablets ist führend.

Auch, weil die Werbung dort gezielt messbar, personalisierbar und skalierbar ist. Jeder von uns weiß das: Wenn Sie heute einen Dünger im Internet suchen, dann haben Sie die nächsten drei Wochen Rasenmäherwerbung, Gartenscheren und Gärtnerhandschuhe, die plötzlich neben Ihren aufgerufenen Seiten aufpoppen.

Vance Packard (1914 – 1996), ein US-amerikanischer Sozialkritiker und Journalist, hatte mit seinen geheimen Verführern recht. Und der berühmte Österreicher und Pionier Ernest Dichter, der den amerikanischen Konzernen als Vater der Motivforschung beigebracht hat, wie man die manipuliert, grinst heute im Grab – wenn er sieht, wie seine Gedanken aus den 50er-Jahren heute instrumentalisiert und perfekt umgesetzt werden.

Nun fragen sich die heimischen Medienvertreter seit Wochen – eigentlich fragen sie ja nicht, sondern schimpfen wie die Rohrspatzen auf Medienminister Babler, die Bundesregierung und die Ministerien –, warum einerseits die Werbespendings der öffentlichen Hand so massiv reduziert wurden – und andererseits werden immer mehr Stimmen laut, dass man diese Tech-Giganten mit ihren 2,7 Milliarden Spendings ja eigentlich nur mit 40 Prozent besteuern müsste. Das Geld fließt dann an die heimischen Medienunternehmen zurück. Und die sind – mit einem Federstrich – für alle Zeiten saniert.

Von wegen.

Denn dazu muss man wissen, dass die digitalen Tech-Unternehmen in der EU bereits mehr Lobbyisten unterwegs haben, als es Abgeordnete im Europäischen Parlament gibt. 890 sind es mittlerweile, laut EU Perspectives. 437 Lobbyisten verfügen über Zugangsausweise. Und diese Herrschaften machen nichts anderes, als sich ununterbrochen dafür stark zu machen – unterstützt von gigantischen Budgets –, dass die EU nur ja keine Regulative, was die Stoppung der künstlichen Intelligenz betrifft, einsetzt, um deren Geschäftsmodell nicht zu gefährden.

Zu allem Überfluss erließ im Februar die Trump-Regierung eine Executive Order. Sie drohte ausländischen Regierungen mit Strafzöllen, falls diese die US-Tech-Konzerne mit Steuern oder Bußgeldern belegen.

Womit alles klar wäre: Babler und seine Mitstreiter können hundertmal den Mund weit aufreißen und Regulative fordern – wenn Trump, seine Administration und seine Finanzmacht mit der Faust auf Österreich draufhauen, weil wir die Tech-Giganten mit einer Steuer belegen, um die eigenen Medien zu sichern, dann sind wir beim lieben Augustin: Alles ist hin.

Soweit ein kurzer Exkurs zu den wahren Hintergründen des heimischen Mediendesasters. Es ist halt ein Spiel, wo es – wie überall – um nichts anderes als um die Kohle geht. Und um die Macht. Und gegen beides gemeinsam haben auch die größten österreichischen Medienhäuser nicht die geringste Chance

resümiert trocken

Ihr

Christian W. Mucha

P. S. Ein besonders übles Spiel spielen bei diesem internationalen Krieg um die Werbespendings und die Medienmacht die Mediaagenturen. Wie die international ticken und wie sie sich bei diesem üblen internationalen Spiel auf dem Rücken der verzweifelten heimischen Medienunternehmer monetär austoben, lesen Sie demnächst. Und zwar nur hier

verspricht der Obige.


Christian W. Mucha’s Newsletter vom 4.11.2025

Liebe Leser

An dieser Stelle darf ich Ihnen ein großes Geheimnis verraten: Mit herausragenden, hochintelligenten, nachhaltig gebildeten Menschen Interviews zu führen, gehört zu den schwierigsten Übungen überhaupt.

Jemand, der einfach gestrickt ist, seine Statements mit Alltagsplätzen garniert und in kurzen Sätzen spricht, macht es dem Schreiberling leicht, das Gesagte zu Papier zu bringen.

