SMS-Kommunikation verteidigt ihren Platz
Das Service hat seine besten Tage hinter sich, bleibt aber für Marketing und Sicherheitszwecke relevant.

Der Rückgang der klassischen SMS hat beachtliche Fahrt aufgenommen. Im 3. Quartal 2024 wurden in Österreich nur noch 219 Millionen SMS verschickt – ein Minus von 17 Prozent oder 45 Millionen gegenüber dem Vorjahr, wie die Regulierungsbehörde RTR am Mittwoch mitteilte. Dem gegenüber stehen gewaltige 25,8 Milliarden Chatnachrichten, die im selben Zeitraum über Plattformen wie WhatsApp, Signal und iMessage getippt wurden.
Kult-Signalton
Die SMS – also die „Short Message Service“-Nachricht – war einst das Nonplusultra digitaler Kommunikation. Ab den 1990er-Jahren verbreitete sich der Dienst explosionsartig. Wer ein Nokia 3210 besaß, hatte nicht nur Snake, sondern auch die Möglichkeit, in 160 Zeichen zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen. Die SMS war kurz, direkt – und unverbindlich.
Auch im Marketing sorgte die SMS bald für Furore: Erste Werbebotschaften landeten direkt im Posteingang der Konsumenten. Oft handelte es sich um Rabattaktionen, Club-Einladungen oder Produktneuvorstellungen. Was heute als Spam gilt, war damals Pionierarbeit. Genau diese Frühphase führte zu ersten Debatten über Datenschutz, Zustimmung und personalisierte Werbung – und führte zu ersten Debatten über Datenschutz, Zustimmung und personalisierte Werbung – Themen, die später auch in der DSGVO gesetzlich verankert wurden.
Spam und Schutz
Die SMS wurde damit zum Auslöser für eine ganze Generation von Regulierungen. Der direkte Draht zum Endkunden war für Werber einerseits verlockend, andererseits gefährlich: Die fehlende Filtermöglichkeit und der Überraschungseffekt machten die SMS-Werbung zur Gratwanderung. Aus der Not wurde eine Tugend – und Behörden rund um den Globus begannen, schärfere Spielregeln für den digitalen Werbemarkt zu erlassen.
Auch heute noch hat die SMS in bestimmten Bereichen eine klare Nische: bei der Zwei-Faktor-Authentifizierung und der Zustellung von Einmal-Codes. Der Grund: Sie funktioniert netzunabhängig und ohne App-Installation – selbst auf älteren Geräten. Doch selbst dieser Bereich steht vor Herausforderungen.
Da viele Nutzer Nachrichten unbekannter Absender ignorieren oder blockieren, setzen Anbieter zunehmend auf Messenger-Dienste. Um Sicherheitscodes trotzdem zuverlässig zustellen zu können, greifen Anbieter auf spezielle Whitelisting-Mechanismen, smarte Filter-Algorithmen oder Backup-Kommunikationswege wie E-Mail zurück.
Die SMS lebt
Zwar verschwindet die SMS immer mehr aus dem Alltag der Konsumenten, tot ist sie aber nicht. Vom sozialen Kommunikationsmittel hin zum technischen Dienstleister wird sie noch genutzt. Während sich die Chat-Welt rasant weiterentwickelt, bleibt die SMS als digitaler Grundpfeiler erhalten – ein Relikt aus einer anderen Zeit, das sich seinen Platz bewahrt hat.
(APA/red)
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