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Wenn das Mediengeschäft des Internets kollabiert

Künstliche Intelligenz verändert das Internet und stellt die Geschäftsmodelle und die Freiheit der Medien infrage.

22.09.2025 9:53
Redaktion
© KI-generiert mit DALL:E von OpenAI

Die Diskussion über die Rolle von KI in der Medienwelt nimmt Fahrt auf. Immer deutlicher zeigt sich, dass die Technologie nicht nur Chancen eröffnet, sondern auch das wirtschaftliche Fundament des Journalismus ins Wanken bringt. Der Kern der Kritik richtet sich auf sogenannte KI-Zusammenfassungen, die Nutzerinnen und Nutzern auf den ersten Blick Antworten liefern, ohne dass sie die dahinterliegenden Quellen noch anklicken müssen. Damit versiegt ein wesentlicher Teil des Traffics, von dem Medien bisher abhängig waren.

Cloudflare-Chef Matthew Prince warnte in einem Interview, dass dadurch das „Geschäftsmodell des Internets zusammenbricht“. Es sei heute wesentlich schwieriger, Aufmerksamkeit für Inhalte zu erzielen als zu jener Zeit, als Suchmaschinen noch auf klassische Linklisten setzten. Betroffen sind nicht nur Verlage, sondern auch Autorinnen, Podcaster, Wissenschaftler und viele andere, die ihre Arbeit digital verbreiten.

Medien im Abwehrkampf

Tatsächlich reagiert die Branche bereits juristisch. In Deutschland haben große Verlage wie Axel Springer und andere Klage gegen Google eingereicht, weil die Einführung der KI-Übersicht in der Suche als Eingriff in ihre Geschäftsgrundlage gesehen wird. Auch in den USA laufen Verfahren gegen Konzerne wie Meta oder Apple, die urheberrechtlich geschützte Werke für das Training ihrer Systeme genutzt haben sollen. Die zentrale Forderung lautet, dass Inhalte nicht mehr kostenlos von KI-Systemen verwertet werden dürfen, sondern durch Lizenzmodelle geschützt werden.

Deepfakes und KI-Moderatoren

Gleichzeitig werden die gesellschaftlichen Folgen diskutiert. Die jüngste Staffel der Serie The Morning Show auf Apple TV+ nimmt Deepfakes und KI-generierte Moderatorinnen zum Ausgangspunkt für ein Nachdenken über Wahrheit, Manipulation und journalistische Verantwortung. Fiktion und Realität berühren sich hier auf frappierende Weise, denn auch in der öffentlichen Debatte geht es längst um die Frage, ob Künstliche Intelligenz Medien bereichert – oder sie auf gefährliche Abwege führt.

„Black Mirror“- Welt

Der Ausblick bleibt offen. Klar ist nur, dass der Journalismus auf faire Rahmenbedingungen angewiesen ist, um seine Rolle zu erfüllen. „Wir brauchen Journalisten, wir brauchen Wissenschaftler, wir brauchen Forscher, und wir können nicht zulassen, dass neue Technologien dieses Geschäftsmodell einfach ersticken“, sagt Prince. Dass Medienhäuser weltweit rechtliche Schritte einleiten, zeigt, dass dieser Kampf längst begonnen hat.

Zum Schluss bleibt ein Szenario, das Prince selbst als „beängstigend wahrscheinlich“ beschreibt. In Anlehnung an die Netflix-Serie Black Mirror skizziert er eine Zukunft, in der große KI-Unternehmen eigene Redaktionen aufbauen und damit das globale Informationssystem dominieren. „Es ist nicht allzu abwegig, sich eine Welt vorzustellen, in der Sam Altman sagt: ,Wissen Sie was? Wir gründen einfach unsere eigene Associated Press.‘“ Sollte dieses Modell Wirklichkeit werden, würde die Vielfalt an unabhängigen Stimmen verschwinden und durch die Sichtweisen weniger Konzerne ersetzt, die das Wissen nach eigenen Überzeugungen formen.

(red)

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