Schwierig wird es dann, wenn man auf eine der drei folgenden Spezies trifft.

„Der ohne Punkt und ohne Komma unbremsbare Redner“. Typisches Beispiel: Wolfgang Fellner. Der Mann hat etwas zu sagen. Keine Frage. Weil sein Erfolg darauf basiert, dass er sein Gegenüber von seinem Standpunkt um jeden Preis überzeugen will (muss), wiederholt er die Inhalte in vier verschiedenen Formulierungen und ist dabei das, womit wir mit Conchita den Song Contest gewonnen haben: Unstoppable.

„Der Fremdwörter-Schleuderer“. Sie oder er sind wahrhaftige Experten auf ihrem Feld. Wenn sie über Trifettsäureglycerinesterhochmolekularer Fettsäuren sprechen oder die Divergenz der nonkonformistischen Relevanz ausloben, dann weißt du: Bei diesem Text wirst du deine Leser verlieren. Und wenn du die Passagen so schreiben willst, dass sie lesbar werden, dann wirst du dir mit dem Eindeutschen und Verständlichmachen unendlich schwer tun.

„Die Thomas-Mann-Kopie“. Ich gebe es ehrlich zu: Ich habe mir bei den Buddenbrooks nicht unbedingt leicht getan. Wohl formuliert Mann natürlich fantastisch. Aber Sätze, die über sechs Zeilen gehen, fordern dich als Leser gewaltig. Leider gibt es auch bei Interviews Gesprächspartner, die sechszeilige Sätze – darin inkludiert 14 Nebensätze, fünfmal eine Klammer und neun Gedankenstriche – integrieren. Sie sind der Albtraum jedes Interviewers.

Diese drei Kategorien sind schwierig genug. Die schlimmste freilich sind die Nichtssager. Gott sei Dank interviewe ich nur ganz selten Politiker. Denn die sind die wahrhaftigen Meister darin. Sie haben ihr Leben auf den wunderbaren Talleyrand-Spruch – Ich lüge nie, aber niemand kann mich zwingen, die Wahrheit zu sagen – aufgebaut, stehlen dir mindestens eine Stunde deiner Zeit, und am Schluss des Ganzen kommst du darauf: Der hat ja überhaupt nichts von Wert, Inhalt und Substanz gesagt. Siehe Bla-Bla-Babler.

Walter Zinggl, IP-Urgestein und ein brillanter Branchenexperte, hat seine eigene Wolke, auf der er lebt. Mit seinem intellektuellen Status und seinen – durchaus fabelhaften, spannenden und erkenntnisreichen – Formulierungen tue ich mir deshalb schwer, weil ich weiß, dass das für rund 75 % unserer Leser zu hoch ist. Und ehrlicherweise auch für mich.

Danke also an Keywan Rezaei aus unserer Chefredaktion, dass er Zinggls Interview dank seiner journalistischen Erfahrung in einem Wordrap umgemünzt hat und es jetzt so daherkommt, dass Sie (und ich) das auch verstehen.

Zinggl hat freilich einen Satz gesagt, den sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen. Und solch einen Satz habe ich noch niemals vom Vorstand eines Medienunternehmens über den Vorstand eines anderen Medienunternehmens gehört. Und immerhin mache ich das schon seit 49 Jahren. Zinggl wörtlich: Man sollte bei Vereinbarungen (mit Markus Breitenecker) darauf achten, dass man sie schriftlich festhält.

Die Schlussfolgerung dieser Äußerung haben schon einige in der Branche am eigenen Leib verspürt. Und ich hüte mich, sie an dieser Stelle auszuformulieren. Weil ja eh jeder von Ihnen verstanden hat, was Zinggl damit meint. Und dazu braucht man keinen IQ von 170,

meint

Ihr

Christian W. Mucha


Christian W. Mucha’s Newsletter vom 30.10.2025

Liebe Leser

Das Match, das ORF-Sportchef Hannes Aigelsreiter und Moderatoren-Urgestein Rainer Pariasek, der sich jüngst massiv mit Entmachtung konfrontiert sah, lieferten, war – um es im Krankl-Jargon zu sagen – legendääär.

