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Beschädigen Expats Österreichs Image?

Internationale Fachkräfte loben unser Gesundheitssystem, kritisieren aber Umgang der Einheimischen und den Alltag.

02.09.2025 13:09
Redaktion
© Adobe

Österreich landet in der neuen Expat-Insider-Studie des Netzwerks InterNations einmal mehr im Mittelfeld. Platz 23 von 46 Ländern ist kein Ruhmesblatt – schon gar nicht, wenn man genauer hinsieht: In der Kategorie „Ease of Settling In“ fiel die Alpenrepublik weit zurück. Unfreundlichkeit der Bevölkerung, Schwierigkeiten beim Freundschaften schließen und geringe Akzeptanz bargeldloser Zahlungen prägen das Bild.

Österreichs Standortfaktoren

Gerade für internationale Fach- und Führungskräfte, die für einige Jahre von Konzernen oder Institutionen nach Wien entsandt werden, sind solche Rankings mehr als akademische Fingerübungen. Sie fließen in Employer Branding, Standortentscheidungen und die Wahrnehmung Österreichs als Arbeitsmarkt ein. Wenn Expats öffentlich attestieren, dass sie sich nicht willkommen fühlen, bleibt das in globalen HR-Abteilungen nicht ungehört. Ein Imageschaden für das Land ist also durchaus möglich.

Jammern auf hohem Niveau?

Gleichzeitig darf man den Blick nicht verengen. Wer in Österreich als „Expat“ gilt, gehört zu einer privilegierten Minderheit: gute Jobs, sichere Verträge, Wohnungen in Innenstadtlagen. Dass gerade diese Gruppe Unfreundlichkeit oder fehlende Kreditkarten-Akzeptanz beklagt, wirkt auf viele Leser und Leserinnen wie Nörgelei. Von den weit zahlreicheren Arbeitsmigranten in Bau, Pflege, Landwirtschaft oder Gastronomie ganz zu schweigen – ihre Stimmen tauchen in Umfragen seltener auf.

Zwischen Realität und Projektion

Die Expat-Studie erzählt also weniger über das Land an sich als über die Perspektive einer globalisierten Elite. Österreich bleibt ein Land mit hoher Lebensqualität, aber schwieriger Willkommenskultur. Die Frage ist: Wer trägt den Imageschaden stärker davon – die Republik, die als verschlossen gilt? Oder die Expats, die als „spoiled brats“ erscheinen, sobald sie ihre Sicht der Dinge öffentlich machen?

Wer zahlt die Charme-Offensive?

Bleibt die Frage, wer einspringt, um den Expats das Land schmackhafter zu machen. Zuständig wäre die Wirtschaftskammer Österreich. Mit einem gezielten Marketingbudget könnte sie versuchen, das Image bei den Expats aufzupolieren. Ob sich die dadurch wirklich umstimmen lassen – oder ob Österreich mit seiner spröden Art schlicht ehrlich bleibt – das steht auf einem anderen Blatt.

(APA/red)

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