Dichand erhält freie Bahn für die „Krone“
Die Funke-Gruppe steigt aus, die Behörden winken durch – die Kronen Zeitung geht komplett an die Familie Dichand.

Was seit Jahren als fast unlösbarer Gesellschafterknoten galt, ist nun entflochten und gleichzeitig neu geschnürt worden: Die deutschen Funke-Medien geben ihren 50-Prozent-Anteil an der Kronen Zeitung an Christoph Dichand ab. Die Bundeswettbewerbsbehörde verzichtete auf eine vertiefte Prüfung, der Bundeskartellanwalt ebenfalls. Damit fiel am 1. November das Durchführungsverbot – der Weg für die Transaktion war frei. In der österreichischen Medienszene gilt dieser Schritt als eine der markantesten Verschiebungen seit Langem.
Die neue Eigentumslage
Faktisch bedeutet der Rückzug der Funke-Gruppe: Die reichweitenstärkste Tageszeitung des Landes – mit einer Printreichweite von gut 21 Prozent und einer kombinierten Markenreichweite von rund 27 Prozent laut aktueller Media-Analyse – gehört künftig wieder vollständig der Familie Dichand. Die internen Besitzverhältnisse blieben von offizieller Seite vorerst unkommentiert. Der Standard berichtet, dass Christoph Dichand gemeinsam mit seinem Bruder Michael die Kontrolle übernehmen soll; rund zwei Drittel der Anteile könnten demnach bei Christoph liegen. Zugleich schreibt die Zeitung, dass auch der Anteil der Schwester Johanna Dichand in diesen Tagen „mitgegangen“ sein soll. Eine offizielle Bestätigung dieser Neuordnung steht aus.
Mediaprint im Fokus
Mit dem Wechsel stellt sich auch die Frage nach der künftigen Architektur der Mediaprint, dem größten Zeitungsverlagskonzern des Landes und logistischen Rückgrat eines großen Teils des österreichischen Tageszeitungsmarkts. Hierfür kursieren mögliche Szenarien: Die Kooperation mit dem Kurier – an dem Funke ebenfalls knapp 50 % hält – könnte in eine neue Phase eintreten, nachdem sich Raiffeisen offen für eine Übernahme der verbleibenden Funke-Anteile gezeigt hat.
Unstrittig ist: Mit dem Komplettzugriff auf die Kronen Zeitung stärkt Christoph Dichand seine Rolle als prägende Figur im österreichischen Mediengefüge noch einmal deutlich. In Kombination mit der publizistischen Präsenz seiner Frau Eva Dichand – Herausgeberin der Gratiszeitung Heute – entsteht ein familiäres Mediencluster, das in Reichweite und politischem Gewicht einzigartig im Land ist.
(red)