Das war 2025 – Medien in APA-Schlagzeilen
Eine Branche schwindet ++ Ärger über Big Tech ++ Zwei neue Förderungen in Arbeit ++ Gesetzliche Neuerungen beim ORF ++ "Krone" einigte sich mit Funke ++ Rückzug von Wegscheider und Kratky.
Wenn 2026 verläuft wie 2025, ist es um Österreichs Medienbranche sehr düster bestellt. Um zu diesem Befund zu gelangen, muss man sich nur vergegenwärtigen, wie viele Medienhäuser heuer (massiv) Stellen abgebaut haben. Eine der Ursachen: Es fließt so viel Werbegeld wie noch nie nach Übersee. Medienminister Andreas Babler (SPÖ) kündigt zwei neue Förderungen an. Im ORF wird eine (kleine) Gremienreform umgesetzt, und die “Krone” ist bald wieder ganz in der Hand der Dichands.
Eine Branche schwindet
Wie viele Stellen heuer genau abgebaut wurden, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, da sich so manches Medienhaus in Schweigen hüllt und der Abbau teils auch schleichend passiert, wenn etwa Funktionen nach Pensionierungen nicht nachbesetzt werden. Mehrere Hundert Personen sind es aber jedenfalls, die im Laufe des Jahres ihren Job in der Branche verloren haben. Damit dürften schon deutlich unter 5.000 hauptberufliche Journalistinnen und Journalisten im Land tätig sein. Eine Erhebung im “Journalisten-Report” aus dem Jahr 2007 kam noch auf rund 7.100 Journalistinnen und Journalisten – damit ging seit der Jahrtausendwende mindestens ein Drittel der journalistischen Jobs verloren.
Die Ursachen sind mannigfaltig, ein paar Trends zehren aber an den Kräften vieler Medienhäuser gleichermaßen: So fließt immer mehr Werbegeld zu internationalen Plattformen ab. Im 3. Quartal 2025 sind es bereits 63 Prozent der von heimischen Werbetreibern aufgebrachten Mittel. Vor wenigen Jahren waren es “erst” 50 Prozent. Gleichzeitig sinken die Print-Abo-Zahlen weiter, während es den meisten Medienhäusern nach wie vor schwer fällt, die Einnahmenverluste im digitalen Raum etwa mit Paywall-Inhalten zu kompensieren. Aber immerhin kommt die Zahlungsbereitschaft für Onlinejournalismus langsam in Schwung: Laut dem Digital News Report ist die Anzahl an Personen, die im Vorjahr für Onlinenews gezahlt haben, von 13,7 Prozent der Befragten auf 22 Prozent angestiegen.
Ärger über Big Tech
Angesichts von Big Tech und deren – im Gegensatz zu österreichischen Medien – weitgehend unregulierten Social-Media-Plattformen und KI-Anwendungen rückt die heimische Medienbranche zusehends zusammen. Der Ruf nach verpflichtender Auffindbarkeit österreichischer Inhalte, stärkerem Jugendschutz und Steuergerechtigkeit wird stetig lauter. Für Ärger sorgt, dass für KI-Anwendungen Archive von Medienhäusern geplündert werden – ohne Rücksicht auf Urheberrechte – und mittlerweile implementierte “AI-Overviews”, die nach Suchanfragen aufscheinen, die Zugriffszahlen auf heimische Nachrichtenportale sinken lassen.
Vizekanzler und Medienminister Babler sucht zur stärkeren Big-Tech-Regulierung den Schulterschluss mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen EU-Staaten. Einem Alleingang – etwa in Form einer Erhöhung der auf große internationale Plattformen abzielenden Digitalsteuer – steht er nicht zuletzt mit Blick auf die gegenwärtige (Vergeltungs-)Zollpolitik skeptisch gegenüber.
Zwei neue Förderungen in Arbeit
Der Medienbranche will Minister Andreas Babler (SPÖ) mit zwei neuen Förderungen unter die Arme greifen. Eine Vertriebsförderung, die die kostspielige Zustellung von Zeitungen auch in entlegenste Täler sicherstellen soll, ist für 2026 geplant und mit 25 Mio. Euro dotiert. Weitere 30 Mio. Euro sollen in ein Projekt mit dem Arbeitstitel “Meine-Zeitung-Abo” fließen. Damit sollen eigens von Medienhäusern für junge Menschen geschürte Inhaltspakete gefördert werden. Auch gibt Babler eine Analyse der gegenwärtigen Medienförderung in Auftrag, um sie anschließend neu aufzustellen. Der Rechnungshof hatte zuvor kritisiert, dass die Medienförderung den Ausbau der Medienvielfalt behindere und kaum Qualitätskriterien verankert seien.
