Anzeige

KI-Weihnachtsspot von Gurkerl sorgt für Unruhe

Gurkerl präsentiert einen KI-Weihnachtsspot, der Reaktionen von bewundernd bis ablehnend auslöst.

01.12.2025 11:35
Redaktion
© Rohlik Gruppe
Screenshot Gurkerl KI Spot

Der Online-Supermarkt Gurkerl hat seine diesjährige Weihnachtskampagne vorgestellt – und trifft damit gleich zwei aktuelle Nervpunkte der Marketingbranche: technische Machbarkeit und emotionale Wirkung. „Almost. Not This Time.“ heißt der Spot, vollständig inhouse und ausschließlich mittels KI produziert. 80 Stunden Arbeit, sieben Tools, über 1.500 Prompts: Die Rohlik Gruppe (Gurkerl-Mutterunternehmen) zeigt, wie KI Produktionsprozesse verschlanken kann – und löst damit zugleich eine Diskussion über Qualität, Wertschätzung und Arbeitskultur aus.

Hier geht’s zum Spot auf YouTube

KI als Produktionslabor

Die zentral von der Rohlik Gruppe (Online-Lebensmittelhändler mit Hauptsitz in Tschechien) entwickelte Kampagne inszeniert die Geschichte einer Familie, die im Dezember beinahe am Vorbereitungsstress scheitert und durch den Service von gurkerl.at wieder zur Ruhe findet. Laut Art Managerin Veronika Vondrková wäre eine konventionelle Produktion „mehrere Monate“ und „mehrere hunderttausend Euro“ teuer geworden. Die KI-Version entstand mit einer Person und rund 400 Euro.

Die Botschaft, die Gurkerl kommuniziert: KI kann kreative Prozesse beschleunigen und neue Werbemöglichkeiten eröffnen. Das Versprechen, das der Spot macht: Weniger Stress, mehr gemeinsame Zeit – der Kern des Weihnachtsnarrativs.

Emotionales Versprechen – nüchterne Reaktionen

Auf den Social-Media-Kanälen prallte die Kampagne allerdings auf ein anderes Empfinden. Die Kritik reicht von „Null Stimmung“ über „Traurig“ bis zu klaren Ablehnungen gegenüber dem Produktionsmodell. Mehrfacher Tenor: Wenn ein 98-Sekunden-Spot mit 5-Euro-Stundenlogik beworben werde, sende das ein fragwürdiges Signal – fachlich wie gesellschaftlich.

Einige Userstimmen fürchten, dass die gezeigte Effizienz als Blaupause missverstanden werden könnte: Kostendruck nach unten und sinkende Wertschätzung für kreative Arbeit. Andere kritisieren schlicht das Ergebnis: „Ein Spot für nix …“

Zugleich entlädt sich der Ärger an einem zweiten Punkt: Energieverbrauch und ökologische Kosten. In Kommentaren wird hinterfragt, ob der Einsatz zahlreicher KI-Modelle mit Blick auf Rechenlast und CO₂-Bilanz verantwortungsvoll sei.

Ein Spot als Brennglas

Was Gurkerl inhaltlich erzählen wollte – echte Momente, Ruhe, Zusammensein – geht in der Debatte unter. Zur Diskussion steht nicht die Story der KI-Familie, sondern eine größere Frage: Wie viel KI verträgt Glaubwürdigkeit und die eines Unternehmens, und in welchem Verhältnis stehen Produktionskosten, Qualität und Wirkung?

Dass der Spot technisch möglich ist, hat Gurkerl demonstriert. Was er auslöst, zeigt sich nun ebenso. Ob die Botschaften von Künstlichkeit Lebensmittelhandel überhaupt kompatibel sind, scheint mehr als fraglich.

(PA/red)

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Beitrag teilen

Das könnte Sie auch interessieren