“Blühendes Österreich” als Stiftung des Jahres
Österreich zählt 945 gemeinnützige Stiftungen – doch familiäre Konstruktionen prägen das Bild ebenso.

In Österreich haben Stiftungen seit der Einführung des Privatstiftungsgesetzes im Jahr 1993 blühenden Zulauf erfahren. Insgesamt wurden über 4.000 Privatstiftungen gegründet, von denen heute noch rund 2.900 bestehen. Daneben gibt es 945 Stiftungen und Fonds, die ausdrücklich gemeinnützigen Zwecken dienen – sie investieren jährlich rund 120 bis 130 Millionen Euro ins Gemeinwohl. Doch dieser Teil des Stiftungswesens ist nur eine Seite der Medaille: Denn die Mehrheit der Privatstiftungen blüht in ganz anderen Feldern.
Zwischen Gemeinwohl und Familieninteressen
Denn blühend ist auch die Praxis, Vermögen innerhalb enger Familienkreise zu sichern. Unternehmerdynastien und illustre Namen haben die Stiftung zum Werkzeug gemacht, um Besitz und Einfluss in geschlossenen Strukturen weiterzugeben. Oft entstehen daraus wiederum blühende Beteiligungsgeflechte, die nicht vorrangig das Gemeinwohl im Sinn haben, sondern Nachfolge, Kontrolle und steuerliche Optimierung.
Dass prominente Persönlichkeiten – man denke an Immobilienprojekte rund um Rene Benko – ihre Stiftungen nicht allein dem Gemeinwohl widmen, ist kein Geheimnis. Privatstiftungen sind damit in Österreich beides: ein Kanal für blühende Geschäfte und ein Vehikel für punktuelle gesellschaftliche Verantwortung.
Bildung und Soziales als wachsender Fokus
Die aktuelle Untersuchung der Wirtschaftsuniversität Wien zeigt dennoch, dass auch im klassischen Gemeinnützigkeitsbereich Bewegung herrscht. 945 gemeinnützige Stiftungen und Fonds engagieren sich im Land, viele davon in sozialen Diensten, Bildungsprogrammen oder kulturellen Projekten. Besonders die Zahl der Bildungsstiftungen ist in den vergangenen 15 Jahren deutlich gestiegen – über 100 davon fördern heute Forschung, Stipendien und kreative Bildungsangebote.
In Summe investieren diese Einrichtungen jährlich rund 120 bis 130 Millionen Euro in Projekte, die ohne privates Engagement kaum sprießen würden. Eine Entwicklung, die zeigt, dass neben den geschlossenen Familienstiftungen auch eine offene Seite des Stiftungswesens existiert.
Die blühende Auszeichnung
Und so kam es, dass am internationalen Tag der Stiftungen wieder die jährlichen Awards vergeben wurden. Ausgezeichnet wurden unter anderem Martin und Gerda Essl für ihre Essl Foundation. Den Titel „Stiftung des Jahres“ aber erhielt – nomen est omen – Blühendes Österreich.
Seit zehn Jahren engagiert sich diese Stiftung im Naturschutz und in der Biodiversität. Ein Projekt, das zeigt, wie blühend das Zusammenspiel von privatem Kapital und zivilgesellschaftlichem Einsatz sein kann – jenseits aller familiären Zweckbindungen.
(APA/red)