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Vernetzte Medienfrauen blicken anders

Frauen in Medienberufen diskutierten über den „Female Gaze“ und die Macht der Bilder im APA-Pressezentrum.

25.04.2025 11:06
Redaktion
© Mirjam Reither
Podiumsdiskussion und Netzwerk-Event von Frauennetzwerk Medien und APA

Was bedeutet es, wenn Frauen anders sehen – und anders gesehen werden wollen? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Diskussionsveranstaltung „Frauen sehen’s anders“ vom Frauennetzwerk Medien, die im APA-Pressezentrum in Wien stattfand. Im Fokus: der Begriff Female Gaze, der als Gegenstück zum Male Gaze verstanden wird – einem Konzept, das die männlich geprägte Darstellung von Frauen in Medien kritisch beleuchtet.

Martina Madner, Inge Letz, Stefanie Leodolter, Luzia Strohmayer-Nacif, Franziska Mayr-Keber, Juliane Ahrer.
Martina Madner, Inge Letz, Stefanie Leodolter, Luzia Strohmayer-Nacif, Franziska Mayr-Keber, Juliane Ahrer. | © Mirjam Reither

Der Male Gaze, in den 1970er-Jahren von der britischen Filmtheoretikerin Laura Mulvey geprägt, beschreibt die Perspektive, aus der Frauen häufig als Objekte männlicher Begierde inszeniert werden. Der Female Gaze hingegen will diese Sichtweise erweitern, neue Bildsprachen ermöglichen und andere Lebensrealitäten sichtbar machen. Dabei geht es weniger darum, Männer selbst zum Objekt zu machen, sondern vielmehr darum, bestehende Sichtweisen auf Frauen bewusster und vielfältiger zu gestalten – ein Anliegen, das sowohl Frauen als auch Männer in der Medienproduktion betrifft.

Starrer Blick auf Weiblichkeit

Martina Madner, Journalistin und Vorsitzende des Frauennetzwerks Medien, stellte klar: „Frauen haben nicht von Geburt an einen anderen Blick. Wir erlernen ihn als feministische Journalistinnen.“ Der vermeintlich neutrale Blick in Medien sei oft ein einseitiger, männlich dominierter. Um dem entgegenzuwirken, brauche es gezielte Aufmerksamkeit und alternative Bilder.

Ein Beispiel: Die Klimakrise mit Bildern junger Frauen im Bikini zu bebildern, sei nicht nur sexistisch, sondern verharmlosend, so Edith Ginz von Moment.at. „Was wollen Frauen sehen?“ – diese Frage müsse stärker in den Vordergrund rücken.

Franziska Mayr-Keber, Regisseurin, betonte: „Eine respektvolle Bildsprache ist entscheidend.“ Sexualisierte Darstellungen, etwa in Dokumentationen über Yoga, verfehlten oft den Kern des Themas.

Inge Letz, die in den 1970er-Jahren Regie bei großen TV-Shows führte, erinnerte sich an Zeiten, in denen sie männlich geprägte Kameraeinstellungen bewusst korrigieren musste. Noch heute sei es wichtig, den „weiblichen Blick gezielt einzusetzen“, um einseitige Bilder zu vermeiden.

Juliane Ahrer, Moderatorin von „What the FEM?“ auf W24, sprach sich für mehr Raum für weibliche und queere Perspektiven aus. Der Male Gaze präge nach wie vor viele mediale Entscheidungen – hier gelte es, bewusst gegenzusteuern und Sichtweisen, auch intersektional, zu erweitern.

Stefanie Leodolter (Ö1) betonte, wie wichtig es sei, sich des eigenen Blicks bewusst zu werden und ihn sprachlich präzise zu formulieren, um bestehende Normen zu hinterfragen und zu verändern. Luzia Strohmayer-Nacif, Leiterin des APA Visual Desk, stellte das Projekt Zukunftsbild vor, das mit vielfältigen Bildwelten das Vertrauen in Medien stärken soll. „Die Welt von heute kann nicht mit den Bildern von gestern gezeigt werden“, so ihr Fazit.

Podiumsdiskussion und Netzwerk-Event von Frauennetzwerk Medien und APA
Podiumsdiskussion und Netzwerk-Event von Frauennetzwerk Medien und APA | © Mirjam Reither

Die Diskussion machte deutlich: Der Female Gaze ist nicht bloß ein theoretisches Konstrukt, sondern ein praktisches Werkzeug, um Medieninhalte bewusster und vielfältiger zu gestalten. Im Zentrum stand dabei, männlich geprägte Sichtweisen zu hinterfragen und neue Perspektiven zu etablieren. Diese Debatte kreiste vor allem um die Männer – um deren Einfluss, deren Blick, deren Verantwortung.

(OTS/red/key)

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