Ein Aufreger am roten Teppich
Das Medienereignis der Woche waren die Grammy Awards. „Queen B“ Beyoncé schrieb Geschichte, da sie als erste schwarze Frau den Grammy für das Beste Country-Album erhielt. Doch nicht nur musikalische Meilensteine sorgten für Gesprächsstoff. Während die Feuerwehrleute in Kalifornien auf der Bühne für einen bewegenden Moment sorgten, stahl ein anderes Paar allen Preisträgern die Show.
Dem Ex-Mann von Kim Kardashian entgeht keine Gelegenheit, weltweit in die Schlagzeilen zu kommen. Und so tanzte er mit seiner Angetrauten auf den Red Carpet der Grammys. Sie trug einen Pelzmantel, den sie prompt abwarf, und stand danach praktisch nackt vor den Kameras der Weltpresse.
Den weltweiten Shitstorm hat Kanye West wohl einkalkuliert: Es gibt keine bessere Promotion als einen solchen Skandal. Alles minutiös eingeplant, mit Ranküne vorbereitet, und nur mit dem einzigen Ziel, möglichst viel Öffentlichkeit zu generieren. Und Öffentlichkeit bedeutet Bekanntheit, Bekanntheit bedeutet Interesse – und Interesse führt automatisch zum Verkauf seines jüngsten Werks. Auch die Social-Media-Accounts des Paares explodieren förmlich. Das wiederum generiert Reichweite und Geld. Nun mag man von der Aktion halten, was man will – traurig ist, dass sich kein Medium die Nacktfotos entgehen ließ.
Bei all dem ist mir etwas aufgefallen: Bianca Censori dürfte nicht gerade glücklich mit den Kommandos gewesen sein, die ihr Ehemann ihr gegeben hat, und mit der ganzen Aktion insgesamt. Jeder Amateur-Körperspracheanalytiker erkennt, dass ihr das alles sichtlich peinlich ist. Ihre Körpersprache, ihre Gestik, ihre Motorik, die Position ihrer Beine, das ungelenke Dastehen, der Gesichtsausdruck – hier ist eines klar: Da bringt ein Mann mit Nachdruck seine Frau dazu, etwas zu tun, das ihr im Grunde ihres Herzens zutiefst zuwider ist (siehe „wenn meine Eltern das sehen könnten“) – und sie spielt mit. Zwangsläufig.
Es war ein erbärmliches Schauspiel. Traurig, dass man mit Erbärmlichem fette Geschäfte machen kann. Aber so ist sie nun einmal, unsere Welt.
CEMU