Gespart wird von Babler und der Bundesregierung dagegen bei der Inseratenvergabe. Die Werbeausgaben sinken im 1. Halbjahr 2025 um 83 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf nie da gewesene 3,2 Mio. Euro. Der Boulevard ist erzürnt. Babler rechtfertigt den Schritt damit, Medienpolitik nicht mittels Inseraten betreiben zu wollen.
Gesetzliche Neuerungen beim ORF
Im ORF wird nach einem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs (VfGH) aus dem Jahr 2023, das zu großes Gewicht der Bundesregierung bei der Bestellung der ORF-Gremien feststellte, eine (kleine) Reform von ORF-Stiftungsrat und -Publikumsrat umgesetzt. Auch wird das Anhörungsrecht der Landeshauptleute vor der Bestellung von ORF-Landesdirektoren abgeschafft. ORF Sport+ in linearer Form und das ORF-Radiosymphonieorchester (RSO) sind bis 2029 gesichert, muss das öffentlich-rechtliche Medienhaus die beiden doch bis dahin weiterbetreiben, um jährlich 35 Mio. Euro mehr aus den ORF-Beitragseinnahmen verwenden zu dürfen.
Den Auftakt zu einer größeren ORF-Reform fasst die Bundesregierung für Herbst 2026 ins Auge – und damit unmittelbar nach der nächsten ORF-Generaldirektorenwahl. Auch der 70. Eurovision Song Contest (ESC), den der ORF im kommenden Mai in Wien zu stemmen hat, ist dann bereits Geschichte.
“Krone” einigte sich mit Funke
Ein Ende findet der jahrzehntelange Streit der Familie Dichand mit der deutschen Funke-Mediengruppe. Letztere zieht sich als Gesellschafter aus der reichweitenstärksten Zeitung des Landes zurück. Das Boulevardmedium ist künftig allein in der Hand der Dichands – zuvorderst von Herausgeber und Chefredakteur Christoph Dichand. Auch beim “Kurier” könnte die Funke-Gruppe aussteigen, Raiffeisen hat bereits Interesse an den Anteilen bekundet.
In Deutschland erfolgt die Übernahme der ProSiebenSat.1-Gruppe durch Media for Europe (MFE) – dem Medienkonzern der Familie des früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi. Das ist insofern relevant, als der österreichische Tochterkonzern ProSiebenSat.1Puls4 hierzulande u.a. vier Fernsehsender und eine Streamingplattform betreibt. MFE habe sich zu lokalem Content und News sowie der Unabhängigkeit der Infodirektion und den Redaktionsleitlinien in Österreich bekannt, wird hierzulande versichert, nachdem in Deutschland die Führungsriege ausgetauscht worden ist. Markus Breitenecker, der viele Jahre ProSiebenSat.1Puls4 geführt hat, legt seine erst 2024 beim deutschen Mutterkonzern angetretene Position als COO zurück.
Rückzug von Wegscheider und Kratky
In Salzburg tritt Ferdinand Wegscheider als ServusTV-Intendant zurück. Er bleibt aber mit seinem umstrittenen Wochenkommentar “Der Wegscheider” präsent und fungiert als Berater für den Privatsender. Bei Ö3 heißt es Abschied nehmen von Moderator Robert Kratky, beim ORF-Wetter von Christa Kummer und von Hannes Aigelsreiter, der als ORF-Sportchef abgesetzt wird. Bekannt wird zudem, dass nach über 25 Jahren keine weiteren Sendungen von “Barbara Karlich – Talk um 4” (früher: “Barbara Karlich Show”) gedreht werden. Gestorben sind u.a. der Wiener Medienmanager Helmut Thoma, der einst RTL als Geschäftsführer groß machte und das deutsche Privatfernsehen nachhaltig prägte, und Peter Rapp, der als Moderator mit Schlagfertigkeit und Humor Kultstatus erlangte.
Neu auf der Welt sind dagegen zwei kleinere Medien: “Jetzt” startet im November nach etwas holpriger Mitgliederkampagne mit Journalismus in Audio- und Textform durch, wobei auf eine App und Austausch mit den Mitgliedern gesetzt wird. “Zwischenbrücken” beliefert die Bewohnerinnen und Bewohner des 2. und 20. Wiener Gemeindebezirks mit kritischem Lokaljournalismus.
(APA)