RTL setzt Umbau fort und streicht Stellen
RTL Deutschland baut 600 Stellen ab und richtet sein Geschäftsmodell stärker auf Streaming aus.
Die Bestätigung kam am Montagnachmittag aus Köln: RTL Deutschland vollzieht einen der tiefgreifendsten Umbauten der vergangenen Jahre und streicht rund 600 Stellen. Damit fällt der Personalabbau geringer aus als zuletzt kolportierte Zahlen von bis zu 1.000 Jobs – die strategische Stoßrichtung bleibt jedoch eindeutig. RTL verschiebt seinen operativen Schwerpunkt noch stärker in Richtung RTL+, dorthin, wo Wachstum und Wettbewerb heute stattfinden.
Streaming im Zentrum der Konzernlogik
Die Zahlen erklären den Strukturwandel: Seit 2019 sind die linearen TV-Werbeerlöse in Deutschland um mehr als 20 Prozent gesunken. Gleichzeitig hat der Konzern massiv in RTL+ investiert und die Abonnentenzahl von 0,8 auf über 6,6 Millionen gesteigert. Schon 2026 soll der Dienst profitabel sein – eine optimistische Aussage angesichts des Konkurrenzdrucks durch andere Anbieter.
Der Umbau folgt dieser Logik: Ressourcen wandern dorthin, wo die Kurve steigt. RTL+ wird zum Zentrum des Geschäftsmodells, der lineare Bereich verliert weiter an strategischer Schwerkraft. Der Konzern legt Wert darauf, dass der Stellenabbau „sozialverträglich“ erfolgen soll – über Abfindungsprogramme und Altersteilzeitmodelle, begleitet von den Betriebsräten.
Strukturwandel mit Ansage
CEO Stephan Schmitter nennt den Schritt notwendig, „um langfristig erfolgreich und wettbewerbsfähig zu bleiben“. Zugleich verweist er auf Inhalte, Sport und Nachrichten als publizistische Konstanten. Und auf die geplante Sky-Übernahme: Sie passt in die Richtung, die RTL einschlägt – mehr Streaming-Reichweite, mehr Plattform-Power, weniger Abhängigkeit vom Werbemarkt.
Für die Branche zeigt die Entwicklung vor allem eines: Der Streaming-Shift lässt klassisches Fernsehen und ihre Macher:innen hinter sich. RTL reagiert mit einem Umbau, der in seiner Tiefe über pure Kostendisziplin hinausgeht. Er signalisiert auch anderen Marktteilnehmern, wie bereit man sein muss, unnützen Ballast abzuwerfen.
(APA/red)