“Die Finanzierung des ORF ist nachhaltig geregelt”
ORF-Generaldirektor Weißmann warnt vor Sparzwängen, während die Publikumszahlen weiterhin hoch bleiben.

Die ORF-Finanzierung ist gesichert, doch die wirtschaftlichen Herausforderungen bleiben groß – das ist die zentrale Botschaft, die ORF-Generaldirektor Roland Weißmann im Publikumsrat vermittelte. Während der öffentlich-rechtliche Sender weiterhin Millionen von Menschen in Fernsehen, Radio und Online erreicht, wirft die geplante Nicht-Valorisierung des ORF-Beitrags ab 2027 große Fragen auf. Ohne Anpassungen könnte bis 2031 ein Einsparbedarf von 220 Millionen Euro entstehen.
ORF unter finanziellem Druck
Der ORF bleibt ein zentraler Bestandteil der österreichischen Medienlandschaft. Mit täglich 3,6 Millionen TV-Zusehern, 4,5 Millionen Radiohörern und rund 7 Millionen Social-Media-Followern behält er eine hohe Reichweite. Auch die Streaming-Plattform ORF ON wächst stetig: 387 Millionen Nettoviews pro Monat und ein umfangreiches Content-Angebot von 5.000 Stunden zeigen eine steigende Nachfrage nach digitalen Angeboten.
Trotz dieser Erfolge betonte Weißmann, dass der ORF in den kommenden Jahren drastische Sparmaßnahmen umsetzen müsse. Die bereits laufenden Einsparungen von 325 Millionen Euro zwischen 2023 und 2026 würden durch weitere 220 Millionen Euro zwischen 2027 und 2031 ergänzt werden müssen. „Wir werden jeden Stein einzeln umdrehen müssen“, so Weißmann. Besonders die hohen Abgaben und steigenden Kosten am Standort Wien seien eine Herausforderung.
ORF-Beitrag und Gebührenstruktur
Ein wesentlicher Punkt in der Diskussion war die ORF-Haushaltsabgabe. Während die Zahlungsmoral insgesamt hoch sei, gebe es vereinzelt Schwierigkeiten, vor allem bei Unternehmen. 243.000 Betriebe entrichten einen oder zwei Beiträge, während nur 82 Firmen von der Höchstabgabe betroffen sind. Weißmann verteidigte das System, verwies jedoch darauf, dass es vereinzelt Kritik an der Höhe der Abgaben gebe.
Respektvolle Publikumsstudie
Eine vom Publikumsrat beauftragte Studie attestiert dem ORF insgesamt eine gute Performance, zeigt aber auch Verbesserungsmöglichkeiten auf. Während 75 Prozent der Befragten einen respektvollen Umgang in Interviews und Diskussionen sehen, halten nur 54 Prozent der Befragten die Berichterstattung des ORF für ausgewogen und sehen ausreichend unterschiedliche Meinungen repräsentiert. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass fast die Hälfte der Befragten die Ausgewogenheit der Berichterstattung infrage stellt.
Ein weiteres Ergebnis der Studie: 35 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Hintergrundberichte und politische Analysen, ebenso wie mehr Diskussionsformate mit direkter Publikumsbeteiligung. Der ORF reagierte bereits und erweiterte das Format „Ein Ort am Wort“ auf alle Bundesländer.
Reform des Publikumsrats geplant
Die Zusammensetzung des Publikumsrats wird sich bald ändern. Bis Ende März muss die Bundesregierung ein Urteil des Verfassungsgerichtshofs umsetzen, das eine zu starke Einflussnahme der Politik auf die ORF-Gremien bemängelt hatte. Die Zahl der Regierungssitze im Publikumsrat wird von 17 auf 14 reduziert, während andere Institutionen mehr Mitbestimmung erhalten.
Trotz finanzieller und struktureller Herausforderungen bleibt der ORF eine zentrale Informationsquelle für die österreichische Bevölkerung. Doch ob die langfristige Finanzierung ohne Anpassung des ORF-Beitrags tatsächlich nachhaltig gesichert ist, bleibt abzuwarten.
(APA/ORF/red)