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Programmmacherin aus Leidenschaft: Kathrin Zechner wird 60

 Arbeitete viele Jahre als Fernseh- und Programmdirektorin des ORF - Geburtstag am 17. Mai
©unsplash

Sie kann auf fast 20 Jahre als Fernseh- bzw. Programmdirektorin des ORF verweisen und prägte damit maßgeblich, was sich ein großer Teil der österreichischen Bevölkerung tagtäglich im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ansieht. Auch heute noch werden die Fähigkeiten der passionierten Programmmacherin im ORF geschätzt. Sie werkt mittlerweile abseits des Rampenlichts noch bis Ende Juni in der Formatentwicklung. Am Mittwoch, 17. Mai, wird Kathrin Zechner 60 Jahre alt.

Geboren wurde Zechner 1963 in Graz. Für ihr Studium – Jus und Theaterwissenschaften – zog es sie in den 80er-Jahren nach Wien. Dort dockte sie nach Abschluss ihrer Hochschulausbildung auch beim ORF an. Von 1986 bis 1991 arbeitete sie in der ORF-Unterhaltungsabteilung. Noch keine 30 Jahre alt, wechselte sie zum Münchner Privatsender tele 5 und wurde dort auch unter Mithilfe von Gehard Zeiler Unterhaltungschefin. Nach einem Zwischenstopp bei Endemol als Programm-Managerin holte sie der frisch gekürte ORF-Generalintendant Zeiler zurück zum öffentlich-rechtlichen Medientanker nach Wien. Mit erst 31 Jahren betätigte sie sich dort von 1995 bis 2002 als Programmintendantin. Zeiler schätzte sie als Beispiel der von ihm angestrebten “Mischung aus Hauskenntnis und internationaler Erfahrung”.

Mit dem Antritt von Monika Lindner als ORF-Chefin nahm die ORF-Karriere von Zechner vorübergehend ein Ende. Bis zu ihrer Rückkehr betätigte sie sich mitunter für acht Jahre bei den Vereinigten Bühnen Wien (VBW), wo sie auch die Intendanz für den Musicalbereich verantwortete. Bei ihrem Abschied meinte sie, die vergangenen Jahre gehörten zu “den schönsten, bewegendsten und aufregendsten Jahren meines Lebens”. Sie habe versucht, den international ausgerichteten Musicalbetrieb weiterzuführen und gleichzeitig “eine neue Facette aufzumachen”. “An jeder Produktion ist mein Herzblut gehangen. Das sind alles meine Kinder, meine Perlen in der Krone meiner Tätigkeit”, sagte sie.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz machte ihr aber offenbar die Rückkehr zum Fernsehen schmackhaft. 2012 heuerte sie zum zweiten Mal als Fernsehchefin im ORF an, wobei ihre Bedingung war, “frei und unabhängig agieren zu können”. In einem Interview betonte sie, dass ihre einzige Richtschnur bei der Programmgestaltung das Publikum sei – sonst niemand: “Ich diene mich niemandem an, fürchte mich aber auch vor niemandem. Ich bin schon einmal mit aufrechtem Gang gegangen”, sagte sie in Anspielung auf das Jahr 2002.

Programmlich setzte sich Zechner zum Ziel, “mehr Unverwechselbarkeit durch mehr Eigenproduktionen” zu erreichen, auch wenn finanzielle Vorgaben diesem Bestreben mitunter Grenzen setzten. Mit der Etablierung der “Vorstadtweiber” oder etwa auch den “Landkrimis” sorgte sie jedoch für Quotenhits. Auch auf die Beamten-Sitcom “MA2412” und historische Stoffe wie “Das ewige Lied” kann die Mutter zweier Söhne stolz verweisen. Zechner bewies auch wiederholt Hartnäckigkeit, die oft belohnt wurde, als sie etwa die nicht unumstrittene Entscheidung, Conchita Wurst zum Eurovision Song Contest zu schicken, durchsetzte. Für viel Arbeit sorgte die Corona-Pandemie, in der zahlreiche Sondersendungen ins Programm gehoben wurden und Flexibilität angesagt war. “Herausforderungen sind dazu da, um sie zu meistern. Und am besten gelingt einem das mit kühlem Kopf und gelassener, konzentrierter Professionalität”, meinte sie dazu.

Die Pandemie war noch nicht vorbei, da musste Zechner ihren Posten trotz neuerlicher Bewerbung als Programmdirektorin mit Anfang 2022 an Stefanie Groiss-Horowitz abgeben. Gerne hätte sie noch den Vorabend in ORF 1 neu aufgestellt. Pläne seien dazu schon seit langem in ihrem Team entwickelt worden. Diese Aufgabe fiel aber letztlich ihrer Nachfolgerin zu. Unter dem neuen ORF-Chef Roland Weißmann verließ Zechner aber nicht das Unternehmen, sondern blieb dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit einem reduzierten Vertrag samt Konkurrenzklausel mit Schwerpunkt auf Formatentwicklung erhalten.

Auch nach dem näherrückenden Abschied vom ORF will Zechner ihren “Kreativmuskel” einsetzen. Sie hält Impulsreferate und steht internationalen Konzernen als Beraterin zur Verfügung, wie sie auf APA-Anfrage mitteilt. Dass sie mit ihrem Aus als Programmdirektorin weitgehend aus den Medien verschwand, stört Zechner nicht. “Der Tausch des Rampenlichts mit dem Licht der Zuneigung im Familien- und Freundeskreis ist gut und richtig.”

APA/Red.

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