Und zu allem Überdruss hatte sich Aigelsreiter auch mit ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz angelegt, was ja vielleicht nicht ganz so schlimm gewesen wäre. Mit dem jüngsten Affront freilich hat er sich wohl auch gegenüber Generaldirektor Roland Weißmann sein „Gnack“ gebrochen.

Doch jetzt hat das Zittern ein Ende. Das Zittern, dass wir unseren heißgeliebten Pariasek – mit all seinen Versprechern, Hoppalas und seinen sympathischen Attitüden – verlieren würden, ist vorbei.

Und Rainer „Wahnsinn“ wird hoffentlich doch (noch?) nicht dasselbe Schicksal wie Wettermoderatorin Christa Kummer, Robert Kratky oder Elke Rock teilen. Es wäre auch fatal gewesen, künftig auf Pariaseks Pidgin-Englisch verzichten zu müssen. Und wenn uns künftig erspart bleiben würde, während die 27. platzierteste Skirennläuferin (natürlich eine Österreicherin) gerade von ihm interviewt wird, dass im rechten Teil des Bildschirms klein und kaum sichtbar eine neue Bestzeit aufleuchtet und die Regie verzweifelt versucht, Pariasek zu unterbrechen. Und aufzuhalten. Und das wahrhaftig Wichtige ins Bild zu bringen. Aber am Rainer kommt man bekanntlich nicht vorbei. Kainer.

Lieber Rainer, wenn du das liest: Ich bin dein Fan. Ohne irgendwelche Vorbehalte. Deine kleinen Eigenheiten sind genau das, was dich so sympathisch macht. Keiner von uns will einen perfekten Sportmoderator.

Und ja, wir amüsieren uns darüber, wenn deine Kollegen aus der ORF-Sportriege Sätze wie „Die Rennläuferin NN fährt sich vorne hinein“ oder „Da sind wir jetzt bei den Damen vorne drin, die unter den Top Ten gelandet sind“ absondern. Ein Schelm, der dabei Schlechtes denken würde. Nein, ich erfinde diese Sager nicht. Ich kann sie vorspielen. Nur manchmal sollte man halt bei seiner Formulierung ein wenig Vorsicht walten lassen.

Was war also zwischen Aigelsreiter und Pariasek, zwischen Groiss-Horowitz und Weißmann vorgefallen? In einem durchaus bemerkenswerten Interview mit der Tiroler Tageszeitung gab Aigelsreiter vor wenigen Tagen zum Besten, dass er künftig auch Junge zu Wort kommen lassen wolle. Gleichzeitig kündigte er vollmundig an, darüber nachzudenken, sich um den Posten des ORF-Generaldirektors zu bewerben. Was im nächsten Sommer entschieden wird.

Aigelsreiter hatte sich wohl damit ausgerechnet, seine Karten zu verbessern. Eine krasse Fehlentscheidung. Denn – wie ORF-GD Roland Weißmann am ExtraDienst-Telefon trocken bemerkte – hat er damit seinen Vertrag „glatt gebrochen“. Denn Interviews – auch aus der Führungsriege – müssen ausnahmslos über das Büro von Kommunikations-Zampano Martin Biedermann gehen. Darum hatte sich Aigelsreiter null geschert.

Von dem tönte es dem Vernehmen nach, er habe mündlich ein Go erhalten, dieses Interview geben zu dürfen. Wird schwer zu beweisen sein.

Warum bewirbt man sich nun um den ORF-Generaldirektoren-Posten, wenn man keine Chancen hat? Nun, aus strategischen Gründen, siehe Aigelsreiter, wäre es schon eine Option. Er selbst (und das hört man aus seinem Umfeld, mit ExtraDienst hat er natürlich nicht gesprochen – Zwinker – und verweist auf Martin Biedermann) lautet das Argument, dass jeder aus der Führungsriege, der den ORF schätzt, liebt und etwas weiterbringen wolle, wenn er sich das nur zutraut, sich durchaus einer derartigen Herausforderung stellen sollte.

Nun gibt es, wie kluge Menschen wissen, bei Prüfungen immer dieselbe Gruppe von Menschen, die garantiert durchfallen. Das sind jene, die gar nicht erst antreten. Und wenn man sich als Bundespräsident bewirbt, nicht die Unterstützung der Parteien hat und dann dennoch ein achtbares Ergebnis zustandebringt, dann ist das allemal für die eigene Vita durchaus positiv. Und trägt natürlich auch zum eigenen Standing und zur Bekanntheit bei. Siehe Richard Lugner.

Mittlerweile bereiten sich alle auf die Olympiade im Februar in Italien vor. Unter der neuen interimistischen Sportleitung von Veronika Dragon-Berger und Martin Szerencsi. Beide waren bisher Stellvertreter Aigelsreiters.

Viele Locations, kleine Teams. Und ja, eines steht fest – trotz des Matches: Pariasek wird wieder zum Einsatz kommen, wie ExtraDienst erfuhr. Es sei, so tönt man dort, kein Automatismus, dass Pariasek immer die Top-Geschichten mache, und die anderen, die nachrückten, brauchten auch Luft zum Atmen.

Kleine Teams, die in Mailand und Cortina aufmarschieren, sollen Großes leisten. Pariasek – Hurra! – soll aus Cortina berichten, und Alina Zellhofer wird in Borneo zum Zug kommen. Da tröstet es dann, wenn der alte Haudegen in Kitzbühel vielleicht einmal nicht das große Wort führen darf.

Aigelsreiter wurde schon von Bord gedrängt. Dass er einen bereits mehrfach angebotenen Golden Handshake akzeptiert, steht eher nicht zu erwarten. Derartige Auseinandersetzungen enden meist vor Gericht. Und das dauert. Aigelsreiter selbst hat bereits in der Tiroler Tageszeitung angekündigt, dass er gegen seine Absetzung rechtlich vorgehen wird.

Interessant ist auch, was die Verantwortlichen im ORF-Sport über Joyn denken. Das sei, so tönt es von dort, „nicht das Gelbe vom Ei“. Und wenn der ORF die Möglichkeit bekomme, wolle man sich davon schnellstmöglich verabschieden. Durch die Eigentumsänderungen bei der ProSiebenSat.1-Puls4-Gruppe ergeben sich dafür gute Möglichkeiten.

Aus dem Vertrag herauszukommen, den man sich seinerzeit – durch politische Machtstrukturen (in der Kurz-Ära war das oberste Dogma Kooperation der Sender in Österreich untereinander) – aufs Auge drücken lassen musste.

Natürlich macht es nicht besonders viel Spaß, wenn der ORF die Rechte für ein teures Fußballspiel oder für Skiübertragungen kauft und dafür ein Vermögen berappt, wenn Joyn das Ganze einigermaßen dreist vollmundig so darstellt, als wäre es der eigene Content. Da steigen den Verantwortlichen natürlich die Grausbirnen auf.

Da sollen auch bei ServusTV, wie man hört, furzgefüllte Luftballons durch die Gegend fliegen. Auch dort sucht man nach Hebeln, aus Joyn herauszukommen. Das vorhergehende Management habe das verpfuscht. Die neuen wollen es jetzt reparieren. Vertraglich gebe es da ganz gute Möglichkeiten, sich zu verabschieden.

Spannend, was da bei den Austro-Sendern gerade abgeht.

Kommenden Dienstag folgt dann die Abrechnung von IP-Urgestein Walter Zinggl. Der war schon immer ein brillanter Formulierer und exzellenter Kenner der Szene. Er nimmt sich im Interview mit mir kein Blatt vor den Mund. Das sollten Sie keinesfalls versäumen.

Doch für heute können wir Entwarnung geben. Der Pariasek muss Gott sei Dank seine Stöckelschuhe noch nicht ausziehen – wie Christa Kummer vor ihm.

Aber auch sein Tag des letzten TV-Auftritts rückt näher. Ein menschliches – und ganz speziell österreichisches – Schicksal. Besonders beim ORF

meint

Ihr

Christian W. Mucha

 

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